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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Einzelheit, von außen und von innen fotografieren. Daß ihr vorsichtig sein müßt, brauche ich nicht zu betonen. Das weißt du selbst recht gut. Außer euch lasse ich keinen dorthin. Auch ich gehe nicht.“
       „Ich verstehe“, antwortete Melnikow. „Die Entscheidung ist richtig, Konstantin Jewgenjewitsch. Wir werden sehr vorsichtig sein und außer den Türknöpfen nichts anrühren.“
       Am achten August um elf Uhr vormittags brach der Gelände- wagen in Richtung Wald auf. Außer Melnikow und Wtorow saß niemand in dem Fahrzeug.
       Es war der zweite Tag des Aufenthalts der Expedition auf der Venus. Die Besatzungsmitglieder mußten sich beeilen, um die vorgesehenen Arbeiten in vollem Umfange durchzuführen.
       „Vier Mann sind mit dem Bau des Hangars beschäftigt“, hatte Belopolski gesagt. „Die anderen vier müssen ständig an Bord bleiben. Du siehst ein, daß ich dir niemand weiter mitgeben kann.“
       „Ist auch nicht nötig“, hatte Melnikow erwidert. „Den Weg kennen wir, und in unserer Abwesenheit wird keiner den Wagen stehlen. In etwa fünf Stunden sind wir wieder zurück.“
       Der Geländewagen verschwand im Wald.
       Melnikow und Wtorow hatten einen dreifachen Sauerstoff- vorrat bei sich, um das Raumschiff, in dieser Hinsicht unbesorgt, gründlich untersuchen zu können.
       Der Tag war erstaunlich klar. Seit dem frühen Morgen hatte sich keine einzige Gewitterfront dem See genähert. Der Wind war abgeflaut und die Oberfläche des riesigen Bergsees spiegel glatt. Vom Wasser stieg durchsichtiger Nebel auf, der sich lang- sam in der Luft verflüchtigte. Das Thermometer zeigte drei- undsiebzig Grad über Null. Das war weniger als am vorher- gehenden Mittag in der Ebene – die Höhenlage machte sich bemerkbar. Die Raumfahrer arbeiteten in Kühlanzügen.

       Um drei Uhr nachmittags versammelten sich alle an Bord wie gewöhnlich im Speiseraum. Zu dieser Zeit war Mittagspause.
       „Sie müssen bald zurückkommen“, sagte Saizew und nahm am Tisch Platz. Andrejew hatte alles Notwendige bereits hin- gelegt und die „Gerichte“ aufgetragen.
       Belopolski sah auf die Uhr, obwohl er ganz genau wußte, wie spät es war.
       „Sie sind schon vier Stunden dort.“
       Alle merkten seiner Stimme an, daß er sich Sorgen machte.
       „Sie werden viel Neues mitbringen“, bemerkte Korzewski.
       „Die Glücklichen!“ seufzte Knjasew.
       Weiter wurde kein Wort gesprochen. Nicht nur Belopolski machte sich Sorgen, auch alle anderen waren beunruhigt, bemüh- ten sich jedoch, es sich nicht anmerken zu lassen. Die Mittags- pause endete früher als sonst, in völligem Schweigen.
       „Auf!“ sagte Saizew, sich als erster erhebend. „Der Hangar muß heute noch fertig werden. Morgen früh geht’s gleich an die Montage des Flugzeugs.“
       Als vier der Männer gerade die Luftschleuse betreten und die übrigen das Observatorium aufgesucht hatten, um dort an den Instrumenten Vorbereitungen zu treffen, erhob sich plötz- lich ein durchdringendes Pfeifen. Es war so laut, daß sich alle trotz der dicken Stahlwände, die sie von der Außenwelt trenn- ten, unwillkürlich die Ohren zuhielten. In der Tiefe beginnend, stieg das Pfeifen bis zu schmerzhafter Höhe an und brach dann unvermittelt ab.
       Belopolski und Paitschadse befanden sich in diesem Augen- blick gerade am Fenster des Observatoriums. Nur sie beide sahen, wie sich etwas Gelbgraues aus dem Waldesdickicht los- riß, in die Luft schoß und in den Wolken verschwand.
       Einen Augenblick standen sie starr und benommen da, nicht begreifend, was sich vor ihren Augen abspielte.
       Dann stürzte Belopolski mit unterdrücktem Aufschrei zum Ausgang.
       Gleich danach schrillten im ganzen Raumschiff die Alarm- glocken, flammten über allen Türen und Luken die roten Lämp- chen auf.
       „An die Plätze!“ scholl es aus allen Lautsprechern.
       Schon ließen die arbeitenden Triebwerke den Rumpf des Raumschiffs leise erzittern. Die „SSSR-KS 3“ erhob sich in die Lüfte und gewann rasch an Geschwindigkeit.
       Der plötzliche Start kam für die Besatzung völlig über- raschend. Jeder ließ sich dort fallen, wo ihn das Alarmsignal gerade erreichte. Das Gefühl erhöhter Schwere zeigte an, daß das Raumschiff nicht als Düsenflugzeug, sondern als Rakete flog. Es verließ eindeutig die Venus, aber außer Paitschadse und Belopolski kannte niemand den Grund. Vier der Männer lagen

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