Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
Vom Netzwerk:
mitnehmen könnten.“
       Wtorow spähte nach oben. Die ersten Äste setzten bereits in geringer Höhe an, und der Baum war dicht mit Lianen umrankt.
       „Darf ich es versuchen?“ fragte er Belopolski.
       Konstantin Jewgenjewitsch musterte zweifelnd den Stamm, der so glatt war, als hätte ihn jemand poliert.
       „Die Lianen werden mir helfen“, setzte Wtorow hinzu.
       „Aber nicht so hoch klettern“, entschied der Expeditionsleiter. „Brechen Sie den ersten besten dünnen Zweig ab. Beeilen Sie sich! Es kann wieder ein Gewitter kommen. Dann würde es Ihnen auf dem Baum schlecht ergehen!“
       „Es ist keine Gewitterfront in der Nähe“, sagte Melnikow.
    „Stellen Sie sich mir auf die Schulter“, schlug Korzewski vor.
       Wtorow übergab Belopolski seinen Filmapparat und ergriff, nachdem er auf Korzewskis Schulter geklettert war, die Liane, die sich um den unteren Zweig geschlungen hatte.
       Im nächsten Augenblick geschah etwas, womit keiner gerech- net hatte.
       Kaum hatten Wtorows Hände das grellrote Tau umklammert, als es sich blitzschnell vom Ast loswand und mit seinem langen elastischen Ende durch die Luft schnellte. Binnen drei Sekunden war Wtorow gefesselt. Völlig hilflos und unfähig, eine Hand oder ein Bein zu bewegen, hing der Ingenieur zu Häupten sei- ner Genossen, die durch diesen überraschenden Angriff der ver- meintlichen Pflanze völlig verdattert waren.
       Toporkow riß sich das hinderliche Sicherungsseil vom Leib und schwang sich Korzewski auf die Schultern. Mit der Spitze seines Spezialdolches fuhr er über den Leib der tückischen Liane. Wie ein Rasiermesser zerschnitt der Ultraschall den pflanzlichen Räuber. Der Gefesselte fiel in die ausgebreiteten Arme Belo- polskis. Durch den Helm hindurch sah man, daß Wtorow kaum noch atmen konnte, weil ihn die Liane, die seinen Brustkorb immer noch umspannte, so würgte. Die Männer versuchten ver- geblich, die Fesseln mit den Händen zu lösen. Erst mit dem Ultraschalldolch gelang es, die Ringe zu zerschneiden und den Brustkorb zu befreien. Die Kombination war, wie sich heraus- stellte, an vielen Stellen zerrissen.
       „Er muß schleunigst an Bord!“ rief Korzewski erschrocken und legte seine Hände Wtorow um den Hals, als wollte er ihn erwürgen. Durch die Risse konnte die mit Formaldehyd ver- giftete Luft der Venus unmittelbar in den Helm eindringen. Belopolski ergriff das Seil und schnitt ein langes Stück ab. Mit diesem Stück wurde der Kragen der Kombination umwickelt.
       „Haben Sie sich nichts gebrochen?“ fragte Korzewski.
       „Anscheinend nicht“, antwortete Wtorow. „Diese Ungeheuer haben eine unheimliche Kraft. Mir tun sämtliche Knochen im Leibe weh.“
       „Aber laufen können Sie?“
       „Natürlich.“
       Als Wtorow die Luftschleuse erreicht hatte, gab er Toporkow die Hand.
       „Ich danke Ihnen, Igor Dmitrijewitsch!“
       „Vielleicht kommt es auch mal anders! Heute rette ich Ihnen das Leben und morgen Sie mir.“
       Selbst als vor einigen Stunden alle an Bord geeilt waren, um das gefundene Lineal zu untersuchen, erschien ihnen die Proze- dur des Einschleusens nicht so quälend lang wie jetzt. Besorgt beobachteten sie Wtorows Gesicht und fürchteten, Anzeichen einer Vergiftung darin zu entdecken, weil zweifelhaft war, daß der aus dem Seil gefertigte Kragen hermetisch schloß.
       „Wie fühlen Sie sich?“ fragte Korzewski alle Augenblicke.
       „Ich habe Kopfschmerzen.“
       „Nehmen Sie einen besonderen Geruch wahr?“
       „Ja, einen sehr starken und unangenehmen.“
       „Also ist doch etwas Formaldehyd eingedrungen!“
       Im Raumschiff wußten die Genossen schon, was geschehen war. Stepan Arkadjewitsch wartete an der Luftschleuse mit der Instrumententasche für Erste Hilfe. Balandin und Paitschadse hielten eine Trage bereit.
       Wie groß auch die Sorge um die Gesundheit des Kameraden sein mochte, so wurde die vorgeschriebene Desinfektion doch peinlich genau beachtet.
       Von der inneren Schleusenkammer aus konnte man nur mit der Zentrale sprechen. Die Männer, die sich im Korridor ein- gefunden hatten, wußten also nicht, was hinter der Tür vor sich ging. Als sie sich endlich öffnete, sahen sie, daß Wtorow von Saizew und Knjasew getragen wurde.
       „Er ist vor drei Minuten ohnmächtig geworden“, erklärte Belopolski.
       Wortlos klappte Andrejew seine Tasche auf.
       „Legen Sie ihn auf

Weitere Kostenlose Bücher