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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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gezögert werden. Verärgert, ver- ständnislos und enttäuscht zugleich, ging Belopolski an Bord. Romanow und Knjasew folgten ihm. Die Tür schloß sich.
       Die Venusianer blieben draußen stehen. Was mochten sie in diesem Augenblick von den Menschen denken? Welche Folgen würde es haben, daß die Menschen sie nicht verstanden hatten?
       Belopolski begab sich unverzüglich in die Steuerzentrale. Melnikow empfing ihn zurückhaltend. Er hätte Belopolski um- armen und ihm seine ganze Freude zeigen mögen, aber er wußte, daß der Kommandant entrüstet war, weil er vorhin seinen Posten verlassen hatte. In den Augen eines Menschen wie Belo- polski war Melnikows Vergehen durch nichts zu rechtfertigen.
       Konstantin Jewgenjewitsch nickte kurz mit dem Kopf und trat an den Bildschirm. Aber die Venusianer waren schon ge- gangen.
       „Stellen Sie die Filtriergeräte in der Luftschleuse und im Observatorium an“, befahl er. „Die Luft muß so schnell wie möglich gereinigt werden.“
       Wortlos gehorchte Melnikow. Die kühle Begrüßung bedrückte ihn. Belopolski hatte ihn mit „Sie“ angeredet. Verstand er ihn etwa nicht? Nein, er verstand ihn wohl nicht... Er selbst hätte dergleichen nie getan.
       Belopolski stellte die Verbindung mit der Ambulanz her.
       „Es steht schlecht“, berichtete ihm Andrejew. „Wahrschein- lich müssen wir das linke Bein amputieren.“
       „Tun Sie, was in Ihren Kräften steht, um das zu vermeiden.“
       „Selbstverständlich, Konstantin Jewgenjewitsch!“
       Paitschadse und Toporkow, die in der Zentrale gewesen waren, gingen hinaus. Da wandte sich Belopolski Melnikow zu und musterte ihn schweigend.
       „Es war das erste und letzte Mal“, sagte Melnikow.
       „Welche Pläne hattest du?“
       „Ich wollte diejenigen Arbeiten zu Ende fuhren, für die genug Leute da waren, und dann termingemäß zur Erde zurück- fliegen.“
       „Wie soll ich das verstehen? Haben die Venusianer euch nicht meine Uhr gebracht?“
       „Doch.“
       Da wurde Melnikow plötzlich klar, daß ihm ein zweiter Fehler unterlaufen war: Die Uhr hatte zweifellos eine Mit- teilung enthalten! Und keiner war auf den Gedanken gekom- men, sie zu öffnen! Wieder stieg ihm die Schamröte ins Gesicht.
       „Ich dachte, ihr würdet das verstehen“, sagte Belopolski.
       „Wir haben euch alle für tot gehalten und gedacht, die Venu- sianer hatten Ihnen aus irgendeinem Grunde den Chronometer abgenommen. Wir haben es als eine Art Aufforderung, die Toten vom See abzuholen, aufgefaßt.“
       „Und ihr seid zum See gefahren, seid Venusianern begegnet und habt eine steinerne Schale, die sie euch gaben, in Scherben geworfen?“
       Melnikow sah den Kommandanten verdutzt an. Woher kannte er diese Einzelheiten?
       „Hast du selber den Geländewagen geführt?“ fragte Belo- polski unerbittlich.
       Abermals schoß Melnikow das Blut ins Gesicht.
       „Natürlich nicht!“ entgegnete er. „Wie können Sie das denken?“
       „Es wäre gar nicht so abwegig.“ Belopolski zuckte mit den Schultern. „Wer hat denn die Schale hingeworfen? Und – warum?“
       „Wtorow. Genauer gesagt, sie ist hingefallen. Es geschah folgendermaßen ...“
       „Augenblick!“ unterbrach ihn Belopolski. „Das mußt du mir ausführlich schildern. Aber wir haben einander viel zu erzählen und wollen damit noch ein bißchen warten.“
       Die Reinigung der Luft dauerte über anderthalb Stunden. Während dieser Zeit mußten die Besatzungsmitglieder die Gas- schutzanzüge tragen und unterhielten sich so gut wie gar nicht.
       Endlich zeigten die Geräte an, daß die Luft an Bord keine Fremdstoffe mehr enthielt. Die Türen der Luftschleuse wurden geschlossen und die Automatik wieder in Betrieb gesetzt. Grün leuchtete das Lämpchen am Steuerpult.
       Sobald sich die Zwischentüren öffneten, eilte Belopolski in die Ambulanz. Die ganze Zeit hatte er um Balandin gebangt.
       Der Professor war bewußtlos. Aschfahl im Gesicht und mit bläulich angelaufenen Lippen, lag er wie ein Leichnam auf dem Operationstisch.
       „Das Herz arbeitet kaum“, antwortete Andrejew auf Belo- polskis Frage, „ich mache mir ernstlich Sorgen. Wenn ich ihn eher hätte behandeln können ...“
       „Was schlagen Sie vor?“
       „Sofort amputieren. Das ist die einzige Hoffnung.“
       „Aber Sie sagen doch selber, daß das Herz schwach

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