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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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daß sie die Antenne des Raumschiffes verlassen hatten, auf die Venus zurückgeworfen, die sie abermals hinaufstrahlte. So umkreisten die Wellen, allmählich schwächer werdend, mehrmals den gan- zen Planeten, bis die Energie erschöpft war.
       Jedesmal, wenn das Radioecho die Antenne des Schiffes wie- der erreichte, gab es das nicht beförderte Radiogramm zurück.
       „Eins verstehe ich nicht“, sagte Toporkow, als er mit Belo- polski allein war, „wie ist es zu erklären, daß wir das Echo so gut hören konnten? Die Laute hätten doch ineinanderfließen und das eine Echo hätte sich mit dem anderen mischen müssen. Der Umfang der Venus beträgt doch bloß siebenunddreißig- tausend Kilometer. Um diese Strecke zurückzulegen, braucht die Radiowelle eine zehntel Sekunde.“
       „Darüber habe ich mir auch sofort Gedanken gemacht“, ant- wortete Belopolski. „Offenbar kommen die Radiowellen in der Atmosphäre der Venus sehr langsam vorwärts. Das ist ein neues Rätsel, das wir lösen müssen. Es mag Sie darüber hinwegtrösten, daß wir nicht mit der Erde sprechen können.“
       „Aber wäre es nicht möglich ...“
       „Nein!“ entgegnete Belopolski schroff. „Wir dürfen nicht daran denken. Das Schiff darf jetzt nicht gestartet werden. Wir werden jeden Tag Radiogramme zur Erde schicken. Vielleicht gelingt es, durch glückliche Umstände trotzdem noch aus der Gefangenschaft auszubrechen.“
       „Meinen Sie, die sitzen die ganze Zeit am Empfänger?“
       Belopolski warf einen Blick auf Toporkow und verließ, ohne auf die Frage zu antworten, achselzuckend die Kabine.
       Er hat recht, sagte sich der Ingenieur im stillen. Ich habe eine törichte Frage gestellt.
       Die Unterbrechung der Funkverbindung war für die Men- schen auf der Erde bedeutend qualvoller als für die Sternfahrer, die ja wußten, daß es auf der Erde kaum überraschende Zwi- schenfälle geben würde, für die Erde aber konnte das Schweigen des Schiffes bedeuten, daß auf der Venus eine Katastrophe ein- getreten war. Waren bislang in der Funkstation die Empfänger nur zu den vereinbarten Stunden besetzt, wurde nun pausenlos gewacht. Anders konnte es nicht sein.
       Sobald Andrejew das Ergebnis seiner Analyse ermittelt und Belopolski mitgeteilt hatte, konzentrierten sich aller Gedanken aiif die Entsendung der ersten Erkundungsgruppe. Aus Vorsicht sollte sie nur aus vier Mann bestehen: Belopolski, Balandin, Korzewski und natürlich Wtorow mit seiner Filmkamera.
       Die Luftanalyse war wenig trostreich. Es gab so viel Kohlen- säure und Formaldehyd, daß von einem Aussteigen ohne Atem- maske nicht die Rede sein konnte.
       Die Temperaturmessung der Außenluft während des Fluges hatte unterschiedliche Ergebnisse erbracht. Von vierzig bis zu zweiundneunzig Grad über Null. An der Oberfläche der Bucht zeigte das Thermometer dreiundfünfzig Grad Wärme an. Wahr- scheinlich würde die Temperatur im Laufe des Tages steigen, aber vorläufig konnten die Männer noch ohne ihre Kühlanzüge auskommen.
       Belopolskis Gruppe sollte die Ufer untersuchen und fest- stellen, ob ein Geländewagen eingesetzt werden könnte, außer- dem sollte sie die eigentümliche Vegetation ergründen.
       Die Atemmasken, die eigens für den Aufenthalt in der Venus- atmosphäre nach einem kombinierten Filter- und Isolierverfah- ren konstruiert worden waren, boten ausreichenden Schutz. Ein Filter aus dem Salz des schwefelsauren Natrons reinigte die Luft von Kohlenoxydgasen und Formaldehyd. Ein Behälter, den jeder Forscher auf dem Rücken trug, reicherte die Luft außerdem mit Sauerstoff an, der jedoch dank diesem Verfahren in verhältnismäßig geringer Menge gebraucht wurde.
       Der Helm war eine durchsichtige Quarzhaube, die hermetisch mit dem Kragen der Kombination abschloß. In den Helm waren ein Mikrofon, ein Lautsprecher sowie eine winzige automatische Apparatur zum Luftgeben und zur Ableitung der Atemrück- stände eingebaut.
       Eine Miniaturfunkstation trug jeder am Gürtel, eine starre Antenne auf dem Rücken neben dem Sauerstoffbehälter. Sie war absichtlich ziemlich lang gehalten und endete über dem Kopf. Die Schuhsohlen waren mit Metallplatten benagelt, von denen elastische Drähte zum Anzug führten und am Fuß der Antenne endeten. Die Entfernung zwischen Antenne und Erdleitung, genau ein Millimeter, diente als Spannungsschutz. Der Spezial- anzug schützte den Menschen weitgehend davor, vom Blitz ge-

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