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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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überhaupt faßbar, daß Bewohner einer anderen Welt die Venus besucht haben? Oder können sie sich, weil der Sternenhimmel ihres Planeten immer von einem Dickicht nie auseinandertretender Wolken verhüllt ist, gar nicht vorstellen, daß es außer der ihren noch andere Welten gibt und daß sie nicht die einzigen vernünftigen Wesen im All sind?... Wie können sie überhaupt die Existenz des Alls ahnen, wenn keiner von ihnen je die Sonne oder die Sterne gesehen hat? ... Sie werden vielleicht die Spuren des Ketten- fahrzeugs für die Spuren eines unbekannten Tieres halten. Selbst wenn sie solchen Tieren bisher nie begegnet sind, wird dieser Gedanke sich aufdrängen.
       Professor Balandin malte es sich bildlich aus... In nächt- licher Finsternis beugen sich riesengroße Schatten über die Spu- ren, machen sich gegenseitig auf sie aufmerksam und reden in einer fremden Sprache miteinander. Forschend richten sich ihre Augen in das Waldesdickicht, um das unbekannte wilde Tier zu suchen.
       Er stellte sie sich als Zweibeiner vor mit Augen, die im Dun- keln wie Raubtieraugen grünlich funkeln.
       Wenn nun plötzlich die Herren des Waldes aus dem Dunkel treten? Geschöpfe, die imstande sind, mit bloßen Händen (oder dem, was ihnen als Hand dient) Felsbrocken zu bewegen und Bäume umzubrechen. Wenn sie nun vor dem Scheinwerferlicht gar keine Angst haben?
       Was wird es ihnen ausmachen, den Gelandewagen umzukip- pen, die Scheiben einzuschlagen und die Türen aufzureißen? Wurde es den Männern da noch gelingen, die Kameraden durch Funkspruch zu verständigen?
       Balandin warf unwillkürlich einen Blick auf das Funkgerät, um sich zu überzeugen, daß es in Ordnung war.
       Ruhig leuchtete das grüne Lämpchen des Indikators in der dunklen Kabine. Da flammte neben ihm ein rotes Lämpchen auf – ein Anruf.
    „Ich höre“, sagte Belopolski in alltäglichem Tonfall.
       „Ein Gewitter zieht auf“, teilte Melnikow mit. „Und wie es scheint – ein schweres.“
       „Von welcher Seite?“
       „Von Norden. Es ist noch weit entfernt.“
       „Beobachten Sie es. Sobald es am Fluß anfängt zu regnen, benachrichtigen Sie uns.“
       „Gut.“
       Sekundenlanges Schweigen. Dann fragte Melnikow: „Wo be- finden Sie sich?“
       „Im Wald.“
       „Wollen Sie nicht lieber umkehren?“
       „Wir schaffen es nicht bis zum Schiff. Es wird interessant und wichtig sein zu prüfen ...“
       Belopolski kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Das rote Lämpchen am Funkgerät erlosch, die Verbindung war unter- brochen.
       „Anscheinend zieht eine außerordentlich mächtige Gewitter- wand auf“, sagte er. „Toporkows Barometer zeigt ein Gewitter fünfzehn Minuten vorher an. So schnell ist die Verbindung noch nie abgebrochen. Also muß die Luft schon sehr stark ionisiert sein.“
       Belopolskis Stimme verriet nicht die geringste Erregung. Er redete wie gewöhnlich, als hielte er ein Selbstgespräch.
       Balandin gab keine Antwort. Was sollte er auch antworten? Sie würden es tatsächlich nicht mehr schaffen, an Bord zurück- zukehren. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich auf die Festigkeit ihres Fahrzeugs und auf den Schutz der Baumkuppel zu verlassen.
       Das Kettenfahrzeug fuhr langsam weiter.
       Im Licht seiner Scheinwerfer sah man immer die gleichen Bäume, den gleichen Wald. Der Weg beschrieb wunderliche Zickzacklinien, verengte sich aber nicht. Nach wie vor schob sich eine Mauer aus Sträuchern, die mit weißem Gras verwoben waren, bis dicht ans Fahrzeug.
       So vergingen zehn Minuten.
       Plötzlich hielt Belopolski an. Einen Augenblick spähte er for- schend in den Wald, dann streckte er den Arm aus und stellte die Scheinwerfer ab.
       „Schauen Sie nur!“ sagte er beinahe flüsternd.
       Nach dem hellen Licht fand Balandin, es herrsche besonders tiefe Finsternis. Er schloß sekundenlang die Augen.

   „Schauen Sie nur!“ sagte Belopolski ein zweites Mal. „Was ist das?“
       Der Professor blickte nach vorn und nach beiden Seiten, sah aber nichts. Dunkel ringsum.
       „Wohin soll ich sehen?“ fragte er und erkannte nicht einmal seinen Gefährten. „In welche Richtung?“
       „Wohin Sie wollen“, antwortete Belopolski. „Es ist überall!“
       „Was für ein ,Es'?“
       Keine Antwort.
       Balandin fühlte, daß sein Genosse ganz unter dem Eindruck einer Erscheinung stand, die er selbst noch nicht

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