Das Erbe der Phaetonen
Saizew und Toporkow würden alles in ein, zwei Tagen wieder instand setzen.
Ungeduldig wartete Melnikow auf die Meldungen. Es war nicht seine Art, zur Eile zu drängen. Er wußte, daß seine Kame- raden keine Zeit verlieren würden.
Er wirkte völlig ruhig. Nur Olga hätte wohl an seinem ver- dunkelten Blick und den betont gemächlichen Bewegungen sei- nen wahren Zustand erkannt. Sogar dem aufmerksam beobach- tenden Paitschadse, der in die Zentrale kam, um zu melden, daß die astronomischen Geräte gebrauchsfähig geblieben seien, fiel nichts auf.
„Laß mich an Stelle Andrejews fahren“, bat er. „Ich mache mir Sorgen um Konstantin Jewgenjewitsch.“
„Das geht nicht“, antwortete Melnikow und setzte nach kur- zem Besinnen mit gesenkter Stimme hinzu: „Es kann alles mög- liche geschehen. Ich darf nicht zulassen, daß außer dem Kom- mandanten auch noch der einzige Astronom von Bord geht. Leonid Nikolajewitsch ist ja nicht mehr da.“
Daß der verunglückte Orlow in diesem Augenblick erwähnt – wurde, ließ Paitschadse zusammenzucken. Forschend blickte er den Freund an.
„Meinst du wirklich?“
Melnikow wandte sich ab. „Stepan Arkadjewitsch ist Arzt und du nicht. Die beiden könnten verletzt sein.“
Bald darauf meldete Saizew, daß die Räume im Achterschiff, in denen die Treibstoffvorräte lagerten, sowie die Triebwerke und Düsen völlig unbeschädigt seien. Toporkow schwieg noch.
Nachdem Melnikow noch einige Minuten gewartet hatte, schaltete er den internen Bildschirm ein und verband sich mit der Funkkabine.
Toporkow saß, die Ellbogen aufgestützt und den Kopf in die Hände gelegt, vor dem Sender. Seine ganze Haltung drückte Niedergeschlagenheit aus. Als er das Anrufsignal vernahm, drehte er sich zum Bildschirm um und sagte:
„Entschuldigen Sie, Boris Nikolajewitsch! Ich habe ganz ver- gessen, Ihnen zu melden. Die Funkgeräte sind in Ordnung. Demoliert ist nur die Lokationsvorrichtung. Aber das wissen Sie wohl schon.“
„Ja“, antwortete Melnikow. „Haben Sie Verbindung?“
„Vorläufig nichts zu machen. Die Ionisation der Luft ist noch zu stark. Die Funkwellen dringen nicht durch.“
„Lassen Sie nicht locker. Sobald sich die Möglichkeit ergibt, funken Sie! Und machen Sie sich keine unnötigen Sorgen!“ setzte Melnikow hinzu. „Ich nehme an, daß das Gewitter im tiefen Wald, wo der Geländewagen steht, ungefährlich ist.“
„Meinst du wirklich?“ fragte Paitschadse, nachdem der Bild- schirm abgeschaltet war.
Melnikow wich einer Antwort auf diese direkte Frage aus.
„Was für eine Analogie der Ereignisse!“ sagte er. „Nicht wahr, Arsen? Auf dem Mars verloren Belopolski und ich die Verbindung zu dir und Sergej Alexandrowitsch, und danach wußten wir drei nicht, was aus Kamow geworden war. Auf dem Mond riß zunächst die Verbindung mit mir ab, als ich in den Spalt gefallen war, und dann auch mit Toporkow. Hier auf der Venus habt ihr eine Zeitlang nicht gewußt, was aus Wtorow und mir geworden war. Und nun Belopolski und Balandin ...“
„Es kann nicht anders sein“, antwortete Paitschadse, „und wird immer wieder vorkommen ...“
„Beiß dir auf die Zunge!“ Melnikow lächelte gequält.
Außer Toporkow fanden sich nach und nach alle Besatzungs- mitglieder in der Zentrale ein. Knjasew meldete, der Gelände- wagen zwei stünde einsatzbereit an der Luftschleuse.
„Welchen habt ihr genommen?“
„Den mittleren, den Fünfsitzer.“
„Recht so. Konstantin Jewgenjewitschs Wagen kann beschä- digt sein.“
Aller Augen verfolgten unablässig den Zeiger des Elektro- barometers. Entgegen aller Erfahrung brauchte er diesmal lange, bis er den Nullpunkt erreichte.
Es wurde immer offensichtlicher, daß das abgezogene Ge- witter sich von den bisherigen unterschied.
„Vielleicht sollten wir lieber den Spuren des anderen Wagens folgen und nicht auf die Funkverbindung warten?“ schlug An- drejew vor.
„Auf keinen Fall“, antwortete Melnikow kurz.
Endlich hatte sich die Luft wieder gereinigt. Die Männer in der Zentrale hörten, wie Toporkow zu funken begann.
„Geländewagen! Geländewagen! Antwortet!“
So vergingen lange, lange Minuten. Schließlich konnte Melni- kow sich nicht länger zur Geduld zwingen.
„Fahren Sie los, Stepan Arkadjewitsch!“ sagte er.
Erfreut stürmten
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