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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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vor verspürten sie auch kein Zeichen von Hunger. Ja selbst Durst quälte sie nicht, obgleich sie doch schon lange nichts mehr getrunken hatten.
       Womit mochten die Phaetonen ihre unfreiwilligen Gäste speisen und tränken?
       „An die Arbeit!“ sagte auch Wtorow.
       Die Stunden reihten sich aneinander und wurden unmerklich zu Tagen. Zwei Menschen, zwei ganz gewöhnliche Vertreter des Menschengeschlechts, lebten ein phantastisches Leben in einem phantastischen Raumschiff. Sie schliefen zu bestimmten Zeiten, unabhängig von ihrem Wunsch und Willen. Sie aßen und tran- ken nichts und verspürten doch weder Hunger noch Durst. Statt zu schwinden, nahmen ihre Kräfte beständig zu.
       Das Raumschiff jagte zwischen Venus und Sonne hin und her. Allmählich lernte Wtorow, es immer sicherer zu steuern, zwang er es, Geschwindigkeit und Richtung nach Wunsch zu ändern. Immer seltener weigerte sich die Automatik, seinen gedank- lichen Befehlen zu gehorchen. Der Mensch der Erde begann die phaetonische Technik zu meistern.
       Die beiden Freunde trennten sich niemals; entweder hielten sie sich am Steuerpult oder im Raum daneben auf. In andere Abteilungen zu gehen und den restlichen Teil des Schiris zu untersuchen, konnte sich Melnikow nicht entschließen. Er wollte nichts riskieren. In der Nähe des Pultes waren sie sozusagen schon heimisch geworden. Wer wußte, was sie in den anderen Räumen erwartete. Der „Phaetone“ konnte dort mit allerhand unangenehmen Überraschungen aufwarten.
       „Es wird Zeit, einen Entschluß zu fassen“, sagte Melnikow, nachdem mehrere Tage mit pausenlosen „Übungsmanövern“ vergangen waren. „Welche Richtung schlagen wir ein?“
       „Sie wollten doch zur Venus zurückkehren?“
       „Gewiß, aber jetzt halte ich das für unklug. Seinerzeit nahm ich noch an, uns drohe der Hunger. Zur Erde zu fliegen erschien unmöglich. Jetzt wissen wir, daß wir Hunger nicht zu befürchten brauchen. Ist es da nicht besser, die Erde anzusteuern?“
       Bei diesen Worten überlegte Melnikow mit einer gewissen Sorge, wie sie den Flugweg berechnen sollten, da sie doch weder Rechenmaschinen noch sonstige Geräte zur Verfugung hatten. Auch ein Teleskop für visuelle Beobachtungen besaßen sie nicht. Optische Geräte oder etwas Ähnliches waren zwar bestimmt an Bord, doch wie sollten sie sie finden?
       „Aber unsere Kameraden auf der Venus...“, begann Wto- row zögernd.
       „Die haben uns längst abgeschrieben“, unterbrach ihn Melni- kow. „Wir dürfen jetzt nur auf die Sicherheit des Raumschiffs bedacht sein. Das Schiff wiegt schwerer als Gefühle. Im leeren Weltraum Manöver auszuführen ist eines, aber etwas ganz ande- res ist es, auf einem Planeten zu landen. Uns steht ein äußerst kompliziertes und gefährliches Manöver bevor. Wenn jedoch das Raumschiff bei der Landung auf der Erde beschädigt wird oder gar zerschellt, ist das nicht so tragisch, als wenn es auf der Venus zerschellt.“
       „Wenn das so ist, fliegen wir zur Erde.“
       „Du stellst dir das recht einfach vor! Aber wie finden wir die Erde? Wie halten wir den richtigen Kurs ein? Ohne Geräte und ohne Beobachtungsmöglichkeiten? Ich schwanke noch, weil ich mir nicht sicher bin. Wäre Konstantin Jewgenjewitsch an meiner Stelle...“
       „Was tun wir also?“
       „Wir fliegen unbedingt zur Erde“, sagte Melnikow völlig inkonsequent, aber ganz im Einklang mit dem Denkprozeß, der in seinem Innern vor sich gegangen war. Es wird schwer werden, dachte er, sehr schwer. Aber es ist notwendig. Wir müssen schier Unmögliches vollbringen, doch das Raumschiff der Phaetonen muß für die Wissenschaft gerettet werden. Koste es, was es wolle.
       „Zur Erde fliegen“, wiederholte er. „Nur zur Erde.“
       „Die sehen wir aber doch“, sagte Wtorow, „da können wir das Raumschiff doch auf den richtigen Kurs bringen.“
       „Nur auf dem Meer ist es ganz einfach, mit einem Schiff die Küste anzusteuern, Gennadi. Die Küste läuft dir nicht davon, aber die Erde tut es, und zwar sehr schnell. Zwischen ihr und uns liegen fast fünfzig Millionen Kilometer. Mit neunzigprozen- tiger Sicherheit müssen wir gewärtigen, irgendwo in weitem Ab- stand an ihr vorbeizusausen.“
       „Natürlich können wir“, fuhr er fort, als wolle er sich selbst von etwas überzeugen, „die Flugrichtung dann ändern und wie- der vorbeisausen. Das läßt sich endlos wiederholen. Doch wer gibt

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