Das Erbe der Pandora
dauerte, hatte gerade erst begonnen, aber die Menge und der
Zigarrenrauch hatten die Lobby schon eingenommen.
Evan drängte sich galant hindurch und
bahnte den Damen einen Weg. Toni war dicht hinter ihm und hatte die Hand auf
seinen Rücken gelegt — vermutlich, um ihn in der Menge nicht zu verlieren. Das
McKinney-Alitzer-Team, das um ein Ende der riesigen, ovalen Theke herum stand,
stieß beim Anblick der vermißten Mitstreiter ein großes Hurra aus. Besonders
freuten sie sich über den Anblick von Iris. Sie hatten ihre Großzügigkeit voll
ausgenutzt und reichlich Hors d’œvres, hochkarätigen Schnaps und gute Zigarren
bestellt. Den Zuständigen hatten sie versprochen, daß in Kürze eine Kreditkarte
einträfe.
Iris zeigte dem Barmann ihre Karte.
»Machen Sie bitte eine Rechnung für die Gruppe von McKinney Alitzer? Und ich
nehme ein Glas vom Chardonnay des Hauses.«
Liz drängte sich vor Iris, die sich
ein Stück fettiges Focaccia in den Mund schob. »Den Cabernet des Hauses,
bitte.«
»Was möchten Sie?« erkundigte sich
Evan bei Toni.
»Cola light.«
»Zu Befehl.« Er lehnte sich über die
Menge hinüber und rief dem Barkeeper zu. »Eine Cola light, und welchen Scotch
haben Sie?«
»Glen Fiddich und Glenlivet.«
»Ich nehme einen Glen Fiddich, pur.«
Amber Ambrose posierte mit
übereinandergeschlagenen Beinen auf einem Barhocker und hatte ihren Hofstaat um
sich herum versammelt. »Während eines Baissemarktes kann man Unmengen Geld
verdienen. Die Aktien der Versicherungsfirmen schießen seit dem Absturz des
TWA-Fluges 800 und dem Bombenattentat bei den Olympischen Spielen in Atlanta
weiterhin nach oben.« Sie nippte an ihrem Mineralwasser mit Limone.
Evan gab Toni ihre Cola light.
Toni stieß ihr Glas gegen seines.
»Schau mir in die Augen, Kleiner.«
»Ebenfalls.« Er lächelte zurück.
»Woher kommen Sie?« fragte sie.
»Ich bin in Kalifornien aufgewachsen.«
Toni lächelte ihn flirtend an, war
aber anscheinend mehr an Ambers Gespräch interessiert.
»Amber hat ein Vermögen verdient,
indem sie von der dunklen Seite des Lebens profitierte«, erklärte Kyle Toni und
Evan. Seine breiten Lippen zuckten amüsiert. »Sie war eine der ersten, die auf
den Zug der Firmen aufgesprungen ist, die sich auf Kranken- und Pflegedienste
spezialisiert haben.«
Amber verteidigte sich. »Mit der immer
älter werdenden Bevölkerung und ohne ein Heilmittel gegen Aids in Sicht werden
die Krankenhäuser nur noch größer. Du hättest bei der Neuemission von Compcare
einsteigen sollen, als ich dir davon erzählte. Nach dem Eröffnungskurs von elf
Dollar steht sie jetzt beständig auf fünfundvierzig, selbst bei diesem Markt.«
Kyle fuhr fort und genoß es eindeutig,
Amber zu provozieren. »Jetzt betreibt Amber Jagd auf die Aktien einer Firma,
die eine Kette mit Geschäften aufgemacht hat, die Spionageausrüstung verkaufen
— Abhörgeräte, Betäubungswaffen, unsichtbare Tinte, kugelsichere Westen und was
weiß ich noch
alles.«
»Ich folge nur einem Trend«, erwiderte
Amber. »Ich wollte lediglich darauf hinweisen, daß man bei einem Baissemarkt
viel Geld verdienen kann.«
»Dem stimme ich zu«, warf Evan ein.
Es schien alle zu überraschen, daß er
sich zu Wort meldete.
»In letzter Zeit haben die Pessimisten
des Baissemarktes immer gern erzählt, daß die sicheren Wertpapieranlagen, die
sogenannten Blue-chips, jetzt überbewertet sind und daß die Situation 1973
ähnlich war, als der Markt den Höchststand von 1051 erreichte. Bis Dezember ‘74
war der Dow Jones auf 577 gefallen, ein Absturz von fünfundvierzig Prozent. Es
hat fast zehn Jahre gedauert, bis der Index wieder den Höchststand von
‘73 erreichte.«
Ein Schweigen fiel über die Gruppe.
Die Broker starrten wortlos in ihre Drinks. Die wenigsten waren alt genug, um
sich an den letzten Baissemarkt zu erinnern. Die meisten hatten den Beruf
während der Hausse der Neunziger ergriffen —in einer Zeit, in der alles lief.
Die in die Jahre gekommenen Veteranen, die überlebt hatten, erzählten sich ihre
Kriegsgeschichten.
»Die Blue-chips waren alles andere als
sicher«, sagte einer.
Ein anderer schüttelte den Kopf.
»Zwischen ‘73 und ‘84 lief auf dem Aktienmarkt nichts. Die Leute steckten ihr
Geld nur in Ölgesellschaften und Immobilien.«
»Alles, was man kaufte, lag einfach
faul herum.«
Evan nippte an seinem Scotch und
stellte das Glas wieder auf die Theke. »Aber Amber hat recht, man kann
tatsächlich gutes Geld während einer Baisse
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