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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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wahrgenommen hatte. Erst allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit.
       Da merkte er auf einmal, daß es gar nicht stockfinster war.
       Immer klarer unterschied der Professor die Stämme der Baume. Ein seltsam zitterndes Licht beleuchtete sie. Es wurde immer heller, aber nirgends war die Quelle jenes Lichts zu ent- decken.
       Balandin überzeugte sich mit einem Blick durchs Plastedach, daß die Kronen der Bäume im Dunkel verschwanden. Ange- strahlt wurden nur die Stämme. Die Sträucher und der Weg waren ebenfalls nicht zu sehen.
       Dann bemerkte er, daß die Stämme verschieden beleuchtet wurden. Von den einen war nur der untere Teil, von anderen die Mitte und von einigen nur die rechte oder die linke Hälfte zu sehen, während die andere Hälfte unsichtbar blieb.
       Verblüfft musterte der Professor den Wald und wußte nicht, wie er sich diese Erscheinung erklären sollte.
       „Sie leuchten aus sich heraus!“' Der Gedanke kam ihm ganz plötzlich.
       „Ja, das Licht kommt aus den Stämmen selbst“, antwortete Belopolski. „Aber es ist ein sonderbares Licht. Es macht nur die Stämme der Bäume sichtbar, beleuchtet aber keine anderen Gegenstände. Doch nein..., ich kann undeutlich einen Strauch erkennen.“
       Hat Konstantin Jewgenjewitsch aber Augen! dachte Balandin. – Wie konnte er bloß das schwache Licht bemerken, als die Scheinwerfer noch eingeschaltet waren?
       Die Bäume wurden noch deutlicher sichtbar. Im Innern der Stämme schien eine unerklärliche Flamme, deren Liehe'die Rinde durchdrang, immer stärker entfacht zu werden und zu lodern. Stellenweise ging das rosige Licht in dunkleres Rot über. Das flimmernde Leuchten wurde so stark, daß es den Augen weh tat.
       Plötzlich sah es aus, als ob sich der ihnen am nächsten be- findliche Baum mit einem zitternden Netz blendend weißer Fäden überzog. Wie Rinnsale weißglühenden Metalls flossen sie den Stamm entlang und verschwanden im Boden.
       Darauf erlosch das Licht des Baumes schlagartig. Die soeben noch grellrote Säule entzog sich den Blicken und war vor dem leuchtenden Hintergrund der anderen Bäume nur noch als schwarze Silhouette zu erkennen. Nach einer Weile jedoch flammte das innere Leuchten abermals auf, zuerst rosig, dann immer mehr in Rot übergehend.
       Der geheimnisvolle Vorgang wiederholte sich immer häufiger, bald mit dem einen, bald mit dem anderen Baum. Es schien, als versuche jemand, das in den Stämmen lodernde Feuer zu löschen, doch es loderte nach wenigen Augenblicken stets aufs neue mit gewachsener Kraft wieder empor.
       „Gut, daß unser Wagen nicht aus Metall gebaut ist“, sagte Belopolski leise. „Und dabei ist das noch nicht das Gewitter, sondern erst sein Präludium.“
       Balandin hatte gerade das gleiche gedacht. Es war klar, daß diese ganze Phantasmagorie durch die Elektrisierung der Luft hervorgerufen wurde. Die Rinde der Bäume leitete offenbar den Strom weiter. Diesem Umstand mußte man es wohl zu- schreiben, daß die Stämme leuchteten. In der Baumrinde sam- melte sich Elektrizität, und sie entlud sich in die Erde, sobald die Konzentration zu groß wurde.
       Was für eine Rinde war das, die über solch ungewöhnliche Fähigkeiten verfügte?
       „Wieder ein Rätsel mehr“, sagte der Professor.
       Belopolski kam nicht dazu, Antwort zu geben.
       Durch den Wald ergoß sich grelles Licht. Die Zweige und Blätter hoch über ihnen, die bislang nicht zu erkennen gewesen waren, leuchteten schneeweiß auf. Jeder einzelne Grashalm, jeder Zweig an den Sträuchern zeichnete sich ab. In diesem strahlenden Glanz ging das rote Licht der Stämme unter. Zur
gleichen Zeit krachte ein fürchterlicher Donnerschlag, als wären samtliche Bäume des Waldes zugleich gefällt worden.
       Halb betäubt, bedeckten die beiden Männer das Gesicht mit den Händen. Sie sahen aber noch, wie sich der ganze Glanz der Kuppel ihnen zu Häupten pfeilgeschwind in eine einzige Feuer- saule verwandelte und auf das Dach des Geländewagens stürzte.
       Sogar durch die geschlossenen Lider fühlten sie, wie es im Wagen unerträglich hell wurde. Sie hörten ein heftiges Knak- ken, das von einem zweiten, weitaus schrecklicheren Donner- schlag übertönt wurde.
       Ehe der Professor das Bewußtsein verlor, bemerkte er noch starken Ozongeruch. Ein letzter Gedanke flackerte in seinem zerrütteten Hirn auf: die Antenne!
       Belopolski erhob sich halb von

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