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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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uns die Gewähr, daß auch die Triebwerke endlos lange arbeiten? Und wer garantiert uns, daß wir unbegrenzte Zeit von der Luft satt werden? Indes, wir haben keine andere Wahl. Also fliegen wir zur Erde!“
       In diesem Augenblick dachte Melnikow nicht an ihr persön- liches Schicksal. Eine intakte Landung des schweren Raumschiffs auf der Erde hielt er für unmöglich. Natürlich würde das Schiff zerschellen. Aber während seine Bruchstücke auf der Venus völlig nutzlos waren, konnte man sie auf der Erde auswerten. Es ist unsere Pflicht, dachte er. Entweder wir erreichen wie durch ein Wunder die Heimat, oder wir verschwinden für immer im All. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.
       „Zur Erde!“
       „Also fliegen wir zur Erde“, stimmte Wtorow zu. Er wurde nicht von Zweifeln geplagt. Sein Glaube an Melnikow war unerschütterlich: Boris Nikolajewitsch konnte alles. „Wenn wir uns der Erde nähern, wird man uns schon bemerken.“
       Was hatte Wtorow da eben gesagt? Melnikow durchzuckte es wie ein elektrischer Schlag. „Sie werden uns bemerken.“ Natür- lich werden sie uns bemerken! Sie haben es sicher schon längst getan. Mit Hilfe der mächtigen Teleskope in den Observatorien mußten die Astronomen den unbekannten Himmelskörper in der Nähe der Venus entdeckt haben. Und wenn Belopolski mit der „SSSR-KS 3“ aufgestiegen war und der Erde das Vorgefal- lene mitgeteilt hatte, wußte man dort auch bereits, was für ein Körper das war. Daß ich nicht von selbst darauf gekommen bin. Das ändert die Situation von Grund auf.
       „Es heißt nicht umsonst, vier Augen sehen mehr als zwei“, sagte Melnikow. „Ich habe mich geirrt, als ich unsere Aussichten gering nannte. Nein, sie sind gut, Gennadi! Du hast meine letz- ten Bedenken zerstreut. Auf zur Erde! Unseren Freunden ent- gegen! Ich bin ein Esel und nichts weiter.“
       „Das müssen Sie mir erklären!“ sagte Wtorow verständnislos.
       „Die Sache ist ganz einfach. Wir sind im All nicht verlassen. Hunderte von Augen verfolgen uns. Sergej Alexandrowitsch Kamow ist über alles unterrichtet. Die Rettung des Raumschiffes Legt in seiner Hand. Du sagtest, man werde uns bemerken. Nein, Gennadi, man hat uns schon bemerkt. Und ich zweifle nicht, daß auch die notwendigen Maßnahmen eingeleitet sind. Fliegen wir zur Erde. Man wird uns Hilfe entgegenschicken.“
    Wtorow begriff.
       „Aber warum hat uns dann die ,KS 3' bis jetzt nicht ein- geholt?“
       „Weil die Genossen zwar gleich nach uns aufstiegen, dann aber unseren Untergang meldeten und auf die Venus zurück- gekehrt sind. Die Verbindung mit der Heimat ist wieder unter- brochen. Doch die Observatorien auf der Erde haben die Suche aufgenommen und uns entdeckt. Aus den Manövern, die du ausführtest, müssen sie geschlossen haben, daß wir beide noch am Leben sind. Das übrige kann man sich an fünf Fingern ab- zählen. Sie schicken von der Erde ein Raumschiff, wenn sie es nicht schon getan haben. Fliegen wir ihm also entgegen.“
       Der „Phaetone“ nahm Kurs auf die Erde.
       Sie ahnten nicht, in welche Verzweiflung ihre Freunde an Bord der „SSSR-KS 3“ durch diese neue Kursänderung gestürzt wurden und wie nahe ihnen die Hilfe bereits gewesen war. Hät- ten sie ihre bisherige Flugrichtung noch einige Stunden bei- behalten, wären sich beide Raumschiffe begegnet, und die Odyssee hätte ein Ende gefunden. So aber änderten sie leichten Herzens den Kurs und entfernten sich wieder von jenen, die sie herbeigesehnt hatten.
       Zu diesem Zeitpunkt empfing Belopolski im Kommandoraum der „SSSR-KS 3“ einen Befehl Kamows: Die Erde hielt eine weitere Verfolgung für zwecklos. Sieben gefährliche Kurven- manöver hatten der Besatzung übel mitgespielt. Kamow for- derte sofortige Rückkehr „nach Hause“.
       „Ich weiß“, schloß er seinen Funkspruch, „wie schwer es Ihnen fallen wird, diesem Befehl nachzukommen. Glauben Sie mir, auch uns wird es nicht leicht. Es ist aber notwendig. Wir dürfen nicht die ganze Besatzung aufs Spiel setzen. Der ,Phaetone' scheint auf die Erde zuzusteuern. Das hat er freilich schon wiederholt getan. Die Regierungskommission neigt jetzt zu der Ansicht, das Raumschiff sei führerlos. Es fliege hin und her unter der Einwirkung der Automatik, die im Laufe der Jahr- tausende ihre Funktionstüchtigkeit eingebüßt hat und nur noch ungenau arbeitet. Wären Melnikow und Wtorow noch am Leben, müßten sie wissen, daß wir sie

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