Das Erbe der Phaetonen
Venusianer wies auf die Würfel und auf Belopolski, dann zeigte er auf sich und den anderen Venusianer.
Vorläufig war alles ziemlich klar. Die fünf Würfel stellten drei Menschen und zwei Venusianer dar.
„Und was weiter?“
Es geschah, was Belopolski nie und nimmer erwartet hätte. Der Venusianer ergriff die fünf Würfel und legte sie zu dem skizzierten Raumschiff.
Kein Zweifel – sie wollten das Schiff besuchen!
Belopolski war verdattert. Wie sich herausstellte, hatten die Venusbewohner nicht die geringste Angst vor dem Raumschiff. Sie wollten es sogar besichtigen.
Aber nicht nur Verwunderung empfand der Expeditionsleiter. Er wußte nun ganz und gar nicht mehr, was er von den Ge- schöpfen halten sollte, die ihm gegenübersaßen. Wie sah es in ihnen aus, was ging in ihnen vor? Waren sie hochentwickelte Geschöpfe oder Wilde, die eine Steinschale und das darin bren- nende Feuer anbeteten? Die Vorstellung, daß sie geistig hoch- entwickelt wären, entsprach nicht dem Bild, daß sich den Men- sehen soeben an der Schale geboten hatte. Dagegen entsprach der Wunsch, das Schiff zu besichtigen, nicht der Vorstellung von Wilden, die solch rätselhaftes, riesiges Ding wie ein Raumschiff lurchten mußten.
Was sollte Belopolski den Venusianern antworten? Natürlich waren sie willkommen! Sollten sie ruhig das Schiff besichtigen, wenn sie Lust dazu verspürten.
Ihm kam der Gedanke, daß es schön wäre, könnten sie einen Venusianer zur Erde mitnehmen. Aber er verwarf ihn entrüstet im selben Augenblick. Das wäre eine ganz gemeine Vergewal- tigung, eines Sowjetmenschen unwürdig. Wie konnte ihm der- gleichen einfallen? Er wiederholte die Bewegung des Venusia- ners, um zu zeigen, daß er einverstanden sei.
Alle drei kehrten zu dem Geländewagen zurück.
„Was werden sie auf unserem Schiff atmen?“ fragte Roma- now, als Belopolski von der Absicht der Venusianer berichtete.
„Ganz einfach – Venusluft“, antwortete Konstantin Jewgen- jewitsch.
Belopolski stieg ein. Durch Handbewegungen forderte er die beiden Venusianer auf, ihnen zu folgen, aber sie lehnten ab.
Wollten sie damit sagen, daß sie allein kommen würden? Oder hatte Belopolski sie wieder nicht richtig verstanden? Bei- des war möglich.
Die Reptile hoben den Geländewagen auf und trugen ihn hinaus. Die Venusianer folgten.
Einsam wie zuvor wirkte die „Stadt“. Aber die Menschen wußten nun, daß dieser Eindruck trog.
Schade, daß wir ihre Wohnungen nicht gesehen haben! dachte Belopolski. – Die Häuser, in denen wir gewesen sind, dienen offenbar nicht als Wohnhäuser. Sie müssen auch Werkstätten besitzen, in denen beispielsweise Schüsseln hergestellt werden.!
Die beiden Menschen wurden an ihrem nur allzu vertrauten „Gefängnis“ vorübergetragen. Schon dachten sie erregt, die Reptile würden sie wieder dorthin zurückbringen und damit endgültig dem sicheren Tod ausliefern. Aber die Tiere gingen an der gefährlichen Stelle vorüber.
Endlich stapften sie in den rosaroten Tunnel und schließlich ins Wasser hinein.
Die beiden Venusianer, die das Raupenfahrzeug begleitet hatten, waren abgebogen und verschwunden.
Fast dreimal vierundzwanzig Stunden hatten die Menschen in der unterirdischen Stadt in Gefangenschaft der Venusianer ver- bracht. Was war ihnen in dieser Zeit zu Gesicht gekommen? Man könnte sagen – nichts! Was hatten sie von den Venusianern erfahren? Sehr wenig! Das Abenteuer, das sie beinahe das Leben gekostet hatte, brachte ihr Wissen um die Bewohner des Planeten keinen Schritt vorwärts. Das Rätsel war nur noch größer geworden.
Da... Sie erreichten den Grund des Sees, der von dem mat- ten Licht der rätselhaften Bäume erhellt wurde ... Das Ufer... Die Waldschneise...
Abermals tauchten die Venusianer auf. Sie hatten die Höhle offenbar auf einem anderen Wege verlassen und waren um den
See herumgegangen. Konnten sie sich überhaupt nicht unter Wasser aufhalten?
Das Flußufer zeichnete sich ab.
Und endlich erhob sich vor ihnen in der nächtlichen Finsternis ein schwarzer Koloß, ihre zweite Heimat – das Raumschiff.
Der Gefangenschaft Ende
Minutenlang standen die acht Männer wie erstarrt vor dem flimmernden Bildschirm. Freude und Schmerz, Hoffnung und Verzweiflung rangen in ihnen, wechselten einander ab. Sie trau- ten ihren eigenen Augen nicht und wünschten doch
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