Das Erbe der Phaetonen
Asteroiden zu.
Melnikow und Wtorow bot sich ein ebenso wüster Anblick wie auf der Arsena: ein Chaos aus Felsen, Abgründen und Schluchten.
Auf dem zweiten Asteroiden sah es nicht anders aus. Die Phaetonen waren aber offensichtlich weder auf dem ersten noch auf dem zweiten gelandet. Sie hatten die Aufnahmen während des Fluges von Bord des Raumschiffes aus gemacht.
Doch dann erschien auf der „Leinwand“ der ihnen wohl- bekannte runde Talkessel der Arsena. Diesmal landeten die Phaetonen und verließen ihr Raumschiff. Wieder tauchten eigen- artige, komplizierte Maschinen auf. Sie brachen Felsen, schliffen sie glatt und stellten sie auf künstlich geebnetem Grund auf. Die Maschinen arbeiteten augenscheinlich selbständig, denn keiner der Phaetonen hielt sich in ihrer Nähe auf. Es entstand ein merkwürdiges Bauwerk: ein riesiges Quadrat mit granite- nen Darstellungen der Körper eines einfachen kubischen Systems.
Weshalb hatte man sie auf dem wüsten, unbewohnten Aste- roiden aufgestellt? Auch auf diese Frage gab der „Film“ Ant- wort. Unter den Granitfiguren wurden Metallbehälter einge- mauert.
So bestätigte sich die von Belopolski gleich nach dem Start von der Arsena ausgesprochene Hypothese vollauf. Auf dem Bruchstück des Phaeton war ein ungeheurer wissenschaftlicher Schatz für die Menschen hinterlassen worden. Unter den vor- läufig noch unverständlichen symbolischen Figuren lagen seit Jahrtausenden die Dokumente des wissenschaftlichen und tech- nischen Wissens einer untergegangenen Welt verborgen. Sie galt es zu finden, zutage zu fördern und auszuwerten. Da die Phae- tonen nicht gewußt hatten, was sie auf der Venus erwartete, hatten sie ihr Archiv auf der Arsena deponiert.
Einen besseren Safe hätte man schwerlich finden können, dachte Melnikow.
Dann erblickten die beiden Männer die Landschaft der Venus. Sie sahen acht junge Phaetonen aus dem ringförmigen Raum schiff, das am Ufer desselben Sees lag, an dem jetzt die „SSSR- KS 3“ ankerte, aussteigen – alle in Raumanzügen. Ein Beweis dafür, daß die Venusluft für sie ebenso unverträglich war wie für den Erdenmenschen.
Den Wald, der jetzt das Raumschiff umschloß, hatte es da- mals noch nicht gegeben. Vom See bis zu den Bergen erstreckte sich eine mit dichtem und hohem gelbbraunem Gras bedeckte Ebene.
Das Raumschiff der Phaetonen blieb sehr lange an ein und derselben Stelle der Venus liegen. Das konnte man an den Ge- sichtern der Besatzung erkennen, die immer älter wurden. Die Phaetonen bereisten den Planeten mit ihren merkwürdigen Fahr- zeugen, die halb wie ein Auto, halb wie ein Flugzeug aussahen.
Melnikow und Wtorow erlebten mit, wie das erste Mitglied der fremden Besatzung starb, und wohnten seiner Bestattung bei. Und wieder enthüllte sich ihnen ein Geheimnis. Der Körper des Toten wurde in eine steinerne Schale gelegt, eine Flamme loderte auf und verzehrte den Leichnam restlos. Die Leichen der anderen wurden später auf die gleiche Weise bestattet.
Die Zahl der Phaetonen nahm ab. Nach jeder Bestattungs- zeremonie erlosch die Flamme in der Schale wieder. Sie wurde gelöscht, aber wie, zeigte man den beiden Menschen nicht. Nun war auch klar, weshalb die Flamme im Raumschiff immer noch brannte. Es war schließlich niemand mehr dagewesen, sie zu loschen. Der letzte Phaetone hatte sich selbst verbrannt.
Seine Grabesflamme hatte sie an der Schwelle des Raum- schiffes als Ewiges Licht begrüßt – Symbol ewig lebendigen Geistes!
Der größere Teil des „Films“ war der Venus gewidmet. Eines ihrer Rätsel nach dem anderen wurde gelöst.
Die Phaetonen lehrten die Venusbewohner, schwach leuch- tende Bäume anzupflanzen, deren Heimat offensichtlich der Phaeton war. Sie bauten an diesem und anderen Flüssen Stau- dämme und brachten den Venusianern das Flößen bei. Sie ver- sahen sie mit vielen Werkzeugen, darunter auch mit Linealen, die als einzige bei den Venusbewohnern bis heute in Gebrauch geblieben waren. Alles andere hatten sie offensichtlich im Laufe der Zeit vergessen oder verloren. Die Phaetonen halfen ihnen, in einer Höhle eine Stadt zu bauen. Sie lehrten sie, die „Schild- kröten“ zu fangen und abzurichten, sie zu Haustieren für schwere Arbeiten zu machen. Auch wurde deutlich, daß sich die Phae- tonen mit den Venusianern in deren Sprache verständigt hatten, wofür sie besondere Apparate mit einer Art von Kopfhörern
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