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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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beabsichtigt und nichts von der drohenden Katastrophe geahnt.
       Zuerst war in Großaufnahme der Kopf eines Phaetonen zu sehen. Es war aber nicht jener, der sie am Eingang zu dieser Abteilung begrüßt hatte. Langes weißes Haar umrahmte sein eigentümlich schönes Gesicht mit blaßblauen Augen, die fast fünfmal so groß waren wie die der Erdenmenschen, mit einer kleinen Nase und schmalen Lippen. Tiefe Runzeln durchfurch- ten Stirn und Wangen. Er war offensichtlich hochbetagt.
       Melnikow erinnerte sich, daß auch der erste Phaetone keines- wegs mehr jung gewesen war. Man konnte jedoch kaum anneh- men, daß die Mannschaft des Raumschiffes nur aus Greisen bestanden hatte. Am nächsten lag noch die Vermutung, daß diese Menschen, der Heimat beraubt, lange Jahre auf der Venus gelebt hatten und hier alt geworden waren. Die folgenden Szenen bestätigten die Richtigkeit dieser Vermutung.
       Der Phaetone sprach einige Worte. Wieder vernahmen die beiden Männer die melodischen Laute der unbekannten Sprache. Dann verschwand der Kopf, und zum drittenmal tauchte das Schema des Sonnensystems auf. Es schien nach der Methode der Zeichentrickfilme hergestellt. Das gelbgraue Raumschiff flog vom Phaeton zum Mars.
       Und nun erblickte Melnikow wie durch ein offenes Fenster das ihm wohlbekannte Bild der Marswüste. Im Laufe der Jahr- tausende hatte sie sich nicht im geringsten verändert. Die glei- chen Pflanzen, die gleichen Seen, der gleiche blauviolette Him- mel mit Sonne und Sternen. Am Ufer eines Sees lag das ring- förmige Raumschiff. Davor bewegten sich Phaetonen, standen seltsame Apparate – halb Auto, halb Flugzeug. Ein Mitglied der Besatzung kam unmittelbar auf das „Fenster“ zu; das junge energische Gesicht des dem Aussehen nach zierlichen und klei- nen Phaetonen war gut zu erkennen. Er trug einen Anzug mit durchsichtigem Helm, der den Raumanzügen der Erdenmen- schen sehr ähnelte.
       Jetzt bekommen wir wahrscheinlich bald die „Echsen“ und die „Kaninchen“ zu sehen, dachte Melnikow.
       Tatsächlich wurden sie ihnen gezeigt, aber ganz anders als erwartet Wieder enthüllte sich ein Geheimnis.
       Nach der Rückkehr des Raumschiffes „SSSR-KS 2“ waren unter den Wissenschaftlern, insbesondere den Biologen, heftige Diskussionen entbrannt. Das Vorhandensein zweier hochent- wickelter Tierarten auf dem Mars bei völligem Fehlen aller – anderen und bei der Artenarmut der Flora schien rätselhaft, widersprach strikt den unumstößlichen und logischen Gesetzen der Biologie. Eine der Hauptaufgaben der Marsexpedition William Jenkins' hatte deswegen darin bestanden, dieses Rätsel zu lösen.
       Nun erfuhren Melnikow und Wtorow hier auf der Venus, worin das Geheimnis bestand. Vor ihren Augen ließen die Phaetonen mehrere „Echsen“ und einige hundert „Kaninchen“ aus dem Raumschiff. Die rätselhaften Tiere waren also gar keine „Marsbewohner“, sondern „Phaetonen“.
       Weshalb hatte man sie auf den Mars gebracht? Die Antwort drängte sich von selbst auf. Es war ein wissenschaftliches Ex- periment gewesen. Man hatte feststellen wollen, ob sich Tiere auf dem Mars akklimatisieren könnten. Offenbar hatten sich die Wissenschaftler des Phaeton dafür interessiert. Ihnen selbst waren die Ergebnisse unbekannt geblieben, doch Melnikow wußte, daß das Experiment gelungen war. Mit eigenen Augen hatte er die Nachkommen der Tiere gesehen, die sich auf dem fremden Planeten fleißig vermehrt hatten.
       Welch eine Sensation für die Biologen! dachte er.
       Der Zeit nach zu urteilen, die das Vorführen der Bilder vom Marsaufenthalt beanspruchte, waren die Phaetonen nicht lange dort gewesen. Die beiden Menschen sahen nur noch, wie sie mit Hilfe merkwürdiger Maschinen ein Denkmal errichteten: einen riesigen Dodekaeder auf einem Granitsockel. Schwerlich wür- den sich die Mitglieder von Jenkins' Expedition, wenn sie diesen steinernen Zeugen entdeckten, den Ursprung erklären können.
       Danach erschien wieder das Schema. Das ringförmige Raum- schiff flog zur Erde.
       Melnikow hoffte, sie würden einen Blick in die ferne Ver- gangenheit ihres Heimatplaneten tun können. Doch es gab eine Enttäuschung. Die Phaetonen hielten es nicht für nötig, die Erde zu zeigen. Vielleicht hatten sie gewußt, daß es Menschen der Erde sein würden, die in der Zukunft ihr Raumschiff be- suchten.
       Erneut war das Schema zu sehen. Das Raumschiff verließ die Erde und steuerte auf einen der

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