Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Pandora

Das Erbe der Pandora

Titel: Das Erbe der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
Vom Netzwerk:
hinweg
an. »Es hat begonnen, und ich weiß nicht, wie oder wann es aufhören wird.«
    »Was hat begonnen, Kip?«
    »Ursache und Wirkung. Aktion und
Reaktion.«
    »Redest du von so etwas wie Schicksal
oder so? Oder schlechtem Karma?« Summer runzelte die Stirn. »Du hast doch noch
nie an so ein Zeug geglaubt, Kip. Du bist immer sauer geworden, wenn ich dir
dein Horoskop vorlesen wollte.«
    »Nicht Karma. Physik. Diese Kette von
Ereignissen wurde in Gang gesetzt, als ich das erste Mal meine Frau betrogen
hab’. Wenn du einmal entgegen den Gesetzen der Gesellschaft handelst, fällt es
den Menschen leicht zu glauben, daß du es wieder tun wirst oder sogar noch
etwas Schlimmeres. Ich habe etwas Schlimmeres getan. Ich kann genau
nachvollziehen, wie es sich weiter entwickelt hat.«
    Summer saß mit angezogenen Knien auf
einem Liegestuhl und hatte die Arme um die Beine geschlungen. »Das war nicht
deine Schuld. Du hättest deine Frau nicht betrogen, wenn sie eine bessere
Ehefrau gewesen wäre.«
    »Es war nicht die Schuld von Bridget.
Der Grund lag allein in meinem eigenen Ego. Ich habe viel darüber nachgedacht.
Ich gebe mir selbst die Schuld für den Mord an Bridget. Ich habe es nicht
getan, aber ich habe eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die das
heraufbeschwört hat. Ich habe einem Feind die Gelegenheit gegeben, Bridget zu
ermorden und mir dafür die Schuld zu geben.«
    »Aber du warst es doch nicht, Kip. Die
Polizei hat dich laufenlassen.«
    »Die kommen wieder. Aber es ist
unerheblich, was das Gesetz sagt. Die Kettenreaktion wurde ausgelöst. Die Leute
denken, daß ich meine Frau ermordet habe. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie es
ist, damit zu leben? Das macht dich fix und fertig! Ich weiß nicht mehr, wer
ich bin. Es ist erstaunlich, wozu sich vollkommen Fremde berechtigt fühlen, was
sie mir an den Kopf werfen, wie Freunde mich anschauen. Mir war es in meinem
ganzen Leben immer egal, was die Leute von mir gehalten haben, aber dies hier
ist was anderes. War es im Mittelalter nicht eine Form der Bestrafung, jemanden
zu meiden? Wenn ein Mensch ein Gesetz gebrochen hat oder gegen irgendeine
Verhaltensnorm verstoßen hat, dann hat jeder in der Gemeinschaft den Übeltäter
ignoriert, ihn verspottet, ihn zu einem Außenseiter der Gesellschaft gemacht.
Irgendwann drehte er dann durch, brachte sich um oder hat vielleicht
schließlich genau das gemacht, was man ihm vorgeworfen hatte, so wie irgendeine
Prophezeiung, die sich selbst verwirklicht. Es wäre einfacher, der Mensch zu
sein, für den jeder mich hält.«
    »Ach, komm, Kip. Du reißt dich ja
vollkommen runter.«
    »Es geschieht wirklich. Ich kann nicht
einmal mehr die eine Sache tun, in der ich gut bin, und zwar Software
entwickeln.«
    »Stell jemanden ein, der das für dich
macht.«
    »Und was fange ich dann mit meinem
Leben an? Die Geschäfte führen? Sicherstellen, daß die Toiletten sauber sind?«
Er starrte in die Kiefern auf dem angrenzenden Grundstück des J. Paul Ghetty
Museums. »Verdammt! Ich liebe es, Software zu entwerfen! Ich will es nicht
aufgeben!«
    Er ging um den Pool herum zu ihr.
»Manchmal frage ich mich, ob ich zu alt für diesen Beruf bin. Ob ich meinen
Schwung verloren habe.« Er streckte die Arme vor sich aus, so als hielte er das
zerbrechliche Etwas in Händen, das aus seinem Leben verschwunden war.
    Summer legte ihm die Arme um den Hals.
»Kip, du bist doch erst Mitte Dreißig.«
    »Das ist alt in dieser Branche. Man
übernimmt Verantwortung, man wird abgelenkt. Mit jeder Sache entfernt man sich
weiter von der Spitze. So als würde deine Vorstellungskraft schrumpfen. Dann
das ganze Gerede um Pandora und den Gang an die Börse oder den Verkauf.
Verwaltungsräte, Aktionäre, Leute, die mir über die Schulter gucken, die Hand
in meine Taschen stecken. Ich will einfach nur Programme entwerfen, so wie ich
es mir vorstelle. Ich will mich wieder an die Arbeit setzen, meine Tochter nach
Hause holen und Programme schreiben.« Er ließ die Schultern hängen. »Ich
möchte, daß alles wieder so ist, wie es war.«
    Summer drückte seinen Kopf auf ihre
Schulter. »Alles wird gut, Baby. Ich bin ja da.«
    Sie standen eine Zeitlang beisammen,
während Summer hin und her schaukelte, ihn in den Armen hielt und ihm über den
Kopf streichelte. Schließlich hielt sie ihn von sich ab und kniff ihn mit
Daumen und Zeigefinger ins Kinn. »Geht’s dir jetzt besser?«
    Er nickte.
    »Laß uns hineingehen. Es wird kalt.«
Sie nahm seine Hand und wollte ihn

Weitere Kostenlose Bücher