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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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sich um einen unbekannten Aste- roiden, ließ sich nicht aufrechterhalten. Der vor drei Tagen ent- deckte Himmelskörper verhielt sich nicht wie ein Komet oder Asteroid. Blieb nur noch die Möglichkeit... Aber das Schlimme war, daß es eine andere Möglichkeit nicht gab. Keine einzige vernünftige Erklärung! Im Sonnensystem war etwas Fremdes und bisher Unerklärliches aufgetaucht.
       Phantasiebegabte Gemüter stellten sogar die Hypothese auf, es handle sich um ein Raumschiff aus einem anderen Sonnen- system, doch diese kühne Vermutung stand mit den Beobachtun- gen nicht in Einklang. Der Himmelskörper Verhielt sich ohneSinn und Verstand. Er raste irgendwo zwischen Venus und Sonne in den verschiedensten Richtungen hin und her. Ein von einem ver- nünftigen Wesen gesteuertes Raumschiff würde sich unmöglich so verhalten. Aber auch durch physikalische Gesetze ließen sich seine Bewegungen nicht erklären. Der geheimnisvolle Körper schien'den Gesetzen der Himmelsmechanik nicht unterworfen zu sein. Er ignorierte die Anziehungskraft der Sonne und der Venus, neben der er zum erstenmal gesichtet worden war, be- wegte sich bald auf die Sonne zu, bald von ihr weg. Es war eine ganz unsinnige Bahn.
       „Wenn es ein Raumschiff ist“, bemerkte einer der Mitarbeiter des Observatoriums, „so wird es von Wahnsinnigen gesteuert.“
       Dozent Subbotin, der das „Rätsel“ zuerst ausgemacht hatte, unterbrach alle laufenden Arbeiten und beobachtete seine Ent- deckung nun schon die dritte Nacht.
       Im Okular des Refraktors und auf den Fotografien sah das „Rätsel“ wie ein glänzender Punkt aus. So glänzend, daß zu vermuten war, es sei aus Metall. Doch dadurch wurde die Frage nicht beantwortet, sondern nur noch erschwert.
       Subbotin hatte sich vorgenommen, in dieser Nacht oder viel- mehr gegen Morgen, denn das „Rätsel“ war nur vor Sonnen- aufgang und kurz danach zu beobachten (dann verlor es sich in den Strahlen der Sonne), um jeden Preis die Form des geheim nisvollen Körpers festzustellen. Auf das Ergebnis dieser Be- mühungen wartete Kasarin mit solcher Ungeduld.
       „Darf ich?“
       In Gedanken vertieft, antwortete der Professor nicht sofort.
       „Ja, natürlich“, sagte er dann. „Kommen Sie rein, Alexej Petrowitsch. Ich warte schon auf Sie.“
       Subbotin trat an den Schreibtisch. Er war ein junger Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren, hochaufgeschossen und hager, aber offensichtlich kerngesund. Obwohl er eine schlaflose Nacht hinter sich hatte, war ihm nicht das geringste anzumerken.
       Nachdem er dem Direktor die Hand gegeben hatte, nahm er in einem Sessel Platz.
       „Eine Scheibe“, sagte er, „eine ideal runde, flache Scheibe mit irgendwelchen Aussparungen in der Mitte.“
       „Ihre Abmessungen?“
       „Zirka zweihundertfünfzig Meter im Durchmesser, vielleicht auch dreihundert Ganz genau laßt sich das nicht bestimmen.“
       „Welche Richtung verfolgt sie jetzt?“
       „Sie bewegte sich von der Sonne weg auf die Erde zu, aber plötzlich, vor meinen Augen, ist sie zur Venus abgebogen. Und zwar ganz abrupt. Wenigstens kam es mir so vor.“
       „Wo ist sie jetzt?“
       „Zirka fünfzehn Millionen Kilometer hinter der Venus. Sie bewegt sich sehr schnell.“
       „Wie schnell?“
       „Fünfzig Kilometer in der Sekunde.“
       „Das bedeutet“, sagte Kasarin, „in etwa dreihundert Stunden wird das ‚Rätsel' auf die Venus stürzen.“
       „Wenn es nicht wieder seinen Kurs ändert. Es hat ihn schon sechsmal geändert. Und das allein im Zeitraum der Beobachtun- gen, und der ist, wie Sie wissen, jeweils nur von kurzer Dauer. Man kann mit Sicherheit behaupten, daß sich das ‚Rätsel' auch dann, wenn wir es nicht sehen, in den verschiedensten Rich- tungen bewegt. Es besteht deshalb kein Grund anzunehmen, daß es auf die Venus stürzen wird. Das hätte schon mehrmals passieren können.“
       „Es stürzt weder auf die Venus noch auf die Sonne“, sinnierte Kasarin. „Es bewegt sich, wohin es will. Meinen Sie nicht doch, Alexej Petrowitsch, daß dieses Biest Triebwerke besitzt?“
       Subbotin zuckte mit den Achseln. ♦
       „Himmelskörper“, antwortete er, „haben keine Triebwerke. Sie bewegen sich nach den Gesetzen der Physik.“
       „Und nach welchen Gesetzen bewegt sich dies Ding?“
       „Nach gar keinen, das ist wahr. Aber Triebwerke... Das bedeutete Vernunft…“
       „Heute

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