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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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verwendeten.
       Nur verschwindend wenig von dem, womit die Phaetonen sie ausgerüstet hatten, war den Venusianern erhalten geblieben – armselige Spuren der ungeheuren, geduldigen Arbeit jener, die von einem anderen Planeten zugewandert waren. Aber hätte es denn anders sein können? Zu kurz war der Auf enthalt der Phae- tonen auf der Venus gewesen. Ihre Saat war nur unvollständig aufgegangen.
       Am Ende des „Films“ wurde klar und einfach gezeigt, wie die Türen im Raumschiff zu öffnen waren. Melnikows Ver- mutung, sie reagierten auf Gesten, bestätigte sich nicht. Es exi- stierten Knöpfe, und der „Film“ zeigte, wo sie zu finden waren.
       Daß sich die fünfeckigen Öffnungen vor ihnen wie von selbst aufgetan hatten, gehörte zu den Vorbereitungen der Phaetonen auf die Ankunft der Menschen. Man hatte sie auf einem vorher festgelegten Weg durch das Schiff „geführt“.
       Nachdem der „Film“ abgelaufen war, begann er wieder von vorn. Anscheinend hatten die Herren des Raumschiffes ange- nommen, die ihnen unbekannten Zuschauer könnten bei einer einzigen Vorführung nicht alles erfassen und sich merken.
       Doch Wtorow und Melnikow sahen sich den „Film“, obschon sie es gern getan hätten, nicht noch ein zweites Mal an. Sie hatten es eilig, zum eigenen Raumschiff zurückzukehren, um dort zu berichten, was sie gesehen hatten.
       Die erhaltenen Hinweise befolgend, kehrten sie auf demsel- ben Wege wie zuvor ins Zentrum zurück, wo nach wie vor die hellblaue Flamme brannte und die spitzwinkeligen Facetten der Wände, sich gegenseitig spiegelnd, vielfarbig schimmerten.
       Wie auf Verabredung verneigten sich beide vor der steiner- nen Schale und dem darin brennenden Feuer, dem Grab des letzten Menschen vom untergegangenen Phaeton und älteren Bruders des Erdenmenschen.
       Melnikow nahm sein Notizbuch wieder vom unsichtbaren Sockel herunter. Hätte er gewußt, was diese Schale vorstellte, hätte er es niemals dorthin gelegt.
       Dann streckte er die Hand nach dem unauffälligen Knopf aus, um die Außentür zu öffnen, doch sie verschwand ganz von
selbst. Im ersten Augenblick glaubten sie, das sei eine liebens- würdige Abschiedsgeste der Herren des Raumschiffs, aber dann erblickten sie auf der anderen Seite der fünfeckigen Öffnung Paitschadse und Korzewski. Über das lange Schweigen der Kundschafter beunruhigt, wollten sie ihnen gerade zu Hilfe kommen.
       „Was habt ihr gesehen?“ fragten beide wie aus einem Munde.
       „Es würde zu lange dauern, das jetzt zu erzählen“, antwortete Melnikow. „Wartet, bis wir an Bord unseres Schiffes sind.“
       „Können wir rein?“
       „Besser nicht. Wir haben einen unbekannten Geruch wahr- genommen. Da drin ist keine Venusluft. Es wäre unverantwort- lich, auch euch der Gefahr auszusetzen.“
       Belopolski schloß sich Melnikows Argumenten an und befahl allen, zum Raumschiff zurückzukehren.

    Das astronomische Rätsel

       Als Professor Kasarin, Observatoriumsdirektor und Korrespon- dierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften, wie ge- wöhnlich Punkt halb zehn Uhr morgens sein Arbeitszimmer be- trat, war das erste, was er den Sekretär fragte:
       „Was macht das ,Rätsel'?“
       „Alexej Petrowitsch hat in den letzten zehn Minuten schon zweimal angerufen“, antwortete der Sekretär. „Er wollte wis- sen, ob Sie schon hier sind.“
       „Bitten Sie ihn sofort zu mir. – Natürlich nur, wenn er frei ist“, fügte Kasarin hinzu. „Falls er zu tun hat, möchte er an- rufen.“
       Der Professor trat an seinen Schreibtisch, nahm den Arbeits- bericht des Observatoriums über die letzten vierundzwanzig Stunden zur Hand und studierte ihn eingehend. Unter dem Namen „Subbotin“ stand: „5.30-7.00 Bewegung des ‚Rätsels' beobachtet. Großer Refraktor.“
       „Soso“, sagte Kasarin. Es war eine Angewohnheit von ihm, laut zu denken. „Drei Nachte beobachtet er schon. Wann kom- men endlich die Schlußfolgerungen? Was steckt dahinter, zum Donnerwetter noch mal!“
       Das „Rätsel“, für das bisher noch keine Erklärung gefunden war, beunruhigte nicht nur Kasarin. Alle Mitarbeiter des Obser- vatoriums und viele Menschen außerhalb seiner Mauern, die von dem Auftauchen des rätselhaften Körpers am Himmel wuß- ten, zerbrachen sich seinetwegen den Kopf. Die anfängliche Ver- mutung, es sei ein neuer Komet, erwies sich sehr bald als falsch. Auch die Ansicht, es handele

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