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Das Erbe der Pandora

Das Erbe der Pandora

Titel: Das Erbe der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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Kips Kopf. Iris sah die Pistole vor ihm auf dem Tisch. Sie setzte
sich zögernd in einen Sessel neben dem Tisch, nachdem sie ihn etwas
herumgedreht hatte, damit sie schnell verschwinden konnte, falls es notwendig
werden sollte, und schob das Messer unter ihren Oberschenkel.
    »Iris, glaubst du, daß es kein Zurück
mehr gibt, wenn ein Mensch ein Verbrechen begangen hat, wenn die moralische
Grenze erst einmal überschritten wurde? Wird dieser Mensch dann eher weitere
Verbrechen und schlimmere Verbrechen begehen? Ist das Verbrechen so
verführerisch, daß man verdammt ist, sobald man es einmal gekostet hat?«
    »Das weiß ich nicht, Kip. Darüber habe
ich noch nicht richtig nachgedacht.«
    »Ich schon. Ich hielt Kriminelle immer
für minderwertigen Abschaum. Diese Jungs, die mit mir im Gefängnis waren... Ich
hielt mich für ‘was Besseres. Aber jetzt verstehe ich sie. Außerhalb des
Gesetzes zu leben ist verführerisch. Man bekommt das Gefühl, Kontrolle
auszuüben. Es gibt einem einen Kick, wenn man sich etwas nimmt, was man haben
will, und zwar nur aus dem einzigen Grund, daß man es besitzen will. Das ist
besser als Sex.«
    »Hast du ein Verbrechen begangen?«
    »Würdest du dann anders von mir
denken? Hättest du Angst vor mir?«
    Sie spürte seinen Blick, ohne ihn zu
sehen.
    »Ja, das hättest du. Du hast jetzt
auch Angst vor mir. Ich kann deine Furcht spüren. Das ist irgendwie aufregend.
Ich habe ein Vermögen damit verdient, anderen Leuten dieses Gefühl zu
verschaffen, während sie zu Hause in Sicherheit an ihrem Computer sitzen, aber
das ist nur eine blasse Imitation der Realität. Das Leben ist merkwürdig, oder?
Es geht häufig über all das hinaus, das du dir je vorstellen konntest.«
    Iris lehnte sich vor. »Laß uns hier
verschwinden, Kip.«
    Kip schüttelte den Kopf. »Ich kann
nicht. Ich muß hierbleiben. Das ist Teil meiner Strategie.«
    »Wo ist Brianna?«
    »Sie ist an einem sicheren Ort. Dafür
habe ich gesorgt. Es ist die einzige Möglichkeit, ihn in die Falle zu locken.
Das ist der geheime Schlüssel im höchsten Level von Trottel verlieren immer, mußt du wissen. Vom ersten bis zum neunten Level muß der Spieler aggressiv,
schnell, beweglich, clever und mit großen Waffen agieren. Aber dann gelangt der
Spieler in den zehnten Level, und die Strategie ändert sich vollkommen. Die
Spieler rufen in Scharen ständig bei der Technischen Unterstützung von Pandora
an, raufen sich die Haare, weil sie es immer wieder versucht und jedes Mal
nicht geschafft haben, den letzten Level zu gewinnen. Sie werfen mir vor, daß
ich das Spiel so entworfen habe, daß es unmöglich ist zu gewinnen, aber das ist
nicht wahr. Denn der Schlüssel zum Sieg im letzten Level ist es, ruhig
abzuwarten. Das Boß-Monster macht den Spieler irgendwann ausfindig, und der
Spieler wird vorbereitet sein. Ich muß hier einfach nur sitzen und im Dunkeln
warten. Ich bin im Vorteil. Das Boß-Monster kommt näher.«
    »Wer ist das Boß-Monster?«
    »Du hältst mich für verrückt, oder?«
    »Nein. Nein, Kip. Ich halte dich nicht
für verrückt.«
    Kip atmete schnell ein und aus, als er
leise lachte. »Du warst schon immer eine miserable Lügnerin, Iris. Eine
Eigenschaft, die ich immer sehr liebenswert an dir fand.«
    »Woher hast du die Pistole?«
    »Es ist die Pistole, mit der Bridget
und mein Hund erschossen wurden. Ich hab’ sie in der Mordnacht gefunden. Als
ich vom Joggen nach Hause kam, lag sie mitten auf der vierundfünfzigsten Stufe
von der Capri Road aus gezählt. Dann sah ich die blutigen Fußspuren, die ins
Gebüsch führten. Ich hörte die Polizeisirenen und den Aufruhr, und ich wußte
sofort, was passiert war. Eine Zeitlang hatte ich das Gefühl, daß etwas
gespielt wurde, daß etwas in Gang gesetzt worden war. Aber ich wußte einfach
noch nicht, was es war. Aber jetzt ist mir alles klar. Das Boß-Monster hatte
seinen Zug gemacht, hatte einen Feind getötet und alles so eingerichtet, daß
der andere Feind sein Leben lang bestraft wurde. Er hatte meine Pistole
gestohlen, sich als die wilde Kreatur meiner finstersten Gedanken verkleidet,
meine Frau und meinen Hund getötet, meine Fußspuren und meine noch qualmende
Waffe zurückgelassen, damit die Polizei sie sofort finden konnten. Aber ich
habe die Pistole zuerst gefunden. Seine Strategie war nicht perfekt.«
    »Du hast die Waffe aufgehoben. Deshalb
hattest du die Schmauchspuren an der Hand.«
    »Und ich bin ins Gebüsch geklettert,
in die entgegengesetzte Richtung der

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