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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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bedeutete die Uhr? Eine Warnung oder ein Zeichen der Reue?
       Paitschadse sprach einen Gedanken aus, der allen zugleich kam.
       „Sie haben Konstantin Jewgenjewitsch die Uhr abgenommen“, sagte er, „und hierhergebracht, um uns so mitzuteilen, daß die Leichname unserer Genossen bei ihnen liegen. Warum sie aller- dings nicht die Leichname mitgebracht haben, weiß ich nicht. Sie bieten uns an, sie zu holen. Die Fischfladen beweisen, daß sie Frieden wollen und unsere Fahrzeuge nicht mehr angreifen werden. Ich glaube, wir sind verpflichtet, sie ein zweites Mal zu besuchen. Natürlich am Seeufer. Wenn sie herauskommen und uns einladen, können wir ihnen mit dem Schwimmwagen folgen.“
       Eine Weile blieb es still in der Messe, in der das Gespräch stattfand. Niemand wagte seine Meinung über eine so verant- wortungsvolle Sache zu sagen, ehe sich Melnikow geäußert hatte. Aber dieser schwieg. Er schien ganz in Gedanken versunken.
       „Ich schließe mich Arseni Georgijewitsch an“, sagte Topor- kow endlich. „Es ist nicht die Art sowjetischer Wissenschaftler, sich vor Gefahren zu fürchten.“
       „Es geht nicht um die Gefahren“, sagte Melnikow und wurde wieder nachdenklich. „Warum sind es acht Fladen?“ fragte er auf einmal. „Kann man das als reinen Zufall betrachten?“
       Alle in der Messe sahen sich an. Wahrhaftig! Niemand war aufgefallen, daß die Venusianer genausoviel Fladen geschickt hatten, wie Männer an Bord waren. Für jeden einen!
       „Woher können sie das erfahren haben?“ fragte Korzewski unsicher.
       „Das ist es ja – woher?“ Melnikow sah die Genossen mit blitzenden Augen an. „Sie haben es erfahren können von...“ Er beendete den Satz nicht, aber alle wußten, was er meinte.
       Das rätselhafte Auftauchen der goldenen Uhr, die Belopol- ski, wie alle wußten, nie liegenließ, konnte etwas ganz anderes bedeuten als das, was sie zunächst gedacht hatten. Er selber hatte sie den Venusianern gegeben. Das konnte heißen: „Zu Hilfe!“
       Lebten Belopolski und Balandin etwa noch?
       „Auf, zum See!“ rief Paitschadse leidenschaftlich.
       „Ja!“ antwortete Melnikow. „Wir müssen sofort zum See fahren. Es kann sein, daß wir uns geirrt haben, aber es kann auch sein, daß unsere Vermutung zutrifft. Zu zögern wäre ver- brecherisch.“
       Die Entscheidung des Kommandanten war eine Freude für alle. Nur Korzewski zog eine finstere Miene und schüttelte mit dem Ausdruck ernsten Zweifels den Kopf.
       „Mit wem könnte Konstantin Jewgenjewitsch über uns ge- sprochen haben?“ fragte er. „Mit den ,Schildkröten'? Wie denn?“
       „Sascha hat ein Lebewesen gesehen, das wahrscheinlich ein richtiger Venusianer ist“, entgegnete Melnikow. „Wie dem auch sei – wir können nicht am Auftauchen der Uhr vorübergehen, was immer es auch bedeuten mag.“
       „Das bestreite ich nicht“, pflichtete ihm der Biologe bei.
       Nachdem die Sternfahrer ihren Entschluß gefaßt hatten, hol- ten sie sogleich den größten Geländewagen aus seinem Hangar. Es war ein robustes Ganzmetallfahrzeug mit zwei Motoren von zweieinhalbtausend PS und zwei getrennten Steuervorrichtungen. Er konnte vorwärts und rückwärts mit gleichhoher Ge- schwindigkeit fahren und legte hundertzwanzig Kilometer in der Stunde zurück. Die schmalen Fenster, die einen Rundblick nach allen Seiten ermöglichten, waren nicht mit Glas, sondern mit drei Zentimeter dicker Plaste verschalt. Mit seinen auf- fallend breiten Raupenketten konnte der Wagen sich auch auf sumpfigem Boden bewegen. An der Vorder- und Rückwand waren spitze, seitlich gerichtete Rammsporen angebracht, die die Raupenketten schützten. Der Geländewagen konnte sich durch das dickste Dickicht, das für die anderen Wagen unbefahrbar blieb, einen Weg bahnen. Seine große Länge, acht Meter, be- wahrte ihn an Steilhängen davor, sich zu überschlagen, und sein Gewicht, zweiunddreißig Tonnen, schützte ihn vor einem Miß- geschick, wie es Belopolskis Wagen ereilt hatte. Eine derartige Last würden die Reptile schwerlich tragen können.
       Das Werk, in dem dieses Fahrzeug gebaut worden war, hatte auch für Bequemlichkeit gesorgt. Im Innern befanden sich sechs Polstersitze, die in Ruhebetten verwandelt werden konnten. Eine automatische Klimaanlage reinigte und temperierte die Luft. Die Einstiege besaßen Doppeltüren mit eingebauter Luft- schleuse. Drei Funkeinrichtungen – ein Hauptgerät, ein

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