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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Jeder Nerv an ihm war zum Zerreißen gespannt
       Was dann geschah, hielt er zunächst für den Anfang vom Ende. Bis zu seinem Tode, einem natürlichen Tode auf der Erde, erinnerte sich dieser Mann, den so leicht nichts erschüt- tern konnte, nur mit Grauen an den schrecklichen Augenblick.
       Plötzlich riß die Hängematte unter Melnikows Last, und er flog zu Boden. Wtoraw erging es genauso. Beide kollerten zur Wand.
       War das der Aufprall auf die Atmosphäre der Venus?
       Oder...
       Gleich darauf entrang sich ein tiefer Seufzer der Erleichte- rung Melnikows Brust. Er hatte begriffen, was geschehen war.
       Sie waren dem Leben wiedergegeben.
       „Gerettet, Gennadi! Das Raumschiff wendet. Die Automatik hat selbsttätig gehandelt. Hörst du, Gennadi?“
       Wtorow schwieg.
       Das Raumschiff bog steil zur Seite ab. Die Schwerkraft stieg auf über das Doppelte an.
       Gerettet? Eine Erkenntnis dämmerte Wtorow. Das bedeutete doch...
       Er sah seinen Kameraden an. Ja, so war es.
       „Ich danke Ihnen, Boris Nikolajewitsch! Bis an mein Lebens- ende werde ich Ihre Großmut nicht vergessen. Sie wollten, daß ich nichts ahnte.“
       „Nehmen wir's an“, erwiderte Melnikow. „Was hätte ich schon davon gehabt, wenn wir uns zu zweit gequält hätten? Dein ruhiges Gesicht hat auch mir geholfen. Ich habe es nur meinetwegen getan.“
       „Das ist nicht wahr.“
       „Nehmen wir auch das an. Aber ist es nicht ganz egal? Irgend- wann wirst du genauso handeln, und wir sind quitt. Mach doch die Wand wieder durchsichtig.“
       Die überstandene Aufregung hinderte Wtorow, sich zu kon- zentrieren. Es verging eine ganze Weile, bevor es ihm gelang, die Bitte zu erfüllen.
       Die Venus befand sich nach wie vor unter ihnen, aber nicht senkrecht, sondern etwas seitlich. Das Raumschiff war noch nicht ganz auf den neuen Kurs eingeschwenkt. Doch die Männer sahen, daß sie sich vom Planeten entfernten, und das war die Hauptsache.
       „Wenn niemand am Pult sitzt“, sagte Melnikow, „steuert der Autopilot das Raumschiff. Da die Venus in gefährliche Nahe gerückt war, hat er selbständig abgedreht. Der Apparat ist sehr klug konstruiert.“
       „Die Energievorräte an Bord scheinen hier unbegrenzt zu sein“, bemerkte Wtorow. „Ein so großes Schiff braucht für ein derartiges Manöver doch eine kolossale Energiemenge.“
       „Zweifellos.“
       „Was mag das für Energie sein?“
       „Das werden wir schon noch rausbekommen.“
       Sie schwiegen. Das Reden fiel ihnen schwer. Die lastende Schwere hatte noch nicht nachgelassen.
       Zehn Minuten später aber wurde sie spürbar schwächer. Der neue Kurs war erreicht, Melnikow und Wtorow lagen nicht. mehr auf der Wand, sondern auf dem Fußboden. Wenig später konnten sie auch wieder aufstehen.
       Eine gute Stunde darauf war die Schwerkraft ganz geschwun- den. Sie flogen erneut geradeaus, von der Venus fort.
       „Wieder zur Sonne“, sagte Melnikow.
       „Gehen wir ans Pult.“
       „Es ist noch zu früh. Komm erst endgültig zu dir. Es wäre gut, wenn du dich etwas stärken könntest. Aber es ist ja nichts da.“
       Er sagte das ganz mechanisch. Gleich darauf kam ihm zum Bewußtsein, daß er nach wie vor keinen Hunger verspürte. Er hatte das Gefühl, gerade erst gegessen zu haben, zwar nicht ausgiebig, aber doch genügend, um nicht von Hunger gequält zu werden.
       Wie kam das? Was war die Ursache für diese merkwürdige Sinnestäuschung? Seit dem morgendlichen Frühstück an Bord der „SSSR-KS 3“ waren fast volle vierundzwanzig Stunden ver- gangen.
       „Was meinst du, was steckt dahinter?“ fragte Melnikow.
       „Es ist mir unbegreiflich, Boris Nikolajewitsch.“
       „Auch die Luft hat ihre Frische und Reinheit bewahrt. Dabei befinden wir uns in einem verhältnismäßig kleinen Raum, her- metisch abgeschlossen von den Nebenräumen.“
       „Also wird die Luft durch irgendwelche Apparate erneuert und gereinigt, die hier installiert sind“, sagte Wtorow. „Mög- licherweise werden ihr Nährstoffe in gasförmigem Zustand beigefügt. Daran wäre nichts Ungewöhnliches. Stepan Arkadje- witsch hat einmal erklärt, unsere Ernährungsweise bei Raum- flügen sei noch unvollkommen. Ein voller Magen wirke sich im Zustand der Schwerelosigkeit nachteilig aus. Wahrscheinlich haben sich die Phaetonen während ihrer Flüge anders ernährt.“
    „Eine bessere

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