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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Melnikow hätten vor Scham im Erdboden versinken mögen. Hatten sie doch, was immer geschehen mochte, nicht das Recht, gegen das oberste Gebot aller Raumfahrten zu verstoßen. Sie wußten, daß Belopolski ihnen das lange nicht vergessen würde.
       Die Menschen konnten in der nächtlichen Finsternis schlecht sehen, aber die Venusianer sahen ausgezeichnet. Belopolski lud die beiden Wissenschaftler des fremden Planeten mit einer Handbewegung ein, an Bord zu gehen. Er zweifelte nicht daran, daß sie der Einladung folgen würden; hatten sie doch selbst darum gebeten. Aber die beiden sonderbaren Geschöpfe traten einen Schritt zurück. Das ließ sich als Ablehnung deuten.
       Belopolski und nach ihm Romanow wiederholten die Geste, die den Venusianern verständlich sein mußte.
       Die gleiche Antwort.
       „Was ist denn los?“ fragte Belopolski verständnislos.
       „Vielleicht irritiert sie die Treppe?“
       „Nein, das glaube ich nicht.“
       Der eine Venusianer trat einen Schritt vor. Er wies mit der einen Hand auf Belopolski und mit der anderen hinter sich auf den Wald.
    „Ich verstehe nichts!“ sagte Konstantin Jewgenjewitsch.
       Aus der Luftschleuse ihnen zu Häupten fiel das matte Licht einer abgeblendeten Lampe. Um besser zu sehen, ging Belo- polski zu der von ihr beleuchteten Stelle. Die beiden Venusia- ner folgten ihm. Er forderte sie abermals auf, hinaufzusteigen.
       Aber wieder wichen die Herren des Planeten zurück. Sie zeigten auf die Menschen und dann auf den Wald.
       „Vielleicht verlangen sie, wir sollen zum See zurückkehren?“ äußerte Romanow fragend.
       Belopolski schwieg. Es war offensichtlich, sie verstanden nicht, was die Venusianer wollten. Demzufolge hatte es in der Höhle wieder ein Mißverständnis gegeben. Er hatte dort unten an- genommen, die Venusianer wollten das Schiff besichtigen. Nun stellte sich heraus, daß sie nicht daran dachten. Sie verfolgten ein anderes Ziel. Aber wie sollten die Menschen erraten, worin es bestand?
       Knjasew stieg aus dem Schiff.
       „Boris Nikolajewitsch fragt, warum die Venusianer nicht kommen“, sagte er.
       „Das weiß ich genausowenig wie er“, stieß Belopolski zwi- schen den Zahnen hervor.
       „Stepan Arkardjewitsch bittet Sie, so schnell wie möglich hereinzukommen. Es steht sehr schlecht um Sinowi Serapiono- witsch.“
       Belopolski sah, daß eine Entscheidung getroffen werden mußte. Er unternahm einen letzten Versuch. Aber die Venusia- ner antworteten ablehnend wie zuvor.
       Alle Pläne Belopolskis waren damit zusammengebrochen. Wie würden die Venusianer es auffassen, wenn die Menschen sie einfach stehenließen und an Bord gingen? Würde das nicht zum Abbruch der mit soviel Mühe aufgebauten Beziehungen führen? Was war zu tun?
       „Wir werden versuchen, sie die Treppe hinaufzutragen“, schlug Romanow vor.
       Vielleicht hatte der Geologe wirklich recht, und die Venusia- ner fürchteten sich, die Treppe hinaufzugehen? Oder vielleicht konnten sie es auch gar nicht?
       „Versuchen Sie es!“ Belopolski nickte. „Aber vorsichtig!“
       Romanow ging auf den einen Venusianer zu, wies die Treppe hinauf und streckte die Arme aus, um ihn hochzuheben.
    Hatte der Venusianer begriffen?
       Anscheinend – ja. Aber man sah ihm an, daß er nicht einver- standen war. Er trat zurück und wies mit erhobener Hand auf die Tür der Luftschleuse. Mit der anderen Hand machte er die bekannte abwehrende Geste.
       Die Antwort war völlig klar.
       Aber warum waren sie zum Schiff gekommen? Was wollten sie von den Menschen, denen sie die Freiheit geschenkt hatten? Die Pflicht der Dankbarkeit gebot, ihre Wünsche zu erfüllen. Aber wie sollte das geschehen, wenn ihre Wünsche nicht ver- ständlich wurden?
       Belopolski tat das einzige, was man in einer so komplizierten Lage tun konnte. Er bemühte sich, den Herren des Planeten zu zeigen, daß ihrem Wunsch nichts entgegenstünde. Er wußte zwar nicht, worin der Wunsch bestand, aber er zeigte ebenso wie die Venusianer auf den Wald und dann auf sich. Danach setzte er den Fuß auf die unterste Treppenstufe und beobachtete prüfend die Venusianer.
       Sie neigten langsam den Kopf, als verabschiedeten sie sich. Es konnte aber auch ihr Einverständnis bedeuten... Indem sie noch einmal einen Schritt zurücktraten, gaben sie wiederum zu verstehen, daß sie den Menschen nicht folgen würden.
       Länger durfte jedoch nicht

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