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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Bewegungen der phantastischen Gestalten. Sie sahen, daß deren Hände in langen, biegsamen Fingern ende- ten und daß sich über ihren Augen Stirnen wölbten. Da wuß- ten sie: Dies waren die wahren Herren des Planeten!
       Die Venusianer traten dicht an den Geländewagen heran. Sie verspürten offenbar keine Angst, sich den Menschen zu nähern, obwohl sie nur zu zweit, die Menschen aber zu dritt waren. Vielleicht dachten sie nicht einmal an eine mögliche Gefahr.
       „Endlich!“ flüsterte der Professor.
       Die beiden Venusianer zuckten merklich zusammen. Offenbar hatten sie durch die Wagenwand hindurch das Flüstern gehört. Sie blickten sich an, als wollten sie ihre Meinung darüber aus- tauschen. Aber ihre Lippen blieben unbeweglich.
       Der Venusianer, der die Schüssel trug, stellte sein Mitbring- sel auf den Boden und klopfte ans Fenster. Dann traten sie beide einen Schritt zurück, das heißt – sie sprangen zurück.
       Die sechs dunklen Augen schienen jede Bewegung der Gefan- genen zu verfolgen.
       „Sie bitten uns auszusteigen“, sagte Balandin.
       „Gut, ich werde zu ihnen gehen.“ Belopolski griff nach der Klinke. „Ich verbiete aber kategorisch, von der Waffe Gebrauch zu machen!“ Er sah Romanow an. „Was auch geschehen mag!“
       Er öffnete die Tür und trat hinaus. Im selben Augenblick sprang der Venusianer mit der Schale vor. Er war nicht größer als einen Meter, und Belopolski wirkte neben ihm wie ein Riese.
       Sie standen sich nah gegenüber.
       Der Venusianer reichte dem Fremden die Schale. Sie war leer. Belopolski ergriff sie. Sie war sehr schwer, und er staunte, wie ein so kleines und zerbrechlich wirkendes Geschöpf sie hatte ttagen können.
       Der Venusianer wartete auf etwas. Er wich nicht von der Stelle und schien den Menschen forschend anzublicken. Der zweite Venusianer rührte sich ebenfalls nicht.
       Worauf –warteten sie?
       Belopolski hielt die Schale in der Hand und wußte nicht, was er tun sollte. Er fühlte, daß von seinem Verhalten viel abhing, aber die Sekunden jagten einander, und ihm fiel kein rettender Gedanke ein.
       Die Lage war schwieriger denn je. Wie sollte er erraten, was die Venusianer von ihm wollten?
       Die steinerne Schale zog seine Arme nach unten. Es war schwierig, sie im Gleichgewicht zu halten. Eine Minute verging, und Belopolskis Arme sanken unwillkürlich immer tiefer. Die Schale war nun in Brusthöhe des Venusianers. Er nahm sie zu- luck.
       Der zweite Venusianer reichte dem Menschen die Holzschüs- sel. Als dieser sie ergriff, drehten sich beide um, sprangen zum Ausgang und verschwanden mitsamt der geheimnisvollen Schale.
       Verständnislos und die Schüssel immer noch in Händen hal- lend, wandte sich Belopolski seinen Genossen zu.
       Was war hier vor sich gegangen? Was bedeutete diese unver- ständliche Zeremonie mit der steinernen Schale? Hatte er ge- lan, was er tun mußte?
       „Jedenfalls haben die beiden uns die Schüssel überlassen“, sagte Balandin, „also ist alles in Ordnung. Sie haben uns etwas zu essen gebracht. Niemals würden sie uns Nahrung anbieten, wenn sie feindliche Absichten hegten.“
       Das Holzgefäß war seltsam rhombenförmig und hatte nach innen gestülpte Ränder. Es war mit nassen Pflanzen ausgelegt, die an die orangefarbenen Algen erinnerten. Darauf lagen röt- liche Fladen.
       „Wir werden sie gründlich untersuchen“, sagte Belopolski, „schließlich müssen wir etwas essen. Hunger ist in unserer Lage ein schlechter Gehilfe.“
       Vor dem Erscheinen Romanows hatten sich Belopolski und Balandin zwar schon stärken wollen, es aber dann doch nicht getan.
       Belopolski schloß die Tür und schaltete den Desinfektor ein. Nach einer halben Stunde hatte sich die Luft im Wageninnern' von Kohlensäure und Formaldehyd gereinigt. Da hier nur ein transportabler Desinfektor arbeitete, dauerte es so lange.
       Die Männer freuten sich, endlich die Helme abnehmen zu können.
       Balandin ergriff einen der Fladen und hielt ihn dicht vor seine Nase.
       „Riecht wie roher Fisch. Trotzdem würde ich nicht empfehlen, davon zu kosten.“
       „Vorläufig sind wir nicht darauf angewiesen“, erwiderte Be- lopolski, „wir haben noch etwas Proviant. Wir werden die Speise der Venusianer nur im Notfall angreifen.“
       Die Schüssel wurde unter dem Sitz versteckt. Es wäre unvor- sichtig gewesen, sie offen stehenzulassen. Die

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