Das Erbe der Pandora
und
ließ das Regenwasser von ihrer Veranda abfließen. Bridget hatte die Veranda und
den Pool im vergangenen Jahr bauen lassen, war aber dann nicht mehr dazu
gekommen, vor der regnerischen Jahreszeit das Kanalisationsrohr ordentlich in die
Erde verlegen zu lassen. Die Kanalisation bestand aus mehreren langen
Aluminiumrohren mit einem Durchmesser von etwa dreißig Zentimetern, die mit
Aluminiummuffen verbunden wurden. Die Rohre verliefen den gesamten Hügel
hinunter bis zur Capri Road.
Iris zählte im Geiste die Stufen,
während sie hinaufging. In den Büschen und niedrigen Bäumen neben ihr raschelte
etwas und ließ sie zusammenfahren. Nachdem sie außer ihrem klopfenden Herzen
kein weiteres Geräusch hörte, ging sie weiter. Auf der vierundfünfzigsten
Stufe, von der Capri Road aus gerechnet, sah sie rostfarbene Flecken und ging
auf Zehenspitzen vorsichtig daran vorbei. Hier, so hatte die Polizei behauptet,
verschwanden die blutigen Sandalenspuren im Gebüsch. Das Blut war nur
unvollständig von einer Firma entfernt worden, die Bridgets Eltern engagiert
hatten. Die Tylers hatten schockiert feststellen müssen, daß sich die Polizei
nur um die Leichen kümmerte. Das Saubermachen gehörte nicht zu ihren Aufgaben.
Iris kam nun an die
Schlackensteinmauer, die das Grundstück der Cross-Villa umgab. Sie versuchte,
das Holztor zu öffnen, das auf die Veranda führte, aber es war verschlossen.
Sie ging weiter, bis sie zum Cielo Way kam, wo sie nach links zum Vordereingang
des Hauses abbog. Der gelbe Ferrari war auf der langen Auffahrt abgestellt, und
der Minivan, den Iris ebenfalls gesehen hatte, als er den Hügel hinaufgefahren
war, parkte dahinter. Der Cielo Way endete in einer Sackgasse im Vorgarten der
Villa.
Iris wollte gerade auf die Klingel
drücken, als sie merkte, daß die schwere Holztür des spanisch-gotischen Hauses
offenstand. Die Tür war aus breiten Brettern gefertigt, die durch lange Stücke
vernieteten Metalls zusammengehalten wurden, und stammte ursprünglich von einer
alten Kirche in Spanien. Sie quietschte dementsprechend, als Iris sie aufstieß.
Sie betrat die Eingangshalle, wobei ihre Tennisschuhe auf dem mit Keramik
gefliesten Boden nicht zu hören waren.
»Summer?« sagte sie nicht allzu laut.
Sie wollte nicht des Einbruchs beschuldigt werden, hatte aber auch nicht die
Absicht, die Frau vorzuwarnen. Sie durchquerte den Flur und ging die drei
Stufen ins Familienzimmer hinab, das von dem Flur durch einen bogenförmigen
Durchgang getrennt war. Das Wohnzimmer, das Eßzimmer und die Küche lagen links
davon. Iris stand im Familienzimmer und sah durch die Glastür auf die Veranda,
wo Summer Fontaine in knappen Dessous verführerisch auf einem Liegestuhl
lungerte. Ein Mann betrachtete sie durch eine Kamera, die auf einem Stativ
stand. Der zweite Mann hielt ein reflektierendes Tuch hinter Summers Kopf in
die Höhe. Überall lagen Teile einer Fotoausrüstung.
Iris sah rot. Ohne zu zögern, stürzte
sie durch die Glastür hinaus. »Was zum Teufel tun Sie hier?«
Die geschwollenen Lippen von Summer,
die mit zwei Pink-Tönen stark bemalt waren, öffneten sich zunächst vor
Überraschung und verzogen sich dann vor Abscheu. »Ist es Ihnen schon mal in den
Sinn gekommen zu klingeln?«
Die beiden Männer sahen Iris nur wenig
interessiert an.
»Wer sind Sie?« wollte sie wissen.
Der Mann, der durch die Kamera
geschaut hatte, antwortete: »Wir sind vom National Enquirer. Wir haben
die Exklusiv-Rechte gekauft, um Summer am Tatort zu fotografieren.«
»Rechte? Sie können keine Rechte
verkaufen, die Sie nicht haben, Summer!« Iris schnauzte die Männer an: »Hauen
Sie ab!«
»Wir haben für unsere Fotos bezahlt«,
sagte der Mann mit der Kamera achselzuckend, »und ich gehe nicht, bevor ich sie
habe.«
Summer schoß aus ihrem Liegestuhl
heraus. Ihr schwerer Busen wippte unter der hauchdünnen Wäsche auf und ab. »Sie hauen ab! Kip weiß von all dem hier, ist das klar? Es macht ihm nichts aus,
wenn ich etwas Geld verdiene. Dies geht Sie einen Dreck an.«
»Ich werde nicht zulassen, daß Sie von
dem Mord an meiner Freundin profitieren.«
Summer stemmte die Hände in die
Hüften. Ihr Unterleib war so flach, daß er schon fast konkavförmig war.
»Bridget ist nicht mehr da, und Sie haben überhaupt nicht zu bestimmen, was
hier passiert.« Summer zog ihre Lippen auseinander und offenbarte
weißgebleichte Zähne. »Verschwinden Sie, bevor ich die Polizei rufe und Sie
wegen Hausfriedensbruchs verhaften
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