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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Raupenkette an sich und – in voller Fahrt raste der Geländewagen aufs Wasser zu.
       Zum Glück behielt Wtorow in diesem tragischen Augenblick einen klaren Kopf. Er schaltete blitzschnell beide Motoren aus, entriß Knjasew die Steuerungshebel und brachte das Fahrzeug zwei Meter vom Ufer entfernt zum Stehen. Die überragende Körperkraft des jungen Sportlers war die Rettung gewesen.
       Das Raupenfahrzeug stand schon halb im Wasser. Das Ufer fiel hier sehr steil ab. Knjasew faßte sich, legte den Rückwärts- gang ein, und mühsam kletterte der Wagen wieder an Land.
       Das Scheinwerferlicht tastete die spiegelglatte Oberfläche des Sees ab. Es hatte aufgehört zu regnen. Weder im Wasser noch an Land rührte sich etwas. Der schwere Wagen lastete wie ein Stein auf den drei Männern. Gleich einem flüchtigen Alptraum war das grausige Bild vom Untergang der beiden Kameraden an ihnen vorübergehuscht.
       Langsam hob Wtorow die Hand und schaltete die Schein- werfer aus.
       Das war das Ende! Der Expeditionsleiter und sein Begleiter tödlich verunglückt!
       Im Dunkel der Kabine brach Knjasew in Tränen aus. Mit weit aufgerissenen Augen starrten Andrejew und Wtorow immer noch dorthin, wo die widerlichen Reptilien Belopolskis Fahr- zeug mit sich in die Tiefe genommen hatten.
       Hier also war es dem berühmten Astronauten, dem nach Ka- mow zweiten „Sternenkapitän“ der Erde, beschieden, sein Leben auszuhauchen... Hier also hatte der berühmte Wissenschaft- ler Balandin den Tod gefunden!
       Das furchtbare Ende war so überraschend gekommen, daß sie lange Zeit weder etwas Sinnvolles zu sagen noch zu tun ver- mochten. Eine Minute nach der anderen verging, aber die drei Männer rührten sich nicht. Sie waren verzweifelt – die Kata- strophe ließ sich nicht wiedergutmachen.
       Da leuchtete am Funkgerät das rote Anrufsignal auf.
       „Wie steht es bei euch?“ fragte Melnikow ruhig. „Wo seid ihr? Warum laßt ihr so lange nichts von euch hören?“
       Sollte man es ihm sagen? Es ging wohl nicht anders. Aber wer sollte dem Schiff die Unglücksbotschaft übermitteln?
       Die drei Männer schwiegen.
       „Antwortet!“ rief Melnikow, und seine Stimme verriet, daß er unruhig wurde. „Geländewagen! Geländewagen! Antwor- ten!“
       Wtorow überwand sich und antwortete: „Ich höre! Wir stehen am Ufer des Sees. Soeben haben ...“
       Sekundenlanges Schweigen.
       „Was ist geschehen? So antwortet doch!“
       „Soeben haben jene Schildkröten vor unseren Augen Belopol- ski und Balandin in ihrem Geländewagen in den See getragen. Ende!“
       Atemlose Stille.
       Im Raumschiff am Fluß und im Raupenfahrzeug am See fiel kein Wort. Auch in der Atmosphäre herrschte völlige Stille, als fühlte die Venus mit den trauernden Menschen. Kein ferner Donner grollte, kein Baum rauschte im Wind mit seinem Wip- fel. Versteint lag der See, kein Grashalm raschelte.
       Oder bildeten sich die Menschen das nur ein?
       „Bleibt dort am See! Falls ein Gewitter kommt, zieht euch zum Waldrand zurück. In einer halben Stunde ist der Amphi- bienwagen bei euch.“
       Wer hatte das gesagt? Melnikow? Sie hatten seine Stimme nicht wiedererkannt.
       Der Amphibienwagen! Ja, an Bord des Raumschiffes befand sich ein Schwimmfahrzeug. Aber was könnte es helfen?
       Und wer würde fahren? Melnikow natürlich nicht. Der war nun der einzige Kommandant des Schiffes. Er durfte bis zum Schluß, bis zur Landung auf der Erde, nicht mehr von Bord gehen. Und weder Paitschadse noch Saizew oder Toporkow durften das Schiff verlassen; denn ohne sie konnte es die Rück- reise nicht antreten. Also kamen nur noch Korzewski und Ro- manow in Frage.
       Die Zeit schien stillzustehen. Die Männer merkten gar nicht, daß zwanzig Minuten vergangen waren.
       „Der Schwimmwagen ist zu euch unterwegs“, meldete To- porkow. „Boris Nikolajewitsch hat angeordnet, daß Knjasew und Korzewski die Erkundung durchführen. Seid so vorsichtig wie möglich!“
       „Wo ist Boris Nikolajewitsch?“ fragte Wtorow.
       „Er kommt gleich zurück. Braucht ihr ihn?“
       „Nein, ich meine bloß so.“
       „Worum handelt es sich?“ fragte Melnikow. Er war anschei- nend gerade in die Funkkabine zurückgekehrt. „Was wollen Sie, Gennadi Andrejewitsch?“
       „Nichts weiter. Entschuldigen Sie, Boris Nikolajewitsch!“
       „Wollen Sie an der Erkundung

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