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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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bei sich. Es war mit Spreng- patronen geladen, und vielleicht hätte es sogar gegen solche Gi- ganten etwas ausrichten können, aber es blieb ihnen keine Zeit, sich dieser Waffe zu bedienen.
       Die vorderen Reptilien traten schon ins Wasser.
       Plötzlich wurden sie von der Seite angeleuchtet.
       Einen Augenblick sahen Belopolski und Balandin die Köpfe ihrer Entführer deutlich im Scheinwerferlicht vor sich.
       Die „Schildkröten“ waren unglaublich häßlich. Drei riesen- große Augen, die im Licht ganz schwarz aussahen, und ein stark vorstehendes, gefletschtes Maul mit langen, spitzen Stoßzähnen, die zu beiden Seiten herausragten – mehr schien es in diesen „Gesichtern“ nicht zu geben. Es war die grimmige Visage eines blutgierigen Raubtieres. Der kahle, faltige Schädel endete dicht über den Augen. Keine Spur von einer Stirn.
       Das heller werdende Scheinwerferlicht kam rasch näher. Die „Schildkröten“ rührten sich nicht, sie standen wie versteint.
       Die beiden Sternfahrer wußten sehr wohl, was dieser Licht- strahl bedeutete: Ihre Genossen eilten ihnen zu Hilfe.
       Ein Funken Hoffnung glomm auf.
       Sie sahen, wie sich die Reptile von dem Licht abwandten. Balandin registrierte mechanisch, daß ihre Augen keine Lider besaßen und nicht geschlossen werden konnten.
       Durch die Kabinenwand drang rasch anwachsender Lärm. Der große Geländewagen war schon ganz nahe herangekommen. Noch einen Augenblick – und er würde in voller Fahrt in die regungslose Gruppe hineinrasen.
       Da stürzten sich die „Schildkröten“, ohne die Beute loszulas- sen, ins Wasser, als hätten sie sich plötzlich besonnen. Die Wel- len schlugen über ihnen zusammen.
       Der Hoffnungsfunke erlosch.
       Die Venusianer schritten rasch in die Tiefe. Das matte Abend- licht wurde von undurchdringlichem Nebel abgelöst. Gelb fun- kelten die Augen der „Schildkröten“.
       Belopolski stellte den Motor ab – er nützte ihnen nichts mehr.
       Die hermetisch verschlossene Kabine ließ kein Wasser her- ein. Wenn die „Schildkröten“ den Geländewagen nicht zer trümmerten und die Fensterscheiben nicht anrührten, drohte den Menschen vorläufig keine Gefahr.
       Sie merkten, daß der Grund des Sees steil abfiel. Immer wei- ter wurden sie in die finstere Tiefe getragen. Belopolski schal- tete den Scheinwerfer ein. Sein Licht beleuchtete das Wasser weit voraus. Sie beobachteten, wie mehrere „Schildkröten“, die ihnen offenbar entgegenkamen, ins Dunkel flüchteten.
       Plötzlich huschte etwas dicht vor ihren Fenstern vorüber. Ein furchtbarer Schlag traf den Wagen.
       „Nun ist alles aus!“ sagte Balandin dumpf.
       Ihre letzte Stunde schien gekommen. Die „Schildkröten“ woll- len anscheinend den Geländewagen zertrümmern. Bei ihren Riesenkräften würden sie dazu nicht viel Zeit brauchen.
       Die Männer erwarteten, daß sogleich das Wasser in ihre Ka- bine eindringen würde. Aber es geschah nichts. Dem furcht- baren Schlag folgte kein zweiter.
       Die eingetretene Finsternis erklärte alles. Die Reptilien hat- ten den Scheinwerfer eingeschlagen. Womit? Anscheinend mit einem Baumstamm. Das Licht war ihnen unangenehm gewesen, und sie hatten die Lichtquelle zerstört, den Wagen aber sonst nicht behelligt.
       „Äußerst resolut!“ sagte Belopolski. „Allerdings auch flegel- haft.“
       Er konnte sich nicht entschließen, den zweiten Scheinwerfer oder die Innenbeleuchtung einzuschalten.
       Tn völliger Finsternis warteten die Männer, was weiterhin ge- schehen würde.
       Die „Schildkröten“ trugen den Geländewagen immer weiter über den Seegrund. Der Wagen wiegte sich sacht in ihren Pran- ken.
       „Warum schwimmen sie nicht?“ fragte Balandin.
       „Sicherlich ist ihnen unser Wagen zu schwer.“
       „Wir haben überhaupt noch keine schwimmen sehen.“
       „Sie sind ja auch anders als unsere irdischen Schildkröten. Vielleicht können sie gar nicht schwimmen.“
       „Möglich.“
       Die beiden Astronauten verspurten würgende Unruhe. Die Finsternis, die Ungewißheit und die Erwartung des Todes, der jeden Augenblick eintreten konnte, all das mußte sogar hart geprüfte Männer wie sie zermürben. Kein Mensch – und sei er noch so furchtlos – kann ungerührt seinem unnatürlichen Tode entgegensehen.
       Die Minuten vergingen, aber die „Schildkröten“ äußerten keine gewalttätigen

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