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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Gedanken zu bekommen.
    Der Senator hob schwach die Hand und krümmte den Zeigefinger.
    Die einige Meter abseits wartende Schwester eilte herbei und löste die Bremse am Stuhl.
    »Folgen Sie uns bitte«, sagte sie und schob den alten Mann in Richtung Fahrstuhl. »Der Senator ist schon sehr schwach und benötigt viel Kraft zum Sprechen. Daher verständigen wir uns nur durch Zeichen. Dann fühlt er sich nicht verpflichtet, seine Stimme über zu strapazieren. Ich bringe ihn und Sie jetzt in das Empfangszimmer. Dort können Sie ihm alles erzählen.«
    »Wie lange wohnt der Senator schon hier?«
    Die Schwester lächelte und gab die Frage wie an einen Taubstummen mit Zeichensprache weiter.
    Der zuckte kurz mit den Fingern.
    »Er wohnt schon länger hier, als ich alt bin. Über fünfundzwanzig Jahre.«
    Die alte Hand wedelte flach hin und her, als passe dem Senator etwas nicht.
    »Der Senator wünscht momentan keine weiteren Fragen«, übersetzte die Schwester und schob den Rollstuhl in den Aufzug.
    Obwohl sich der Fahrstuhl nur unmerklich in Bewegung setzte, schien die Aufwärtsbewegung den Senator noch um ein paar Zentimeter mehr zu stauchen. Aber ich empfand zu meinem Erstaunen kein Mitgefühl für dieses Häuflein Elend. Der Mann war unübersehbar vom Tode gezeichnet, aber er strahlte eine körperlich spürbare Energie aus, die mich schaudern ließ.
    Er hatte mich erwartet wie jemanden, der schon lange vorher angekündigt worden war. Aber wer hatte mich außer dem Rabbi und der alten Dame avisiert? Das Spiel schien vor ein paar Stunden mit der Entschlüsselung des Namens Goldrausch von uns durchschaut worden zu sein, und es galt nur noch, einen Verrückten von den letzten drei Morden abzuhalten.
    Aber nun war ich mir plötzlich nicht mehr sicher, ob wir nicht von Anfang an eine völlig falsche Spur verfolgt hatten.
    Wie hatte Kögel gesagt? »Selbst wenn wir den Unbekannten hätten, könnten wir ihm keinen Mord nachweisen.«
    »Der Senator verfolgt sehr aufmerksam, was Sie bisher geschrieben haben«, übersetzte die Schwester die Zeichensprache des alten Mannes. »Er wünscht von Ihnen zu erfahren, was Sie wissen und bisher nicht gedruckt wurde.«
    Zwei schnelle Handbewegungen folgten.
    »Alles ganz genau, bitte.«
    Das Bitte der Schwester stand zwar nicht im Einklang mit den energischen Bewegungen der Hände des Senators, aber ich nahm den guten Willen für die Tat.
 
    Es dauerte fast eine Stunde, bis ich alles wiedergekäut hatte. Der Senator hatte in dieser Zeit regungslos mit geschlossenen Augen zugehört, und ich war mir nicht sicher, ob er nur eingeschlafen oder gar schon gestorben war.
    Es vergingen lange Minuten.
    Meinen fragenden Blick beantwortete die Schwester mit einem Schulterzucken und einem Blick auf ihre Uhr.
    »Senator«, sprach sie ihn leise an, »es ist Zeit für Ihre Medikamente.«
    Der öffnete langsam die Augen und nickte.
    »Geben Sie mir von den Kreislaufpillen die doppelte Menge«, kam es krächzend aus seiner trockenen Kehle, und zu mir gewandt, »die Geschichte stimmt nicht ganz... Sie stimmt so eigentlich überhaupt nicht.«
    »Das geht nicht«, protestierte die Schwester. »Ich darf Ihnen ohne Genehmigung des Arztes keine doppelte Menge geben.«
    Sein Blick wanderte an ihr hoch und seine Hände begannen zu spielen.
    Was er damit sagte, konnte ich nur am Gesicht der jungen Frau ablesen, die sich beeilte, eine Spritze aufzuziehen.
 
    Nachdem sie die Kanüle aus seiner Armvene gezogen und den Raum seltsam eilig verlassen hatte, trat eine Art Verklärung in das Gesicht des Senators. So als habe man ihm ein Rauschmittel injiziert, begann er mit einer ruhigen, festen Stimme ...
    »Sie werden mich jetzt nicht unterbrechen. Alles was ich sage, können Sie verwenden, wie Sie es wollen. Aber ich werde danach keine Fragen mehr beantworten.«
    Sein Körper richtete sich im Rollstuhl auf, und die dürren Hände prüften, ob die Krawatte um den noch dürreren Hals richtig saß, als mache er sich zu einer Rede vor einem vollbesetzten Auditorium bereit.
    Er schloss die Augen wie ein Künstler, der sich noch einmal sammelte, bevor der Vorhang aufging. Dann drehte er den Stuhl leicht zu mir und faltete die Hände im Schoß.
    »Es war ein böses Spiel«, begann er mit leiser Stimme. »Wir Logenbrüder waren zu gutgläubig. Hofften, durch unseren Einsatz noch etwas im Sinne der Gesellschaft und unserer Familien tun zu können.
    Schon 1934 stellte man klare Forderungen, uns aufzulösen und dem Regime mit

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