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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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jetzt zweifellos tot sein. Sie haben nichts mehr zum Atmen! Was für ein schreckliches Los!
       Ich wünschte – soweit ist es gekommen! –, daß die Reptilien die Wand des Wagens sofort eingedrückt, die Scheiben zer- trümmert und die Kameraden getötet haben ... Zu schrecklich wäre der Gedanke, daß sie zwei Tage und zwei Nächte ohne Hoffnung auf Rettung in den Händen der wilden Tiere leben mußten!
       Wieviel glücklicher – was für ein Wort! – ist dagegen Roma- nows Schicksal! Wenn er durch den peitschenden Regen nicht sofort getötet worden ist, muß er doch sehr schnell gestorben sein. Er hatte sehr wenig Sauerstoff in seinem Behälter.
       Ironie des Schicksals! Ich bedauerte es, daß der Funkverkehr mit der Erde abbrach. Jetzt segne ich diesen Umstand. Mit welchen Worten könnten wir das Vorgefallene schildern?
       Natürlich ist es egoistisch, aber ich denke an Olga. Wieviel Tage mußte sie voller Sehnsucht warten, als nach unserer Lanj düng auf der Venus niemand daheim um unser Schicksal wußte. Und jetzt sollen wir melden, daß noch drei Kameraden ver- unglückt sind? Nein, lieber nicht an diesen Alptraum denken! Aber wo wurde der Geländewagen versteckt? Wohin ist Roma- nows Leichnam gebracht worden?
       Kann man uns vorwerfen, wir hätten ungenügend nach den Vermißten geforscht? Sollten wir es nicht noch einmal ver- suchen? Nein, dazu bin ich nicht berechtigt. Wassili Romanow ist den ‚Schildkröten' in die Hände gefallen. Das steht fest. Und ebenso wie den Geländewagen von K. J. haben sie ihn irgend- wo versteckt. Warum haben sie das getan? Wo ist dieses Ver- steck? Knjasew und Wtorow behaupten, es läge kein Gelände- wagen auf dem Seegrund. Ein schreckliches Rätsel. Haben die Ungeheuer das Fahrzeug etwa zerstückelt und die Leiber unse- rer unglücklichen Kameraden zerrissen? Oder haben sie...
       Was wissen wir von den Bewohnern dieses Planeten? Nichts wissen wir. Es sind ‚Schildkröten!' Was für sonderbare und wunderliche Geschöpfe! Mir stehen sie immer noch vor Augen.
       Aufdringlich. Konnten wir ahnen, daß sie, die wir vom Unter- seeboot aus sahen, daß diese Amphibien die vernünftigen Be- wohner der Venus, ihre Menschen sind? Selbst jetzt, da doch eigentlich die letzten Zweifel entfallen, kann ich es nicht glauben.
       Korzewski behauptet, daß die ,Hände' der Venusianer, den Beschreibungen nach zu urteilen, kein Lineal hätten herstellen können. Sie seien einer derartigen schöpferischen Leistung nicht fähig. Sie besäßen keine Hände, sondern die Pfoten von Tieren. Ich bin überzeugt, daß dieses Urteil zutrifft. Das Lineal haben andere gemacht.
       Vielleicht sind die ,Schildkröten' tatsächlich nur Tiere? Ihr Benehmen allerdings gleicht nicht dem Benehmen der Tiere der Erde. Aber was besagt das? Wir haben es mit Tieren der Venus zu tun. In Indien arbeiten ja auch Elefanten. Sie reißen Bäume aus, transportieren Baumstämme. Genauso wie die ,Schildkröten' hier. Außerdem wissen wir gar nicht, ob sie selber es tun.
       Wer aber sind dann die wahren Herren der Venus. Wo sind sie? Wie sehen sie aus? Werden wir sie zu Gesicht bekommen? Nein, bei dieser Expedition sicher nicht mehr. Ich habe selber icden Versuch, sie aufzuspüren, untersagt. Und ich werde mei- nen Entschluß nicht ändern. Später! Bei der nächsten Venus- fahrt!
       Wie schwer, wie schwierig ist es, ruhig aufzutreten und durch nichts den Schmerz zu verraten, der mich keinen Augenblick verläßt! Wie oft muß ich mit Gewalt die Tränen zurückhalten. Manchmal möchte ich wie ein Tier brüllen, um meiner Ver- zweiflung Luft zu machen. Aber es darf nicht sein! Jeder andere Genosse, ja, aber ich nicht. Sogar wenn ich allein bin, muß ich mich zusammennehmen. Ich bin nicht nur für mich da. Später! Wenn unsere unglückselige Fahrt beendet ist...“

    In der Nacht zum 25. hatte Knjasew Wache.
       Um drei Uhr morgens setzte er unerwartet die Alarmglocke in Betrieb. Keine fünf Minuten später hatten sich alle acht Be- satzungsmitglieder in der Steuerzentrale versammelt.
       „Was ist geschehen?“ fragte Melnikow, der als erster eintrat.
       Wortlos wies Knjasew auf den Bildschirm.
       Der Himmel der Venus war von flammendem Rot überzogen. Der unheilschwangere Widerschein war so stark, daß man deutlich die ganze Umgebung des Schiffes erkennen konnte. Die für gewöhnlich dunklen Gewitterwolken schillerten in allen Schattierungen des Rubinrots. Jenseits des

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