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Das Erbe der Pandora

Das Erbe der Pandora

Titel: Das Erbe der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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zugeknöpft und offenbarten
freizügig den Brustansatz. Iris versuchte, nicht zu glotzen. Sie hatte ihre
Mutter noch nie in einem solchen Aufzug gesehen.
    »Ich mache Spaghetti mit
Fleischklößchen, Schatz. Das war dein Lieblingsgericht, als du noch klein
warst. Erinnerst du dich daran, Iris, daß ich das immer für dich gemacht habe?
Du hast immer Spasgehtis gesagt. Das war so süß.«
    »Hallo, Iris.« Marge winkte ihr zu und
stellte dann den Mixer an, der mit einer gelblich grünen Mischung und jeder
Menge Eis gefüllt war. »Wie war Ihr Tag?« rief sie über den Lärm des Gerätes
hinweg. »Wir haben in den Nachrichten gehört, daß die Kurse gefallen sind.« Sie
zeigte mit einem manikürten Fingernagel in die Richtung, die die Kurse
eingenommen hatten und gab ein »Ts, ts« von sich. »Also, mein erster Mann Ely,
der interessierte sich für die Börse. Mein zweiter Mann Herb, der hatte nicht
allzuviel dafür übrig.«
    Sie posierte mit einer Hand am
Schalter des Mixers, mit der anderen fuhr sie sich vorsichtig über die Welle in
ihrer Frisur, um sicherzustellen, daß jedes einzelne Haar am richtigen Platz
war. Bisher hatte Iris es noch nicht erlebt, daß eines von Marges Haaren nicht
am richtigen Platz war. »Er hatte es mehr mit Immobilien. Er sagte immer, er
legt sein Geld lieber dort an, wo er es sehen kann. So war Herb eben. Mein
dritter Mann dagegen, Dub... nun, der arme Dub machte es nicht mehr lange,
nachdem wir geheiratet hatten, und viel habe ich über ihn und sein Verhältnis
zum Geld nie erfahren, außer daß er nicht viel davon hatte.« Sie zog ihre Hand
von den Haaren fort und malte mit ihren Fingerspitzen einen ausschweifenden
Bogen in die Luft. Sie und Rose lachten, als hätten sie nie etwas Witzigeres im
Leben gehört.
    Iris kam zu dem Schluß, daß die beiden
beschwipst waren. Der Beweis stand auf der Arbeitsfläche — zwei große, flache
Margarita-Gläser, deren Ränder noch Spuren von grob gemahlenem Salz und von
Lippenstift aufwiesen. In dem übriggebliebenen Schaum auf dem Grunde der Gläser
schwammen Limonenscheiben.
    »Mein Knoblauch-Brot!« Rose flitzte
zum Herd, schnappte sich einen Topflappen, machte die Ofentür auf und zog ein
Blech mit geschwärzten Baguettescheiben heraus. »Die sind hin!«
    »Das macht nichts, meine Liebe. Wir
haben noch genügend Schübe übrig.« Marge wusch die beiden benutzten Gläser ab,
holte ein drittes hervor und zog einen Limonenstreifen um die Ränder. Sie
tauchte die Gläser in einen kleinen Teller mit grobem Salz, drehte sie
vorsichtig, um die Ränder mit dem Salz zu überziehen, und goß dann die
Margaritas aus dem Mixer in die Gläser. Sie dekorierte jedes der Gläser mit
einer Limonenscheibe und verteilte die Cocktails mit einer schwungvollen Geste.
    Marge hob ihr Glas zum Trinkspruch.
»Auf das neue Haus von Iris.«
    Iris und ihre Mutter wiederholten den
Trinkspruch und nahmen dann einen Schluck.
    »Das ist herrlich!« rief Iris. Sie
nahm noch einen Schluck. Es war cremig und schmeckte nach Limonen, war aber gar
nicht sauer. Sie konnte den Tequila und den Triple Sec nicht herausschmecken,
obwohl sie schon die Wirkung des starken Cocktails spürte. »Einfach herrlich.«
    »Das ist das Rezept von El Cholo.« Marge
wischte die Arbeitsfläche mit einem feuchten Spültuch sauber. »Mein erster Mann
und ich waren mit dem Eigentümer gut befreundet, und er hat mir das Rezept vor vielen Jahren gegeben. Lange, bevor Sie geboren wurden.«
    »Ist sie nicht einfach großartig?«
schwärmte Rose. »Sie hat mich gesehen, als ich auf den Techniker wartete, und
ist herübergekommen. Wir haben geredet, gingen zum Mittagessen, haben
eingekauft... Gefällt es dir?« Sie drehte sich in ihrem Overall.
    »Sehr eindrucksvoll. Ich freue mich,
daß ihr euch so gut versteht. Wenn ihr mich entschuldigt... Ich möchte diese
Klamotten loswerden und ein paar Telefonate erledigen. Vielen Dank für das
Abendessen. Das ist eine schöne Überraschung.« Iris sah zu einem kleinen
Fernseher, der in der Küche auf der Arbeitsfläche stand. Es wurde gerade ein
Video gezeigt, in dem anscheinend Gang-Mitglieder auf tiefliegenden Motorrädern
durch die Gegend fuhren und zu einem erbarmungslosen Rhythmus rappten. »Was
seht ihr da, in Gottes Namen?«
    »MTV«, antwortete Marge nüchtern.
    »Man muß sich über die Trends auf dem
laufenden halten, sonst geht das Leben an einem vorbei«, fügte Rose hinzu.
    »Aha.« Iris nahm ihre Aktentasche und
ihre Margarita und ging aus dem Zimmer.

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