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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Geländewagens und die dreitägige Gefangenschaft –, konnte in den Augen der Venusianer eine ganz andere Bedeutung haben. Es konnte sogar ein Ausdruck von Gastfreundschaft sein. Woher sollte jemand die Sitten und Gebräuche dieses Volkes kennen?
       Was sich am Raumschiff zugetragen hatte, als sich die Venu- sianer weigerten, das Schiff zu besteigen, nachdem sie zuvor selber gewünscht hatten, es zu besichtigen, wurde nach langen Erörterungen auch anders beurteilt. Alle faßten es nun so auf, daß die Venusianer ihre Gaste einfach „nach Hause“ begleitet und sie zum Schluß nochmals aufgefordert hätten, sie wieder in der Höhle zu besuchen. An eine Besichtigung des Raum- schiffes hätten sie gar nicht gedacht.
       Aber ungeachtet dieser erfreulichen Schlußfolgerungen er- klärte Belopolski, man dürfe der Einladung der Venusianer nicht leichtfertig folgen, und er lehnte Wtorows Bitte, in die Höhle zu gehen, um dort zu filmen, kategorisch ab.
       „Die Gesten der Venusianer bei unserem letzten Zusammen- treffen mit ihnen“, sagte er, „können auch bedeuten, daß man uns nicht nur nicht einlädt, die Höhle zu besuchen, sondern im Gegenteil uns den Besuch verbietet. Wir überlassen das also lieber der nächsten Expedition, die für eine derartige Exkursion entsprechend ausgerüstet sein wird.“
       Diese Worte machten den Besatzungsmitgliedern klar, daß der Kommandant ihre Meinung nicht teilte.
       Er traute den Venusianern offenbar nicht und fürchtete neue Opfer.
       Wtorow mußte sich fügen. Ganz überraschend machte er sich bald darauf durch andere wertvolle Aufnahmen verdient.
       Schon am Tag nach Balandins Beisetzung beobachteten die Astronauten an den Stromschnellen Bewegung. Wie sich heraus- stellte, leisteten die Venusbewohner ihre nächtliche Arbeit. Belopolski schlug vor, sich dies aus der Nähe anzusehen.
       Daß der mächtige Geländewagen an den Baumstapeln vor- fuhr, schien die Seebewohner gar nicht zu stören. Sie setzten ihre Arbeit fort, ohne sich um ihn zu kümmern. Die Menschen waren klug genug, die Scheinwerfer nicht einzuschalten, und Wtorow konnte durch die Fenster des Wagens hindurch soviel fotografieren, wie er wollte, was er natürlich auch tat. Die über- empfindlichen Filme, die eigens für ihn hergestellt worden waren, ermöglichten sogar bei Nacht ziemlich klare Aufnahmen.
       Es war ein ungewöhnlich reizvolles Bild. Tag für Tag fuhr der große Geländewagen für mehrere Stunden zu dem Wehr. Außer Wtorow fuhren nacheinander alle Besatzungsmitglieder einmal mit; alle wollten die Venusianer arbeiten sehen. Die aufmerksame Beobachtung des Arbeitsprozesses ließ auch außer- ordentlich wichtige Schlüsse über die geistige Entwicklung der Seebewohner zu.
       Die Arbeit wurde hauptsächlich von den Reptilen geleistet. Bei ihnen standen einige Venusianer, die offenbar Befehle er teilten und Anweisungen gaben. Wie sie dies taten, konnten die Menschen nicht erkennen. Keine Gesten, keine Laute. Es ent- stand der Eindruck, daß die Venusianer die Weisungen durch Gedankenübertragung erteilten und die Schildkröten sich ihrem Gedankenbefehl unterordneten. Aber das war natürlich unmög- lich. Hinter dem ganzen verbarg sich ein Geheimnis.
       Während Belopolski die Reptile beobachtete, sah er immer wieder das Bild vor sich, wie ihr Geländewagen verschleppt worden war. Die Handlungsweise der Reptile hatte an jenem verhängnisvollen Abend durchdacht gewirkt. Sie hatten das Kettenfahrzeug nach allen Regeln der Kriegskunst erobert. Das ließ sich einzig und allein damit erklären, daß auch Venusianer zugegen gewesen waren, obwohl weder Belopolski noch Balan- din welche bemerkt hatten.
       Ein noch schwierigeres Manöver hatten die Reptile bei dem Überfall auf Knjasews Wagen ausgeführt. Zwar waren sie dabei ganz gewiß von den Venusianern geleitet worden; trotzdem ging ihre Leistung über die Grenzen gewöhnlicher Dressur weit hinaus. Auf der Erde waren selbst Affen, Elefanten und hoch- entwickelte Tiere solcher Handlungen nicht fähig. Die Venu- sianer hatten ja die Begegnung mit dem Geländewagen nicht voraussehen und die Reptile zuvor „unterrichten“ können, wie sie sich in solch überraschender Situation zu verhalten hätten.
       Nach langer Überlegung äußerte schließlich auch Korzewski seine Vermutungen zu dem Fragenkomplex.
       „Alles, was wir über die vermeintlichen Schildkröten erfahren haben“, begann er, „beweist,

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