Das Erbe der Phaetonen
men. Aber dank Toporkow schwanden auch die Schrecken die- ser Gefahr fast völlig. Igor Dmitrijewitsch hatte die elektrischen Eigenschaften der Gewitterfronten untersucht und festgestellt, daß die Ionisierung der Luft, die ihn im Zusammenhang mit dem Geheimnis des Radioechos besonders interessierte, lange Zeit vor einem Gewitter begann und zunahm, je mehr es sich näherte. Das brachte ihn auf den Gedanken, die Ionisierung als Wettervorhersage zu nutzen. Er baute mit Saizews Hilfe ein einfaches Gerät, ein elektrisches Barometer, von dem man das Nahen eines Gewitters schon eine Viertelstunde vorher mit großer Genauigkeit ablesen konnte.
Solch ein Gewittermelder konnte gar nicht hoch genug ein geschätzt werden. Er gab den Wissenschaftlern buchstäblich die Hand frei.
Belopolski ließ sofort mehrere solcher Barometer anfertigen. Sie wurden auf dem zentralen Steuerpult, in der Funkkabine und in den Luftschleusen aufgestellt.
Von nun an wußten die Sternfahrer stets, wann ein Gewitter heraufzog. Sobald das Gerät erhöhte Ionisierung der Luft an- zeigte, wurde vom Schiff aus ein Warnsignal abgegeben, und alle, die sich am Ufer aufhielten, eilten darauf schleunigst in die Luftschleusen.
Die entsetzlichen Regengüsse überraschten nicht ein einziges Mal ein Expeditionsmitglied außerhalb des Schiffes.
Die Temperatur der Außenluft stieg unaufhaltsam. Am fünf- ten Tag zeigte das Thermometer siebzig Grad plus an. Der Dunst, der vom Wasser aufstieg, verwandelte sich allmählich in Nebel. Die Astronauten mußten ihre Kühlanzüge anziehen.
Bemerkenswert war, daß diese Anzüge sehr leicht und ein- lach waren. Die auf der Venus in großen Mengen anfallende Kohlensäure diente nämlich als Kühlmittel. Das Absinken der Temperatur innerhalb des Anzuges wurde mit Hilfe der Kom- pressionsmethode durch Verdunsten der Kohlensäure erreicht. Natürlich waren Halbleiterbatterien, die bei kleinem Umfang in bedeutender Menge Elektroenergie erzeugen, für den Bau einer Kompressionsvorrichtung wie dieser, die sogar in einen kleinen Tornister paßte, Voraussetzung. Aber stets sind die Errungenschaften der Wissenschaft eng mit dem Niveau der Technik verknüpft.
Belopolski ließ beschleunigt eine Startbahn für Flugzeuge an- legen. Er wollte die Insel von oben betrachten und gleichzeitig versuchen, ein Festland ausfindig zu machen. Am Ufer der Insel hatte man Spuren entdeckt, die deutlich darauf hinwiesen, daß die Flut hier sehr hoch stieg. Das diente nach Balandins Mei- nung als Beweis für die Nähe eines Festlandes. Auf hoher See, fern von anderen Ufern, konnte die Flut nicht so hoch steigen.
Mit der Anlage einer Startbahn wurden Paitschadse, Wtorow, Romanow und Knjasew beauftragt. Saizew leitete die Arbeit.
Als Flugfeld konnte die Bucht dienen; die Düsenflugzeuge, die an Bord von „SSSR-KS 3“ mitgeführt wurden, waren alle Wasserflugzeuge. Es tauchte jedoch die Frage auf, wo sie mon- tiert und vor allem wo sie untergestellt werden sollten. Auf dem Wasser würde das erste beste Gewitter ihre Tragflächen zer- schmettern. Deshalb wurde beschlossen, einen geschützten Han- gar zu bauen und ihn mit einer Vorrichtung zum Wassern der Flugzeuge vorm Start sowie zur Wiederaufnahme nach der Lan- dung zu versehen.
Das war eine schwierige Aufgabe, wenn man die Höhe des Ufers und die unzähligen Schwammsträucher und Korallen- bäume berücksichtigte. Aber Zähigkeit und Erfindergeist siegten.
Mit Flammenwerfern und mächtigen Ultraschallgeräten ver- nichteten sie auf einer Fläche von dreihundert Quadratmetern alles, was das Ufer bedeckte. Mit Stücken der Korallenbäume schütteten sie die zahlreichen Gruben zu. Über diesem Platz er- richteten sie ein festes Dach, das an einigen Stammen befestigt wurde, die eigens zu diesem Zweck nicht gefallt worden waren. Gezielte Sprengungen rissen einen Teil des Ufers ein, so daß ein schräger Hang entstand. Als sie dann noch eine Elektro- winde aufgestellt hatten, war der Flughafen fertig.
Zwar drückten Regengüsse das Dach noch mehrmals ein, und es mußte neu errichtet werden. Aber schließlich konnten selbst die schrecklichsten Gewitter dem Hangar nichts mehr anhaben.
Das Wasserflugzeug im Hangar unterzustellen war nun nicht mehr schwierig. Es wurde ans Ufer bugsiert und mit der Winde den Hang hinaufgezogen. An der Montage und Anbringung der Tragflächen beteiligten sich fast alle
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