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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Raumschiffes zu verschweigen war unmöglich.
       Nach anderthalb Stunden hatte der Meteoritenzug die Bahn der Arsena gekreuzt. Der „Regen“ hörte unversehens auf. Wäh- rend dieser ganzen Zeit waren nur fünfmal kleinere Steine gegen den Schiffsrumpf geprallt, ohne die Bordwand zu durch- schlagen.
       Als klar wurde, daß die Gefahr überstanden war, ging Mel- nikow in die Funkkabine.
       Dort erwarteten ihn schon Saizew und Knjasew. Der Mecha- niker hatte rotgeweinte Augen. Als jüngstes Besatzungsmitglied schämte er sich der Tränen.
       „Andrejew und Wtorow bringen ihn hierher“, meldete To- porkow.
       „Und was machen die anderen?“
       „Sie gehen weiter ...“
       Toporkow sagte es betroffen, aber Melnikow verstand die Handlungsweise Belopolskis. Die Trauer um einen Gefallenen darf nicht den Erfolg der ganzen Expedition gefährden. Das Raumschiff konnte sich nicht lange auf der Arsena aufhalten, und die Arbeit mußte unter allen Umstanden zu Ende geführt werden. Hatte Konstantin Jewgenjewitsch in jenen schrecklichen Augenblicken, als „SSSR-KS 2“ vom Mars starten sollte, nicht ebenso gehandelt?
       „Wie werden sie den Leichnam über die Schlucht befördern?“ fragte Saizew.
       „Es wird Wtorow keine Schwierigkeiten bereiten, mit ihm zusammen hinüberzuspringen.“
       „Werden wir ihn etwa hier zurücklassen?“ flüsterte Knjasew.
       Melnikow runzelte die Stirn und gab keine Antwort. Die Frage beschäftigte auch ihn. Es schien keinen anderen Ausweg zu geben.
       Aus dem Lautsprecher drangen vereinzelte Worte. Man merkte, daß die Männer aus Belopolskis Gruppe nur das Not- wendigste miteinander besprachen.
       Auf dem Bildschirm war die felsige Bergkette jenseits der Schlucht zu erkennen. Melnikow und seine Gefährten ließen sie nicht aus den Augen. Gleich würden sie dort zwei Besatzungs- mitglieder erblicken, die einen Dritten, einen Toten, trugen.
       Keine drei Stunden waren vergangen, seit sie zusammen mit Leonid Orlow das Schiff verlassen hatten, der energiegeladen, das hagere Gesicht von den Augen verschönt, voller Lebens- freude ernst an ihrer Seite gegangen war. Wer hätte gedacht, daß dieser lebensprühende Mann eine Stunde später bereits tot sein würde... Vielleicht war ihnen die drohende Gewalt der Natur, in deren Geheimnis sie eindringen wollten, noch nie zuvor so deutlich zum Bewußtsein gekommen.
    „Da sind sie“, sagte Saizew.
       Auf dem Kamm des Höhenzuges erschienen zwei winzige Ge- stalten. Leicht konnte man den langen Wtorow von dem klei- neren Andrejew unterscheiden. Der Ingenieur trug Orlow auf den Armen. Er sprang als erster mit seiner Last in die Tiefe. Andrejew folgte ihm. In der gleichen Reihenfolge überwanden sie auch die Schlucht.
       Melnikow, Saizew und Knjasew gingen zur Luftschleuse, To- porkow blieb zurück. Er durfte die Funkstation nicht verlassen.
       Nach einigen Minuten hörten sie, wie sich die Außentür schloß und die fauchende Pumpe die Schleuse mit Luft füllte. Das grüne Lämpchen leuchtete auf, und die Innentür öffnete sich.
       Bemüht, das verunstaltete Gesicht Orlows, das durch die zer- trümmerte Helmscheibe zu erkennen war, nicht anzusehen, hal- fen Saizew und Knjasew den Ankömmlingen aus ihren Anzügen.
       „Wir werden ihn in der Roten Ecke aufbahren“, schlug Mel- nikow vor.
       „Dort ist die Türschwelle sehr hoch“, gab Andrejew zu be- denken. „Es wird schwierig sein, ihn hinabzulassen.“
       „Dann – ins Observatorium.“
       Melnikow bedeckte Orlows Helm mit einem sauberen Tuch.
       Sie nahmen dem Erschlagenen den Tornister und die Sauer- stoffballons ab. Dann trugen sie ihn mit dem Schutzanzug ins Observatorium und legten ihn auf denselben Tisch, an dem er selber wenige Stunden zuvor alles für die Sichtung des auf der Arsena gesammelten Materials vorbereitet hatte.
       „Holt eine Fahne“, sagte Melnikow. „Aus Belopolskis Ka- jüte.“
       Wtorow ging hinaus und kehrte bald mit dem purpurnen Tuch zurück.
       „Ich übernehme als erster die Ehrenwache“, erklärte Melni- kow. „Löst mich in einer halben Stunde ab.“
       Die Männer merkten, daß er mit dem Gefallenen allein sein wollte, und verließen den Raum.
       Die dritte Nacht. Und abermals ging die Sonne auf. Das ge- waltige Schiff lag da wie ausgestorben. Die Männer lösten ein- ander bei der Ehrenwache ab und trennten sich, ohne ein Wort zu wechseln. In

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