Das Erbe der Pandora
in ihrer Welt geschieht.«
»Und das, was geschieht, bereitet
einer Menge Leute Sorgen. Egal welche Zeitung Sie aufschlagen, Sie stoßen auf
die Entrüstung angesichts des Sex’ und der Gewalt in Film und Fernsehen und den
frauen- und polizeifeindlichen Texten des Gangsta-Raps. Die Menschen regen sich
auf über die Verfügbarkeit von Pornographie und Haß-Literatur im Internet und
darüber, wie leicht man dort Pädophile kontaktieren oder Anleitungen zum Bau
von Bomben finden kann.«
Platt zählte nun seine Argumente auf.
»Zum einen hat noch niemand bewiesen, daß ein normales Kind, nachdem es Sex
oder Gewalt im Fernsehen oder im Kino gesehen hat, dann eher geneigt ist, so
was nachzuahmen. Die labilen Irren da draußen werden wahrscheinlich ohnehin das
tun, was sie sowieso vorhatten, ob sie vorher nun Pornos oder eine gewalttätige
Fernsehsendung gesehen haben oder nicht. Zum anderen ist es doch wohl die
Aufgabe der Eltern zu beaufsichtigen, was ihre Kinder tun, oder? Die können
sich doch jetzt mit dem V-Chip behelfen, um bestimmte Sendungen von ihrem
Bildschirm zu verbannen. Seit Jahren werden die Kinofilme für bestimmte
Altersklassen freigegeben. Im Internet gibt’s Sperrprogramme — >Net
Nanny<, >Cybersitter< und wie sie alle heißen. Warum also der Aufstand?«
Iris nickte ungeduldig. »Das Problem
ist, daß jeder junge Hacker, der die Bezeichnung verdient, Sperrprogramme oder
Paßwort-Zugänge knacken kann. Wenn am Fernseher zu Hause ein V-Chip installiert
wurde, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß in der Nachbarschaft ein Gerät
existiert, wo er nicht eingebaut wurde. Und was die Freigabe von Kinofilmen
angeht, so war ich in Filmen, die ab sechzehn Jahren freigegeben waren, bevor
ich so alt war, und ich bin sicher, daß es bei Ihnen nicht anders war.«
»Worauf wollen Sie hinaus? Zensur?
Freie Meinungsäußerung ist unser verfassungsmäßiges Recht, zumindest war es das
noch, als ich das letzte Mal nachgelesen hab.«
»Es gibt eine Menge Leute, die der
Ansicht sind, daß es nicht genügt, wenn die Unterhaltungsindustrie
Möglichkeiten zur Verfügung stellt, um die Übertragung von Material zu sperren,
das sie für bedenklich halten. Für diese Menschen bedeutet allein die Existenz
solcher Materialien, daß ein Grad der Verdorbenheit erreicht wurde, der nicht
zu tolerieren ist. In diesen Diskussionen taucht des öfteren der Name Pandora
auf — ebenso wie Ihr Name.«
Platt blieb plötzlich stehen und
setzte sich auf eine Steinbank gegenüber von Iris. Nachdenklich rieb er sich
das Kinn. »Ich verstehe, worauf Sie hinaus wollen, aber es ist nicht schlüssig.
Warum Alexa und Bridget und nicht ich und Kip oder wir vier zusammen?«
»Vergessen Sie nicht, daß Kip davon
überzeugt ist, daß man ihm die Sache anhängen wollte. Wenn das geklappt hätte,
wäre Pandora mit Sicherheit untergegangen. In Ihrem Fall hat man sich
vielleicht gedacht, daß Sie Ihre Arbeit etwas sanfter fortführen, wenn Sie erst
einmal die Auswirkungen von Gewalt in Ihrer eigenen Familie zu spüren bekommen
hätten.«
»Hätte den Morden an Alexa und Bridget
nicht irgendeine Art von Drohung vorangehen müssen?«
Iris schüttelte den Kopf. »Zu
offensichtlich. Wäre es nicht viel wirksamer, die anstößigen Organisationen zu
unterwandern und von innen heraus Druck auszuüben? Oder noch besser, sie aufzukaufen
und auseinanderzunehmen?«
»Erzählen Sie weiter.«
»Zwei Leute haben in Ihre Filme
investiert.«
»Sicher. Selbst Low-Budget-Filme
können mehrere Millionen Dollar kosten. Schwachkopf, mein erster Film,
entstand praktisch ohne irgendwelche. Ich hab’ meine Kreditkarten bis zum
Anschlag überzogen und meine ganzen Freunde und Verwandte um Geld angehauen.
Für den zweiten, der groß rausgekommen ist, Niedergang in Havanna, gab
es eine Handvoll Investoren: ein Arzt, ein paar Anwälte, ein paar
Geschäftsleute aus Taiwan und Hong Kong. Ich müßte meinen Produzenten fragen,
um Ihnen Genaueres sagen zu können. Der Film, an dem ich jetzt arbeite, und der
andere, der noch in der Entwicklungsphase ist, werden vom Studio finanziert.
Die haben vielleicht Geld von draußen bekommen, aber davon weiß ich nichts. Das
wird ein größerer Kinofilm.« Er machte eine Pause, und ließ das Gesagte im Raum
stehen. »Wir müssen noch entscheiden, welche Schnalle wir für die Rolle der
Freundin nehmen, aber ich habe schon ein paar große Namen dabei.«
Iris hob eine Augenbraue und verzog
die Mundwinkel, um ihm zu zeigen, daß sie
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