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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Horizonts schien eine fürchterliche Feuersbrunst zu wüten.
       Verständnislos starrten die Sternfahrer mit klopfendem Her- zen das unerklärliche Bild an.
       Was war das? Ein Brand? Ein Vulkanausbruch? Die Männer meinten, das blutrote Lodern würde stärker, und eine unerklär- liche Gefahr nähere sich dem Schiff.
       Melnikow wechselte einen Blick mit Saizew. Beiden kam der gleiche Gedanke. War es nicht Zeit zu starten und, solange das – noch möglich war, der unbekannten Gefahr zu entfliehen?
       Plötzlich stieg hinter dem Wald ein grün und violett funkeln- der Vorhang empor, der sich alsbald wieder auflöste. Wie ein flimmerndes Netz überspannten Leuchtfäden den ganzen Hori- zont, verflochten sich miteinander und funkelten in allen Schat- tierungen von Smaragd und kirschrotem Granat.
       „Das wird ein Polarlicht sein!“ Paitschadse war es, der als erster die Vermutung äußerte.
       „Es ist ganz plötzlich aufgeflammt“,' sagte Knjasew.
       Nachdem alle sich beruhigt hatten, gingen sie ins Observato- rium hinüber und betrachteten, dicht an die Fenster gedrängt, schweigend das bezaubernde Schauspiel. Wtorow filmte.
       Das Rubinrot des Himmels wurde abgelöst von Orange, dann durchlief das Licht die ganze Farbskala und glitzerte schließlich wie reinster Aquamarin. Die smaragdgrünen und granatfarbenen Linien wichen einem fluoreszierenden Strom von Kristallfäden.
       Das phantastische Farbenkaleidoskop veränderte sich andert- halb Stunden lang unaufhörlich und entzückte das Auge durch die Vielfalt der Farbverschmelzungen und Schattierungen. In allem Reichtum erstand vor den Menschen die Palette des größ- ten Künstlers – der erhabenen Natur.
       Die hinter dem Horizont versinkende Sonne gab zum Ab- schied ein einzigartiges Schauspiel.
       Gegen fünf Uhr morgens erlosch das Polarlicht allmählich. Immer zarter wurden die Farben des Himmels, immer deut- licher traten die bleigrauen Wolken hervor.
       „Erstaunlich!“ sagte Korzewski.
       „Fragt sich nur – was!“ erwiderte Paitschadse. „Erstaunlich
    ist nicht so sehr das Schauspiel selber. Es muß hier farbenpräch- tig sein. Die Venus ist der Sonne nah. Erstaunlich ist etwas anderes. Das Polarlicht entsteht in den oberen Schichten der Atmosphäre, auf der Venus also über einer zehn Kilometer dicken Wolkendecke. Wieso haben wir es da so deutlich sehen können? Das bleibt vorläufig ungeklärt.“
       „Was könnten wir sehen, wenn wir über den Wolken wären?“ fragte Wtorow.
       „Höchstwahrscheinlich würden wir geblendet werden“, ant- wortete Paitschadse.
       Bewegt von allem Erlebten, gingen die Astronauten halb widerstrebend in ihre Kajüten.
       Aber keiner konnte sofort wieder einschlafen. Als Knjasew zum zweiten Male Alarm gab – es war noch keine Stunde vergan- gen –, stürmten daher alle sogleich zur Steuerzentrale, weil sie wieder etwas so Wunderschönes zu sehen hofften wie das Nord- licht. Doch diesmal erwartete sie etwas anderes. Diese Nacht sollten sie nie wieder vergessen, sie bereitete ihnen noch eine Überraschung.
       Aschfahl im Gesicht, empfing Knjasew die Genossen mit dem unverständlichen Satz: „Sie haben etwas gebracht!“
       „Wer – ,sie'?“ fragte Melnikow.
       „Die Reptile.“
       Alle hasteten zum Bildschirm. Aber im trüben Halbdunkel der Nacht sahen sie nichts.
       „Licht!“ befahl Melnikow.
       Grelles Scheinwerferlicht breitete sich über den Boden. Da entdeckten sie ganz nah beim Schiff einen kleinen dunklen Gegenstand im Gras.
       „Ich bemerkte, wie sich von den Stromschnellen her eine schlecht erkennbare Masse näherte“, berichtete der junge Mecha- niker, „ein dunkler Körper. Zuerst dachte ich, es sei ein riesiges Tier. Es kam langsam immer näher. Ich schaltete den Schein- werfer nicht ein, weil ich es mir ansehen wollte und das Licht es hätte verscheuchen können. Dem Schiff kann es keinen Schaden zufügen, auch wenn es noch so groß ist. Als es näher kam, erkannte ich – es waren ,Schildkröten', ebensolche, wie wir am See gesehen haben. Sie trugen etwas. In ihrer Begleitung befand sich ein anderes Tier, das viel kleiner war, aber ich konnte es nicht richtig erkennen. Weil ich nicht wußte, was ich
machen sollte, habe ich Alarm gegeben. Aber während Sie hier- her eilten, haben die Reptilien diesen Gegenstand dort abgelegt. Dann sind sie sehr schnell in Richtung Fluß

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