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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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»Nein, wir gehen zu deiner Story des Lebens. Lass es momentan dabei bewenden. Vertraue mir einfach.«
    »Vertrauen?« Das war das Letzte, was ich dieser Verwandtschaft noch entgegenbringen würde.
    Da war er wieder, der Köder - Story deines Lebens ... mach etwas draus und frag nicht lange -, der jede Logik, jede Warnung des Unterbewussten außer Kraft setzte. Die blanke Sucht setzte alle menschlichen Schutzfunktionen matt. Machte blind, nur noch dem Trieb gehorchend. Die Jagd war eröffnet.
    »Was hast du am Grab von Goldrausch senior gemacht? Was sollten die Steine auf der Marmorplatte?«
    »Willst du die Zeit mit Fragen vertrödeln oder langsam was essen und trinken?«, antwortete Sam lapidar und hielt mir die Kleider hin.
    Das Chamäleon hatte wieder die Farbe gewechselt. Ich war gefangen in mir selbst, und er nutzte diese Schwäche gezielt aus.
    »Häng das Zeug in den Schrank zurück. Mir ist heute nicht nach der Story meines Lebens«, versuchte ich ein letztes Aufbäumen. »Mir ist nach Alleinsein. Mach, dass du rauskommst, und lass den Autoschlüssel hier.« Ich wusste, dass das schief gehen würde. Aber diesen Versuch des Widerstandes war ich mir wert.
    Einen Moment zögerte Sam.
    »Onkelchen ...«
    »Wenn du oder jemand von euch noch jemals das Wort ›Onkelchen‹ benutzt, dann liefere ich euch an alle Messer, die das deutsche Gesetz zu bieten hat«, schnitt ich ihm das Wort ab.
    Sam legte die Kleider langsam, wie einen Lilienstrauß auf einen Sarg, auf dem Bett ab und schaute mich prüfend an. Er machte jetzt das Gesicht eines alten, zum Angriff bereiten Chamäleons.
    »Na gut«, fing er sich und nahm die lauernde, halb devote Haltung des Neffen vor einem vor Wut zitternden Onkel an. »Ich war jeden Tag am Grab von Goldrausch, um zu dokumentieren, dass ich ein gläubiger Jude bin. Der Sinn war, das Vertrauen der Schwester des Senators zu erlangen, die dort anscheinend den ganzen Tag mit ihrem verstorbenen Mann verbrachte. Ich hatte es auch fast geschafft, bis ihr beiden Trottel auftauchtet und ihr den Polizeiausweis unter die Nase halten musstet. Das hat sie verschreckt.«
    »Was war so wichtig an ihr? Sie hat den Senator informiert. Mehr nicht.«
    Sam zog ein missmutiges Gesicht. »Sie war die Dolmetscherin bei dem Gespräch in New York zwischen Ben Gurion und Adenauer.«
    »Hoppla!«, entfuhr es mir, denn so langsam begann ich die Zusammenhänge zu ahnen. Die Dolmetscherin in einem geheimen Gespräch war die einzige Person, die mehr erfuhr und somit mehr wusste als die beteiligten Personen selbst. Hier ein Wort ausgelassen, dort eine — in Ermanglung eines vergleichbaren Ausdrucks in der anderen Sprache - abgewandelte Erklärung, schon hatte das Gesprochene einen anderen Sinn.
    »Wer kann sie getötet haben?«
    »Wir nicht«, murmelte Sam. »Wir hätten sie dringend als Zeugin gebraucht. Also, zieh das endlich an und komm mit. Es gibt nur noch einen Weg, mehr zu erfahren.«

25

    Die Badezimmerwaage und mein Instinkt hatten recht behalten. Die Anzughose streikte bereits dabei, mein Gesäß aufzunehmen, und was da vor mir aus der Dunkelheit auftauchte, hatte ich nicht in guter Erinnerung.
    Sam hielt den Wagen rund hundert Meter vor dem Schlagbaum an und schaltete das Licht aus.
    »Was wird das, wenn es fertig ist?«
    »Den Rest musst du zu Fuß gehen. Du wirst erwartet.« Er deutete auf die hell erleuchtete Pförtnerloge zum Schloss. »Ich nicht.«
    »Da rein? Kommt überhaupt nicht in Frage.« Panik stieg in mir auf. Was sollte ich in dem Gebäude, in dem mir niemand wohlgesonnen sein konnte?
    Der Gebäudekomplex lag im Dunkeln und hob sich wie ein schlafender Dinosaurier gegen den Vollmond ab. Nur im Eingangsbereich wirkte eine Art Notbeleuchtung als Wegweiser. Es war fast Mitternacht. Geisterstunde.
    »Der Stiftungsrat erwartet dich«, flüsterte er. »Du musst dich ihren Fragen stellen. Sonst kommen wir nicht weiter. Ich warte hier auf dich.«
    »Ich denke nicht daran.« Das ging mir alles zu schnell und schien über meinen Kopf hinweg zu perfekt inszeniert. Ich kam mir wie ein Jo-Jo vor, das nach Belieben und Fertigkeit des Spielers auf und ab tanzte. »Da drinnen ist der Senator umgebracht worden.«
    »Genau deswegen bist du hier.« Sam drehte zwei Tütchen und reichte mir eines. »Rauch das, dann bist du lockerer. Es geht jetzt um Alles oder Nichts. Du bist die letzte Hoffnung der Loge. Jemand pfuscht uns ständig ins Handwerk. Wir wissen einfach nicht, wer das ist.«
    »Ich mache keinen

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