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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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vorgestellt habe. Zwei- fellos wird die auch vollführt werden.“
       „Schon möglich, trotzdem werden wir aufpassen.“
       Die durch die allmähliche Wendung erzeugte Fliehkraft war etwas stärker als die Schwerkraft auf der Erde. Melnikow und Wtorow hatten das Gefühl, ein wenig an Gewicht zugenommen zu haben, jedoch nicht so viel, daß sie Schwierigkeiten gehabt hätten, sich zu bewegen. Man durfte annehmen, daß dies die für die Phaetonen normale Schwerkraft war. Also hatte der Planet Phaeton die Erde an Größe übertroffen. Das erklärte den kleinen Wuchs der Phaetonen. Melnikow registrierte in Gedanken diese überaus wichtige Tatsache.
       Da das Raumschiff die Kurve in der vertikalen Ebene be- schrieb, war die Fliehkraft im Verhältnis zum Fußboden, zu den Stegen und allen Gegenständen an Bord während der ganzen Zeit nach unten gerichtet. Man konnte sich frei bewegen, wie seinerzeit, als das Raumschiff noch auf der Venus gelegen hatte. Das war bequem und bewies, mit wieviel Überlegung die einst- weilen noch unbegreifliche Steuerungsautomatik eingestellt worden war.
       Langsam und gleichmäßig veränderten Sonne und Venus ihre Stellung. Nicht das Raumschiff, sondern die Gestirne schienen sich zu drehen. Nach drei Stunden stand die Sonne unter und die Venus über ihnen.
       Das Wendemanöver war beendet. Die Fliehkraft verschwand. Das Raumschiff flog geradeaus, bewegte sich wieder auf den erst unlängst verlassenen Planeten zu. Aber während Wtorows Befürchtungen vor ein paar Stunden verfrüht gewesen waren, wurden sie jetzt ganz real. Die Venus war nahe. Mit ungeheurer Geschwindigkeit stürzten sie auf den Planeten zu. Es galt, Gegenmaßnahmen zu treffen.
       „Laß uns noch einmal wenden“, sagte Melnikow. „Wir müssen weiter weg von der Venus. In ihrer Nähe Manöver auszuführen ist gefährlich.“
       „In welche Richtung?“ fragte Wtorow sachlich.
       Melnikow schmunzelte.
       „Nun, sagen wir nach links. Um neunzig Grad.“
       Wtorow nahm selbstsicher im Sessel Platz.
       Sich eine Wendung von neunzig Grad vorzustellen, war nicht ganz einfach. Es genügte nicht, den Winkel zu nennen, man mußte ihn sich real vorstellen. Und zwar absolut genau. Mel- nikow legte sich für alle Falle auf einen der Stege.
       Ein Ruck ging durch das Schiff. Melnikow spürte deutlich, wie Fliehkraft entstand und sofort wieder verschwand. Dann noch einmal, aber in anderer Richtung. Der „Phaetone“ warf sich hin und her, kam ins Taumeln. Die empfindliche Automatik Wtorows führte ungenaue Befehle gehorsam aus.
       „Ruhig, Gennadi!“ schrie Melnikow.
       Ein heftiger Ruck warf ihn vom Steg. Diesmal prallte er spürbar mit dem Kopf gegen die unsichtbare Wand. Aber der gleiche Ruck schleuderte auch Wtorow aus dem Sessel. Das Raumschiff beruhigte sich wieder.
       „Weiß der Teufel, was los ist“, sagte Wtorow. „Es klappt einfach nicht.“
       „Ruh dich aus. Bevor du wieder ans Pult gehst, üb dich ein bißchen.“
       „Dann laß uns lieber in einen anderen Raum gehen.“
       „Ja, ganz recht.“
       Melnikow spürte, daß die Schwerelosigkeit aufgehört hatte. Im Raumschiff wirkte eine kaum merkliche Schwerkraft. Wo mochte sie herkommen?
       „Hast du vielleicht an Beschleunigung gedacht?“
       „Nein. Ganz sicher nicht.“
       „Dann stürzen wir auf die Venus zu.“
       Die Anziehungskraft des Planeten wirkte sich allmählich aus. Das beunruhigte Melnikow. Er sah, daß die Sonne, wenn auch nur sehr langsam, ihre Stellung veränderte. Die Schatten wander- ten. Das Raumschiff raste geradewegs auf die Venus zu. Wenn es Wtorow nicht gelang, seine Gedanken ganz fest zu konzentrie- ren, war eine Katastrophe unvermeidlich. Das Schiff würde in der Atmosphäre verglühen und der Wissenschaft verlorengehen. Was war zu tun? Wie konnte er Wtorow beruhigen, ihm sein früheres Selbstvertrauen wiedergeben? Melnikow sah seinem Kameraden am Gesicht an, daß er völlig verstört war. Man durfte ihm keineswegs sagen, daß nur noch wenig Zeit blieb.
       „Ruh dich aus“, wiederholte er. „Wir können uns Zeit lassen!“
       Jetzt bewährte sich an Melnikow die bei vier Raumfahrten erworbene starke Selbstbeherrschung. Sein Gesicht war ganz ruhig. Weder Wtorow noch sonst jemand hätte auch nur die' geringste Spur von Unruhe und Besorgnis darauf entdecken können, obwohl sie in Wahrheit rasch zunahmen.
       Wtorow ahnte nichts von

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