Das Erbe der Pandora
die Polizei mich
beobachtet und versucht, Beweise dafür zu finden, daß ich meine Frau umgebracht
habe.«
»Aber das hast du nicht.«
»Ob ich es getan habe oder nicht,
spielt für die keine Rolle. Die wollen mir an den Kragen.« Er lehnte sich
zurück.
Sie massierte weiter seine Schultern
und den Nacken.
Er schien sich unter dem Druck ihrer
Finger zu entspannen. »Da rief irgendeine Frau an. Sagte, du hättest sie
eingestellt, um auf Brianna aufzupassen.«
»Ich hab’ es dir erzählt. Wenn Brianna
von ihren Großeltern nach Hause kommt, muß jemand bei ihr bleiben.«
»Aber du bist ihr Kindermädchen.«
»Ich werde in den nächsten Wochen sehr
viel mit den Fernsehauftritten zu tun haben.« Summer legte ihre zarte Stirn in
Falten. »Ich hatte gehofft, mehr für dich zu werden als nur das Kindermädchen.«
Sie wartete auf eine Antwort. Kip wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
»Es wird ja ohnehin nur für ein paar
Wochen sein. Danach ist mein Terminkalender nicht mehr so voll. Die
Casting-Leiter erzählen mir alle, daß ich zu viele öffentliche Auftritte habe.
Zu Pamela Lee sagt niemand, daß sie zu viele öffentliche Auftritte macht«,
schmollte Summer.
»Du bist nicht Pamela Lee.«
»Ich könnte es sein. Ich bräuchte nur
noch ein paar Schönheitsoperationen und eine Fernsehserie.« Sie wurde
nachdenklich. »Das ist schon in Ordnung, daß meine Fernseharbeit weniger wird.
Ich brauche die Zeit, um an meinem Buch zu arbeiten.«
»Buch? Du hast mir nie etwas von einem
Buch erzählt.«
»Ich wollte es. Hab’s wohl vergessen.«
Kip wandte sich von seiner Tastatur
ab. »Auf keinen Fall, Summer! Kein Buch!«
Sie trat von ihm weg. »Warum nicht?
Ich werde nichts Schlechtes über dich und Bridget sagen. Ich hab’ euch doch
lieb.«
»Kein Buch!« Kips Gesicht wurde rot,
und die Adern in seinem Hals traten hervor. »Ich muß irgendwo eine Grenze
ziehen. Ihr Frauen. Reicht man euch den kleinen Finger... Wenn du ein Buch über
uns schreibst, kannst du gehen.«
Sie zwinkerte mit ihren leeren Augen.
»Es tut mir leid, Kip. Ich hätte nicht gedacht, daß du wütend sein würdest. Ich
rufe morgen die Verlegerin an und sag’ ihr, daß ich es doch nicht machen kann.
Kein Problem.«
Kip warf ihr einen durchdringenden
Blick zu, bevor er sich wieder der Tastatur zuwandte.
Summer fuhr mit der Massage seiner
Schultern fort. »Außerdem war meine Verlegerin enttäuscht, daß der Staatsanwalt
keine Anklage erhoben hat. Sie hätte mehr Bücher verkauft, wenn es eine
Gerichtsverhandlung gegeben hätte.«
Kip zuckte heftig mit den Schultern,
schüttelte so ihre Hände ab und verschränkte dann die Arme verkrampft vor der
Brust. »Was machst du überhaupt hier drinnen? Ich hab’ dir doch gesagt, daß du
mich nicht stören sollst, wenn ich arbeite.« Er schlug sich mit dem Handballen
gegen die Stirn. »Ich kann mich so nicht konzentrieren! Auch wenn ich hier
sitze und nur vor mich hin starre, stör mich nicht! Verstanden?« Er sah wütend
auf den Monitor.
Summer stemmte die Hände in die
Hüften, stand mit gespreizten Beinen da und schmollte. »Was ist in letzter Zeit
mit dir los? Du bist aus der Haft entlassen, du arbeitest wieder. Ich hab’ dich
immer unterstützt. Welche andere Frau würde das tun? So schlecht stehen die Dinge
nicht.«
Er sah sie ungläubig an. »So schlecht
nicht?« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den Pool. »Meine Frau wurde da
draußen erschossen. Ich kann ihr Blut noch immer auf dem Zement sehen. Meine
Schwiegereltern wollen mir meine Tochter nicht zurückgeben. Mein Hund ist tot.
Alle Leute trampeln auf der Leiche meiner Frau herum, um vorwärts zu kommen.
Und ich kann nicht arbeiten!« Er donnerte mit der Hand gegen den Laptop, der
mit einem scheppernden Geräusch gegen die Wand knallte.
Wortlos verließ Summer das Zimmer.
Kip starrte gegen die Wand und lehnte
sich in seinen Stuhl zurück, wobei er ihn auf zwei Beine kippte. Er
verschränkte die Arme vor der Brust, zupfte mit der rechten Hand an den Härchen
der linken Augenbraue und schaukelte mit dem Stuhl vor und zurück. Unvermittelt
stand er auf. Der Stuhl kippte um. Er ging auf und ab und zupfte dabei immer
noch an der Augenbraue.
Kurz darauf kam Summer zurück,
bekleidet mit einem enganliegenden schwarzen Minikleid. »Zeig mir, woran du
arbeitest, Kippy.«
Er sah sie an, als nähme er sie nicht
ernst.
»Bitte«, beharrte sie. »Ich möchte es
sehen.« Sie langweilte sich, wenn Kip über seine Arbeit redete, aber sie
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