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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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verschwunden.“
       „Da hätten Sie doch den Scheinwerfer anstellen sollen“, sagte Korzewski unwirsch.
       „Ich konnte mich nicht dazu entschließen. Erschrecken wollte ich sie doch nicht.“
       „Es war richtig!“ Melnikow billigte die Handlungsweise.
       Also hatten die Seebewohner sich nicht gescheut, dem Raum- schiff nahe zu kommen. Sie hatten den Menschen etwas ge- bracht. Was und warum?
       „Genosse Wtorow“, befahl Melnikow, „steigen Sie aus und holen Sie das Ding an Bord. Andrejew geht mit Ihnen.“
       Eine halbe Stunde später trugen die beiden Männer die ge- heimnisvolle Gabe ins Observatorium.
       Neugierig umringten alle das Geschenk.
       Es sah aus wie eine rhombenförmige Holzschüssel mit halb- runden, nach innen gebogenen Rändern. Sie war kunstvoll ge- fertigt, so glatt, daß sie beinahe glänzte, und besaß drei dünne, ebenfalls hölzerne Spitzen, die am Boden befestigt waren. Das Gefäß war sorgsam mit Büscheln orangefarbener Wasserpflan- zen und roten Laubes bedeckt. Darauf lagen acht flache rote Fladen und – eine goldene Uhr.
       Melnikow traute seinen Augen nicht, er ergriff sie.
       „Das ist doch Konstantin Jewgenjewitschs Uhr“, sagte er.

    Die Herren des Planeten

       Zum Wesentlichsten im Leben eines jeden Geschöpfes gehört die Nahrungsaufnahme. Die ersten Vorstellungen des noch kaum entwickelten Hirns sind unlöslich mit ihr verbunden. Und von den unteren bis zu den oberen Stufen der Evolution ordnet sich alles, was da kreucht und fleucht, diesem unerschütterlichen Ge- setz der Natur unter.
       Alle vernunftbegabten Wesen sorgen unabhängig von ihrem Entwicklungsgrad für Nahrung, und zwar nicht nur für sich, sondern auch für andere Geschöpfe, mit denen sie verbunden sind. Vögel und wilde Tiere beschaffen Futter für die ganze Familie. Das gleiche tun die Menschen. Ein Raubtier überläßt seine Beute einem anderen, wenn es nicht kämpfen will. Das gilt als Zeichen von Friedfertigkeit. Wilde Völkerschaften bieten dem Feind zum Zeichen des Friedens Lebensmittel an, die sie erarbeitet haben.
       Bei orientalischen Völkern hat sich die Sitte bewahrt, im Hause eines Feindes nichts zu essen. Die Nahrung mit einem Feind zu teilen, heißt sich mit ihm versöhnen. Einem Menschen etwas zu essen anbieten, heißt ihm Sympathie beweisen.
       Das Gesetz der Nahrungsaufnahme diktiert Sitten und Ge- bräuche. So war es, so ist es und wird es bleiben, weil die Nah- rung eine Lebensgrundlage und oberstes Gesetz der Natur für die Lebewesen ist. Und man darf annehmen, daß dieses Gesetz nicht nur auf der Erde gilt. Es herrscht gebieterisch überall, wo es Lebewesen gibt, die zumindest primitiver Überlegung fähig sind, die heranwachsen und sich vermehren.
       Gleichartige Vorstellungen von einem Gegenstand müssen unausweichlich auch gleichartige Begriffe über dessen Rolle in diesem oder jenem Falle hervorbringen.
       Was Wunder also, daß die Venusianer genauso handelten, wie Menschen der Erde es an ihrer Stelle getan hätten. Nur die von Menschen gemachten Gesetze verändern sich und können unterschiedlich sein, die Gesetze der Natur sind überall gleich. Die Bewohner der Venus wollten, als sie ihr „Brot“ zum Raum- schiff brachten, den Fremden sagen, daß sie Frieden anböten. Ihre Handlungsweise ließ sich gar nicht anders auslegen.
       In diesem Sinne äußerte sich der Biologe Korzewski, als sich nach gründlicher Analyse herausstellte, daß die acht Fladen der Reptilien ein Fischgericht darstellten.
       Niemand zweifelte, daß dies tatsächlich die Bedeutung des überraschenden Geschenks war. Es war ein Friedenszeichen. Was dachten die Venusianer über das Raumschiff? Wofür hiel- ten sie es?
       „Da sie weder Sonne noch Sterne je gesehen haben, können sie nichts von der Existenz anderer Welten wissen“, sagte Pai- tschadse. „Sie halten uns für Bewohner ihres eigenen Planeten, die sie bislang nicht gekannt haben.“
       Das war durchaus möglich. Auch die Eingeborenen abgelege- ner Inseln der Erde empfingen einst die ersten Schiffe der Euro- päer mit Früchten und selbstgefertigten Gegenständen.
       Aber warum hatten die Venusianer neben ihr „Brot“ Belo- polskis Uhr gelegt? Was bedeutete diese schreckliche Erinne- rung an einen Menschen, den sie umgebracht hatten? Die Uhr stand.
       Alle Expeditionsmitglieder wußten, daß Konstantin Jewgen- jewitsch nie vergaß, sie aufzuziehen. Was

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