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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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geschieht!“ rief Balandin.
       Der Zeiger auf dem Zifferblatt zuckte krampfartig nach allen Richtungen.
       „Es war ein Magnetsturm“, sagte Belopolski.
       Wie zur Bestätigung seiner Folgerung tanzte der Zeiger noch mehrmals hin und her und beruhigte sich allmählich, indem er sich wieder in Richtung auf den Magnetpol der Venus orienr tierte.
       „Jetzt weiß ich es“, sagte Wtorow zum zweiten Male. „Die Ursache für das Funkecho muß in den elektrischen Eigenschaf- ten der Gewitterfronten gesucht werden.“
       „Da haben Sie völlig recht“, bestätigte Toporkow per Sprech- funk vom Schiff aus. „Unsere Meßgeräte haben während des Gewitters eine ungewöhnliche Ionisierung angezeigt.“
       „Alles in Ordnung?“ fragte Melnikow.
       „Wenn das Gewitter nicht so schnell aufgehört hätte, wäre wohl nicht alles in Ordnung“, erwiderte Balandin. „Dann wären wir auf Grund gegangen.“
       „Das Boot kann nicht sinken“, beruhigte ihn Belopolski trocken.
       Zweifellos war die Funkverbindung infolge des Gewitters unterbrochen worden. Die Radiowellen hatten die ionisierte
Luft und den elektrisch geladenen Regen nicht durchdringen können.
       „Auf der Venus gewittert es dauernd“, sagte Toporkow. „Wir werden häufig Gelegenheit haben, diese sonderbare Erschei- nung zu studieren, und wir werden auch das Rätsel des Echos lösen.“
       Es gab keine Garantien dafür, daß die Stille lange dauern würde. Jeden Augenblick konnte ein neues Unwetter herauf- ziehen. Aber niemand dachte daran, an Bord zurückzukehren. Das Boot setzte seine Fahrt fort, und alle suchten nach einer Stelle, an der man an Land gehen könnte. Aber soviel sie auch umherspähten – nirgends war an eine Landung zu denken. Das Steilufer zeigte sich überall unzugänglich.
       Da beugte sich Korzewski, der das Boot steuerte und weniger nach dem Ufer sah, plötzlich weit vor und legte das Ruder hart backbord.
       „Was ist los?“ fragte Belopolski.
       Wortlos wies der Biologe auf einen Gegenstand, der im Wasser schwamm.
       Wtorow hielt die Hand außenbords und zog ein langes, flaches Brett aus dem Wasser.
       Es war – ein Lineal mit einer Maßeinteilung.

    Die Koralleninsel

    Wäre ein fremdes Tier zu den Männern ins Boot gesprungen, hätten sie sich wahrscheinlich nicht so sehr gewundert. Ein Lebe- wesen war sogar auf der Venus, wo man nicht damit rechnete, hochorganisiertes Leben zu finden, noch etwas Verständliches, denn es konnte hier trotz allem möglicherweise doch existieren. Aber ein totes Stück Holz, dem ein Unbekannter die Form des vertrauten Meßinstrumentes gegeben hatte – das war ein un- widerleglicher Beweis für das Vorhandensein von Vernunft und völlig unerklärlich. Daß die Schwester der Erde nicht von vernunftbegabten Geschöpfen bevölkert war, schien unwider- leglich bewiesen. Der Planet hatte ein zu extremes Klima, als daß sich Leben hätte entwickeln können, welches dem auf der Erde glich. „SSSR-KS 2“ hatte keine Spuren vernunftgelenkter Tätigkeit und keine Beweise für menschliches Leben auf der“! Venus gefunden. Die Besatzung von „SSSR-KS 3“ hatte bislang ebenfalls nichts gesehen, was auch nur entfernt an bewußtes Leben erinnerte. Auch die leidenschaftlichsten Optimisten hat- ten auf der Venus lediglich die Existenz von niederen Formen der Tierwelt für möglich gehalten.
       Und da hielt Wtorow nun einen Gegenstand in der Hand, der von einem hohen geistigen Entwicklungsstand zeugte. Ein Holzlineal beweist die Fähigkeit, Holz zu bearbeiten, beweist das Vorhandensein von Werkzeug für eine solche Bearbeitung, beweist mathematisches Können, das Bedürfnis, Körpergrößen zu messen, und folglich einen gewissen Grad wissenschaftlicher Kenntnisse.
       „Vielleicht ist ein anderes Raumschiff auf der Venus ge- wesen?“ äußerte Korzewski mutmaßend.
       Ein derartiger Gedanke tauchte bei allen auf, sobald sie sich davon überzeugt hatten, daß sie wirklich ein Lineal und kein Stück Holz vor sich hatten.
       Aber was für ein Raumschiff könnte die Venus erreicht haben? Die Expedition von William Jenkins war noch auf dem Mars. Sie hatte auf dem Weg dorthin die Venus nicht besuchen können. Die englischen, französischen und schwedischen Raumschiffe hatten alle auf der Erde geankert, als „SSSR-KS 3“ seine Fahrt antrat, und über den Bau von Raumschiffen in anderen Ländern war nichts

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