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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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warteten.
       Mit schier übermenschlicher Anstrengung überlegte Belopol ski, was als nächstes zu tun sei. Die Schale zurückreichen? Na- türlich nicht! Sie in den Wagen tragen? Auch das nicht! Etwas hineinlegen? Ihm fiel ein, wie der Venusianer den Zettel hin- ausgeworfen hatte. Also – auch nicht das Richtige!
       Aber was dann?
       Forschend sah Belopolski sich das Steingefäß an.
       Das rosige Licht störte. Trotzdem bemerkte er, daß auf der Außenseite etwas eingeschnitten war. Verzierungen.
       Er sah genauer hin, strengte seine scharfen Augen an und erblickte...
       Was war das?
       Wie eine flüchtige Vision huschten vor seinem geistigen Auge die schwarzweißen Felsen der Arsena vorüber... Der Talkes- sel... die Granitfiguren ... Oktaeder, Dodekaeder, Kuben ...
       Genau solche Körper waren auf der Schale abgebildet, die den Herren der Venus gehörte.
       Belopolski hob den Kopf. Ihm gegenüber standen die Venu- sianer. Sie sollten das geschaffen haben? ... Nein, das war un- möglich! Die Venusianer und ein interplanetarer Flug – das paßte nicht zusammen!
       Es war ein Zufall. Ein seltsamer Zufall!
       Aber er konnte ja fragen ...
       Belopolski wies mit dem Finger auf die Figuren, die in die Schale geschnitten waren.
       Der Venusianer wiederholte die Geste des Menschen und zeigte dann auf Belopolski. Die beiden anderen taten das gleiche.
       Da durchfuhr den Kosmonauten ein unglaublicher Gedanke: Ob die Venusianer damit sagen wollten, die Schale gehöre Men- schen? Daß Menschen sie geformt hätten?
       Wenn sie aber nicht die Menschen meinten, dann ... Ja, natür- lich, nur so konnte es gemeint sein!
       Wissenschaftler kennen solche Augenblicke. Der Forscher- Gedanke quält sich in einem verschlungenen Labyrinth und sucht nach einer Lösung. Und plötzlich flammt grell im Hirn die rich- tige Lösung auf, und alles, was finster und rätselhaft schien, wird klar.
       Belopolski hatte verstanden.
       Die Steinschalen sind nicht von den Venusianern hergestellt worden. Andere haben sie vor langer Zeit auf die Venus gebracht. Wer? Die gleichen Geschöpfe, von denen die Granit- figuren auf der Arsena stammen. Von Generation zu Generation vererbt sich auf der Venus immer noch die Erinnerung an diese unbekannten Besucher. Und die Venusianer glauben nun, Erden- menschen hätten ihnen die Schalen hinterlassen, Menschen, die jetzt zum zweiten Male ihren Planeten besuchen. Natürlich wis- sen sie nichts von der Existenz der Erde, wissen sie nicht, wo- her und wozu damals und auch jetzt jene Geschöpfe, die ihnen gar nicht ähneln und eine ihnen unbekannte Technik besitzen, zu ihnen gekommen sind. Aber sie wollen, daß sie ihnen wieder- geben, was diese Schalen in ferner Vergangenheit darstellten und was sie anscheinend vergessen oder – was wahrscheinlicher ist – verloren haben.
       Wozu dienten die Schalen? Das war die Frage.
       Belopolski ergriff eine Scherbe.
       Die Außenseite war zweifellos aus Stein, aber auf der Innen- seite erblickte er eine eigenartige Schicht. Sie war hart, aber nicht aus Stein. Er untersuchte auch die unbeschädigte Schale und überzeugte sich, daß die ganze innere Höhlung mit der gleichen Schicht bedeckt war.
       Hier und nur hier lag die Lösung verborgen!
       Belopolski gab durch ein Zeichen zu verstehen, daß er zum Wagen zurückgehen wolle. Die Venusianer verstanden und be- gleiteten ihn. Der eine nahm die Schale mit.
       Im Saal wimmelte es von Venusianern. Es waren mindestens zweihundert.
       Sie machten dem Menschen bereitwillig Platz, als er auf sein Gefährt zuging. Hastig berichtete Belopolski den Kameraden, was er von alledem hielt, und zeigte ihnen die Scherbe, die er mitgenommen hatte.
       „Helft mir, das Rätsel ganz zu lösen!“ bat er.
       Romanow ergriff die Scherbe. Er war als Geologe zwar noch jung, aber erfahren und vielseitig. Er erkannte sofort, daß die Schicht nicht natürlichen, sondern künstlichen Ursprungs war. Sie sah dunkelgrau aus.
       „Sie erinnert mich an Thermit“, sagte er.
       „Thermit!“ Belopolski fiel es plötzlich wie Schuppen von den Augen.
       In der Schale hatte also Feuer gebrannt. Die Venusbewohner hatten das Feuer von unbekannten Sternfahrern erhalten und wieder verloren. Selbst entzünden konnten sie es nicht, aber die Erinnerung daran hatten sie bewahrt und baten nun die Frem- den, ihre Schale mit der köstlichen Gabe zu

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