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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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gegen die Bordwand prallten.
       Ohne sich aus der Fassung bringen zu lassen, drückte er auf mehrere Knöpfe und schloß alle Fenster des Observatoriums mit den Schutzschilden. An den Kontrollgeräten war abzulesen, daß noch keins beschädigt worden war. Der Schiffsrumpf wies ebenfalls bislang noch kein Leck auf.
       Melnikow schaltete einen Seitenbildschirm ein, verband sich mit der Funkkabine und fragte, ob Meldungen von Belopolski eingegangen seien. Aber Toporkow hielt sich nicht in seiner Kabine auf.
       Da öffnete sich die Tür, und auf der Schwelle stand der Inge- nieur. Melnikow warf einen Blick auf sein Gesicht, das eine Grimasse des Schmerzes verzerrte, da wußte er, daß etwas Furchtbares geschehen war. Ihm stockte der Herzschlag.
       „Wer...?“ Er brachte kaum einen Laut über die Lippen.
       „Leonid Nikolajewitsch.“ Toporkows Lippen zitterten.
       Melnikow bedeckte die Augen mit der Rechten. Wie lebend sah er den gefallenen Kameraden vor sich.
       „Ich fliege nur deswegen mit, weil wir auch auf einem Aste- roiden landen werden“, hatte Orlow damals gesagt, ohne zu ahnen, daß diese Landung ihm zum Verhängnis werden würde, und ein gewinnendes Lächeln hatte wie immer, wenn er sich von Herzen freute, sein schönes Gesicht gleichsam überstrahlt.
       „Und die anderen?“
       „Haben sich in einen Felsspalt flüchten können. Leonid Niko- lajewitsch ist unmittelbar vor dem Spalt getötet worden, ein Meteorit hat ihn genau ins Gesicht getroffen.“
       Was mußten die Expeditionsteilnehmer durchgemacht haben, vor deren Augen ein Kamerad solch ein Ende fand!
       Genau ins Gesicht! dachte Melnikow.
       Einen Augenblick sah er deutlich Orlows Augen. Reiner Aquamarin, von langen schwarzen Wimpern eingefaßt. Melni- kow bebte am ganzen Leibe.
       „Wo sind Saizew und Knjasew?“
       „Ich habe ihnen gesagt, sie sollen nicht ins Freie gehen.“
       Melnikow strich sich mit der Hand über die Stirn.
       „Lieber möchte man selber sterben als dergleichen erleben“, sagte er. „Gehen Sie in Ihre Funkkabine, Igor Dmltrijewitsch. Ich komme gleich. Der Steinregen wird bald aufhören.“
       Toporkow ging hinaus.
       Es gibt in unserem Sonnensystem unzählige meteoritenhafte Körper. Sie fliegen sehr häufig in dichten Schwärmen. Neben den Kometen sind es die Meteorsteine, die den interplanetaren Raum verunreinigen. Beim Flug eines Raumschiffes ist ein Zu- sammenstoß mit ihnen kaum zu befürchten. Anders verhält es sich mit den Asteroiden. Im Vergleich mit den Raumschiffen sind sie ungeheuer groß. Sie besitzen keine Atmosphäre, die die großen Planeten vor dem himmlischen Bombardement schützt. Begegnet ein Meteoritenzug auf seinem Weg einem Asteroiden, ergießt sich auf ihn ein Steinregen, dessen „Tropfen“ kosmische Geschwindigkeit besitzen, das heißt, die Fluggeschwindigkeit eines Gewehrgeschosses oder einer Granate um ein vielfaches übertreffen. Die Energie des ungestümen Fluges verwandelt sich beim Aufprall in Wärmeenergie. Es tritt eine Explosion ein. Deshalb ist die Oberfläche kleiner Planeten mit dem feinen Staub zerschellter Meteoriten bedeckt. Kein Schutzanzug rettet den Menschen, wenn ihn eine Sprenggranate dieser Art im luft- leeren Raum trifft. Sie bedeutet für ihn den sicheren Tod.
       Daß solch ein kleines Ziel wie der Mensch getroffen wird, kann nur außerordentlich selten geschehen. Trotzdem droht den Sternfahrern durch die Meteoriten die größte Gefahr. Raum- schiffe schützen sich vor ihnen durch Radioprojektoren, hoch- empfindliche Lokalisierungsgeräte, die mit dem Autopiloten ge- koppelt sind. Aber während einer Zwischenlandung auf einem Asteroiden nützen einem Schiff diese eigenartigen Augen nichts. Sie reichen zwar bis zu fünftausend Kilometer weit, doch selbst diese Reichweite ist bei einem Meteoriten, der mit kosmischer Geschwindigkeit fliegt, verschwindend gering. Ehe die Besat- zung Maßnahmen zum Schutz des Schiffes treffen könnte, hat der angekündigte Meteorit die Entfernung bereits zurückgelegt. Die Weltraumforscher nehmen dieses Risiko kühn auf sich.
       All das wußte Melnikow genau, aber es linderte nicht im ge- ringsten seinen Schmerz um den Verlust des Genossen. Er trauerte um Orlow. Außerdem war ihm klar, was für einen er- schütternden Eindruck die Nachricht vom Tod eines Expedi- tionsmitgliedes auf der Erde hervorrufen würde. Den tragischen Zwischenfall bis zur Rückkehr des

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