Das Erbe der Pandora
dem Brief heftete Bridgets Antwort,
die kurz und bündig war. Sie wüßte die Sorge der »Vertrauensmänner« zu
schätzen, aber sie müßten sich darauf einigen, daß sie in dieser Hinsicht nicht
einer Meinung wären.
Iris schaute rasch die übrigen Briefe
in der Akte durch, bis sie die frühere Mitteilung der »Vertrauensmänner« fand,
in der Bridget darüber informiert wurde, daß Pandora boykottiert würde.
Bridgets Standardantwort mit dem Hinweis darauf, daß Pandora und andere
Hersteller von Software an ihrer eigenen Sperr-Technik arbeiteten, war
angefügt.
Iris schaltete ihren Laptop an, holte
aus ihrer Handtasche die Visitenkarte, die Toni ihr gegeben hatte, und schickte
ihr eine kurze E-Mail.
»Wußten Sie, daß Bridget Probleme mit
einer Organisation namens >Vertrauensmänner< hatte? Wir sprechen morgen
drüber.«
Iris drehte sich um, als jemand an der
Tür klopfte.
»Abendessen ist fertig«, verkündete
Marge mit einer neuen Margarita in der Hand. »Und ich habe gerade einen neuen
Schub fertiggemacht.«
Iris staunte darüber, wieviel Alkohol
die zierliche Marge vertrug. Die eine Margarita, die Iris getrunken hatte,
verursachte bei ihr schon einen Schwindel.
»Ich dachte, Sie wollten Ihre
Arbeitskleidung ausziehen«, meinte Marge. Sie lehnte sich dekorativ gegen den
Türrahmen, wobei sie eine Spitze ihres hochhackigen Schuhes auf den Boden
stellte und eine Hand über dem Kopf hielt. Posieren schien eine angeborene
Fähigkeit von Marge zu sein.
»Ich wurde abgelenkt.« Iris schaltete
die Schreibtischlampe aus und erhob sich. »Haben Sie schon mal von einer
Organisation namens >Vertrauensmänner< gehört?«
»>Vertrauensmänner<... Oh,
sicher. Das ist diese Männervereinigung. Sie wissen schon, die versuchen, den
Männern ihren angemessenen Platz in der Familie und der Gesellschaft
zurückzuerobern. Die machen diese Veranstaltungen, die ganze Stadien füllen.
Die Sendung 60 Minutes hat mal darüber berichtet.«
»Ach ja. Und Frauen sind nicht
zugelassen.« Iris rieb sich mit dem Zeigefinger über die Stirn. »Stimmt. Deren
Spruch ist es doch, daß die Männer der Rolle nicht gerecht geworden sind, die
Gott ihnen in der Familie, der Ehe und in der Gesellschaft im allgemeinen
zugedacht hat.«
»Seien Sie vorsichtig.« Marge hob
warnend den Finger. »Sie behaupten von sich, nicht anti Frau zu sein. Sie sind
pro Mann.«
»Interessant. Wenn es einen Kerl davon
abhält, seine Frau zu verprügeln oder als abwesender Vater zu glänzen, dann ist
das wohl eine gute Sache.« Iris blickte auf den Brief. »Aber es scheint, als
hätten sie ihre ursprüngliche Mission ausgeweitet.«
17
K ip Cross saß an einem Tisch im
Familienzimmer im Erdgeschoß seiner Villa und hämmerte wie wild auf der Tastatur
seines Laptops herum. Die Terrassentür stand offen, und eine nach den
Santa-Ana-Winden überraschend kühle Brise ließ die Seiten der Zeitschriften
rascheln, die verstreut auf dem Boden lagen. Er war barfuß, trug kein Oberteil,
aber eine knielange Shorts aus einem gelb-türkis karierten Stoff. Tiefe Furchen
hatten sich in seine Stirn gegraben, während er mit vollkommener Konzentration
arbeitete.
Summer Fontaine lag in einem
Liegestuhl und las den National Enquirer. Sie war völlig nackt, obwohl
die Sonne unterging und die Luft kühl wurde. Sie sah zum Himmel und blickte
finster zu den wenigen kleinen Wolken hinauf, die es wagten, ihn zu
durchqueren. »Sag nicht, daß es regnen wird«, sagte sie mir ihrer hohen,
niedlichen Stimme.
Sie legte die Zeitschrift weg,
schlüpfte in hochhackige Sandalen, die sie unter dem Liegestuhl hervorzog, und
ging zu Kip ins Haus. Sie fing an, seine Schultern zu massieren. Ihre riesigen
Brüste berührten leicht seinen Rücken und streichelte über seinen Nacken. »Wie
läuft’s, Baby? Du hast wirklich hart gearbeitet. Als wenn es mich gar nicht
gäbe.«
Er tippte weiter. Ohne aufzusehen,
sagte er: »Du solltest nicht so herumlaufen. Du weißt doch, daß hier überall
Fotografen herumlungern. Ich hab einen Kerl da oben auf dem Hügel gesehen.«
»Na und? Die Leute haben mich schon
mal nackt gesehen. Ich hab immerhin im letzten Jahr für den Playboy Modell gestanden.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich kann immer noch nicht
glauben, daß sie dieses Flittchen zum Playmate des Jahres gemacht haben und nicht
mich.« Sie legte die Arme um ihn und fuhr mit ihren langen Fingernägeln über
seine Brust. »Früher gefiel es dir, wenn ich so herumlief.«
»Denk daran, daß
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