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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Codekartenschloss. Mein Führer drückte seitlich vom Türrahmen auf etwas, was mir bei meinem Besuch verborgen geblieben war. Aus einem nicht ersichtlichen Lautsprecher kam ein »Ja?«.
    »Der Besuch ist jetzt da«, sprach er irgendwohin in den Raum.
    Richtmikrofone, schoss es in mir hoch. Das ganze Gebäude wird besser überwacht als eine Geheimdienstzentrale. Und dass die Tür zu diesem Raum nach dem Tod des Senators nur angelehnt war, war kein Zufall. Der Senator hatte seinen Tod kommen sehen und ihn zu einem letzten, grandiosen Auftritt benutzt. Nur was wollte er damit bewirken? Ich war mir plötzlich nicht mehr sicher, dass er nicht gewusst hatte, dass die Mikropunkte nutzlos geworden waren.
 
    Die Tür sprang auf, und mein Begleiter schob mich sanft in den Raum.
    Obwohl ich mir alle möglichen Szenarien erdacht und mir plastisch ausgemalt hatte, was mich erwarten würde, fiel mir zu diesem Anblick nicht mehr ein, als ... das darf doch nicht wahr sein. Du träumst.
    »Sie machen sich rar, Herr Stösser. Aber bitte nehmen Sie Platz«, forderte mich eine dunkle Stimme auf und wies mir mit einer weiß behandschuhten Hand den Stuhl am Kopfende des Tisches gleich an der Tür zu.
    Der Raum hatte sich nicht verändert. Die Erinnerungen der Loge hingen noch an den Wänden, die jeweils sieben Kerzen auf den beiden mannshohen Menora flackerten still vor sich hin, und das Deckenlicht war zu einer diffusen Beleuchtung heruntergefahren.
    Zweiunddreißig Stühle mit hohen, steilen Lehnen, besetzt von zweiundzwanzig Kapuzenmenschen mit weiten Gewändern. Die gut über einen halben Meter hohen Spitzhüte mit nur die Augen freilassenden Maskentüchern riefen in mir nur zwei Assoziationen hervor: Ku-Klux-Klan oder die Osterbüßer von Spanien. Ein Gruselkabinett, das jeder Geisterbahn zur Ehre gereicht hätte.
    Die Anwesenden sahen mich durch ihre Sehschlitze an, aber sagten nichts. Als erwarteten sie etwas von mir.
    Noch zwanzig Minuten, wie ich verstohlen auf meiner Uhr feststellte. Mir begann der Schweiß aus allen Poren zu treten. Jeder dieser Spitzhüte war abwechselnd in Schwarz oder Weiß und trug auf der Frontseite in der Komplementärfarbe eine römische Ziffer. Schnell zählte ich durch. Es fehlten zehn. Die Null, der Narr, der in der Kabbalah nicht bewertet wurde; die I im Tarot, der Gaukler; die Herrscherin oder Kaiserin mit der III; Herrscher oder Kaiser IV; der Wagen VII; XI als Gerechtigkeit; XII, der Gehängte; XV, der Teufel; XVIII, der Mond; und XIX als Sonne. Die Zahlen der zweiundzwanzig Trumpfkarten des Tarot, die den Namen Goldrausch ergeben hatten ... aber die Anwesenden waren bis XXXII nummeriert. Die zweiunddreißig Pfade der Kabbalah. Zweiunddreißig waren auf die Drachenfels gegangen, aber nur zehn nach Südafrika gekommen.
    »Sie haben Kontakt zu uns gesucht, um uns über das letzte Gespräch mit ›I‹ zu berichten.«
    Die Stimme kam aus der Maske II und klang akzentfrei. Vielleicht sechzig Jahre alt.
    Noch sechzehn Minuten.
    »Tut mir leid«, fasste ich meinen Mut zusammen. »Ich bin hier als Austausch für Frau Susanne Krodolsky. Danach können wir uns gerne über die letzten Minuten von Nummer I, Senator Goldrausch, unterhalten.«
    Ich hatte es kaum ausgesprochen, trommelte mein Unterbewusstsein auf mich ein. »Du bist ein kompletter Idiot. Sie wissen von nichts. Das hättest du schon am Lift bei dieser merkwürdigen Begrüßung wissen müssen. Das hier ist eine Falle, und du hast immer noch vierzehn Minuten.«
    »Herr Stösser«, begann die Spitzmütze mit der Nummer XXX, ein Mann, vielleicht dreißig Jahre alt mit rheinischem Einschlag, »uns ist leider keine Frau Krodolsky bekannt. Was meinen Sie mit Austausch?«
    Nummer V, eindeutig frankophiler Einschlag, Alter nicht schätzbar: »Der Vorschlag kam telefonisch aus Ihrem Verlag, dass Sie uns berichten, was Nummer I Ihnen als letzte Botschaft mitgegeben hat.«
    Nummer XVI, weiblich. Mühsam aufpolierter Slang undefinierbarer Herkunft: »Ein Joshua Motzkin hat in meinem Büro angerufen und sich als Ihr Redakteur ausgegeben. Was stimmt denn nun?«
    Die Sache drohte zu eskalieren.
    Noch zehn Minuten.
    Ich konnte nur noch bluffen, um über die sich nun unendlich dehnende Zeit zu kommen. Egal was passierte, ich hatte das Gefühl, dass der Plan, wie immer er auch von wem inszeniert wurde, darauf beruhte, dass niemand der Anwesenden den Raum vor mir verließ. Susanne war von meiner Familie benutzt worden, um mich zu ködern, damit ich als letzter

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