Das Erbe der Phaetonen
einzigen Ruck hochgehoben. In verhäng- nisvoller Weise bestätigte sich die Vermutung der Menschen, daß die Venusbewohner ungeheuer stark seien.
Mit einer verzweifelten Anstrengung langte Belopolski nach dem Starterknopf und schaltete den Motor ein.
Die Raupenketten zitterten, rührten sich aber nicht von der Stelle.
Was bremste sie? Waren die Venusianer etwa stärker als der Motor?
Auf ihren Händen trugen die fünf rätselhaften Wesen die anderthalb Tonnen schwere Maschine schnell zum See.
„Leben Sie wohl, Sinowi Serapionowitsch“, flüsterte Belopol- ski.
„Leben Sie wohl!“ raunte der Professor. „Das ist das Ende...“
Eine Minute zu spät
Andrejew, Knjasew und Wtorow erfuhren erst über Funk von den Genossen im Raumschiff, daß ein Gewitter tobte. Sie hörten es zwar donnern, aber auf die Schneise, die ihr Geländewagen befuhr, fiel nicht ein Tropfen Regen.
Wie Toporkow berichtete, war das Gewitter ganz über- raschend aufgezogen. Das Barometer hatte es vorher nicht an- gekündigt. Mehr noch – die Funkverbindung wurde diesmal nicht unterbrochen. Regen deckte zwar Wald und Schiff zu, aber man konnte mit dem Geländewagen sprechen wie bei klarem Wetter.
Das hatten sie auf der Venus noch nie erlebt. Der Planet schien absichtlich seinen Gästen zwei für sie neue Arten von Gewitter vorzuführen: erst ein außerordentlich stark mit Elek- trizität geladenes und nun eines von genau entgegengesetzter Art.
„Ich weiß nicht, was ich davon halten soll“, sagte Igor Dmi- trijewitsch.
„Tragen Sie dieses Rätsel unter Nummer achtzehn ein“, ge- bot Wtorow in spöttischem Ton.
„Was heißt denn hier achtzehn?“ Toporkow seufzte tief. „Das nimmt und nimmt kein Ende!“
Die von Balandin und Belopolski beobachteten Lichteffekte fehlten bei diesem Gewitter. Die drei Männer wunderten sich natürlich nicht darüber, sie wußten und ahnten ja nicht einmal etwas von dieser Erscheinung. Sie wunderten sich über etwas anderes. Ihnen war mitgeteilt worden, daß über ihnen ein Ge- witter tobe, das dann in einen gewöhnlichen Regen überging, aber im Wald blieb es nach wie vor völlig trocken. Auch die Besatzungsmitglieder, die an Bord geblieben waren, teilten die Verständnislosigkeit.
„Ist das Laub etwa so dicht, daß es solch einen starken Regen abzufangen vermag?“ fragte Korzewski nachdenklich. „Das dürfte doch wohl kaum stimmen!“
„Aber es ist eine Tatsache“, entgegnete ihm Wtorow. „Der Weg ist knochentrocken, und kein einziger Regentropfen fällt darauf.“
„Abermals – ein Rätsel!“ Der Biologe stöhnte.
Im selben Augenblick sperrte plötzlich eine Wasserwand den
Weg. Sie erschien so überraschend, daß Knjasew kaum noch den Motor abstellen und auf die Bremse treten konnte. Zwei, drei Sekunden später wären sie mit voller Geschwindigkeit in diese eigentümliche Sperre hineingerast, ohne zu wissen, was sie da- hinter erwartete.
Im starken Licht der Scheinwerfer wirkte der rätselhafte Vor- hang durchsichtig. Trotzdem war nicht zu erkennen, was sich hinter ihm befand. Endlich begriffen die Männer, daß das Was- ser von oben, wie von einem glatten Dach, dem die Dachrinne fehlt, herabstürzte.
„Der Vorhang scheint sehr dünn zu sein“, bemerkte Wtorow.
„Ganz egal!“ sagte Andrejew. „Wir dürfen kein Risiko ein- gehen. Ich steige sofort aus und werde das Gelände erkunden.“
„Auf keinen Fall!“ erklärte Knjasew bestimmt. „Ich steige aus.“
„Oder ich!“ pflichtete ihm Wtorow bei.
Stepan Arkadjewitsch fuhr auf: „Ich bin der Leiter der Expe- dition.“
„Trotzdem werden nicht Sie gehen“, sagte der junge Mecha- niker entschlossen wie zuvor. „Sie ebensowenig wie Wtorow. Das fordert eine ganz einfache Rechnung. Wir eilen unseren Genossen zu Hilfe, die vielleicht ärztliche Hilfe brauchen. Sie sind hier der einzige Arzt, und Gennadi Andrejewitsch ist der einzige Kameramann, der überraschend auftauchende Motive filmen muß. Sie haben daher nicht das Recht, ihr Leben ohne zwingenden Grund aufs Spiel zu setzen. Ich werde aussteigen, kein anderer.“
Wahrend er das sagte, zog er hastig seinen Gummianzug an und setzte den Plastehelm auf, um anzudeuten, daß er nichts weiter hören wolle.
„Sascha hat recht!“ bestätigte Melnikow über den Sprech- funk.
Das Gerät war die ganze Zeit
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