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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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dem roten bandähnlichen Körper schwarze Tropfen wie bei einem verletzten Tier das Blut.
       Belopolski trat zu dem abgeschlagenen Stachel, hob ihn auf und warf ihn seinen Genossen zu, während er sprungbereit die anderen Stacheln beobachtete. Sobald er sich ihnen auf mehr als einen Meter näherte, zielten die dünnen Degen auf ihn, als wollten sie seinen Leib mit ihrer scharfen Spitze durchbohren, aber er brauchte nur ein wenig zurückzutreten – und sie nahmen ihre alte Stellung wieder ein. Auch die aktinienähnlichen Ge- wächse sträubten drohend ihre Härchen, sobald seine Hand nach ihnen griff. Der menschliche Körper schien die Venus bewohner anzuziehen, sie erkannten ihn als ein ihnen fremdes Wesen, das sie bereit waren zu packen.
       „Wir müssen sehr vorsichtig sein“, sagte Belopolski. „Viel- leicht sind sie giftig.“
       Nun betraten auch die drei übrigen Astronauten, einer nach dem anderen, das Ufer. Wtorow ging als letzter. Er wurde von Saizew und Knjasew gehalten, die auf Belopolskis Befehl an der Schwelle der Luftschleuse zurückblieben. Toporkow rutschte aus, aber seine Kameraden hielten ihn mühelos fest.
       Korzewski trat zu Belopolski. Die Augen des Biologen blitz- ten vor Freude.
       „Es sind Lebewesen! Lebewesen!“ rief er immer wieder zu- tiefst bewegt. „Sie machen Jagd auf uns. Verstehen Sie? Sie sind gewohnt, die Beute zu erlegen, sobald sie sich ihnen nähert. Dar- aus geht hervor, daß es im Wasser dieses Ozeans Lebewesen gibt, die sich bewegen ... schwimmen. Verstehen Sie, was das heißt?“
       „Sehr gut sogar“, erwiderte Belopolski.
       „Hier, passen Sie auf!“
       Korzewski ergriff die Fransen einer Aktinie. Im selben Augen- blick wanden sich die elastischen Härchen um seine Hand und zogen sie zu einer sich auftuenden kreisrunden Öffnung.
       „Sehen Sie, dieses Lebewesen hat einen Mund wie die Akti- nien der Erde!“ rief der Biologe entzückt.
       Er dachte nicht daran, sich zu wehren, und ließ die Pflanze, die vielleicht sogar ein Tier war, seine Hände immer tiefer in sich hineinsaugen. Belopolski packte den Wissenschaftler, der vor Begeisterung ganz außer sich war, an der Schulter und riß ihn zurück.
       „Seien Sie doch vernünftig“, sägte er mit gewohnter Ruhe, „das ist doch keine Aktinie wie auf der Erde.“
       Korzewski blickte ärgerlich auf die abgerissenen Härchen, die sich wie widerwillig langsam lösten und zu Boden sanken.
       „Wir müssen eine mit an Bord nehmen“, sagte er.
       „Nehmen Sie, soviel Sie wollen, aber geben Sie gut acht!“
       Belopolski schlug den nächstgelegenen Stachel ab und hielt seine Spitze vor eine andere Aktinie. Die kleinen Haare er- griffen den Stachel sofort und führten ihn zu der mundähn- lichen Öffnung.
       Alle verfolgten gespannt, was nun geschehen würde.
       Nach einer Minute hielt der Gelehrte nur noch das Ende des Stachels in der Hand. Alles übrige war verschwunden.
       „So, ich denke, das dürfte Ihnen genügen! Wer garantiert, daß mit Ihrer Hand nicht das gleiche geschehen wäre?“
       „Wahrhaftig... Das ist ja ...“ Der Biologe war betroffen.
       Es stand fest, daß die Aktinien auf der Venus ganz anders gebaut waren als ihre Geschwister auf der Erde. Belopolski versuchte das in seiner Hand verbliebene Stück des Stachels zu zerbrechen, aber es gelang ihm nicht. Er war hart wie Eisen. Trotzdem hatte dieses sonderbare Gewächs, das so zerbrechlich und weich aussah, den Stachel mühelos zerkleinert.
       „Ich nenne sie Actinaria ferrumus“, verkündete Korzewski feierlich.
       Da das Seil nicht lang war, konnten sich die Männer nicht weit vom Schiff entfernen. Außerdem mußten sie besonders vor- sichtig sein. Die Gewitter waren noch nicht gründlich studiert, jedes barg Lebensgefahr. Ob es einem unbewehrten Menschen gelingen konnte, der Wucht der Wassermassen standzuhalten, war nicht erwiesen.
       Aber auch wenn sie sich nicht weit entfernten, gab es genug zu erkunden. Unter Wahrung größter Vorsicht sammelten die Forscher mehrere Stacheln und lösten mit Hilfe ihrer Ultra- schalldolche drei Aktinien und ein bedeutendes Stück eines der seltsamen roten Bänder vom Boden. All das trugen sie in die Luftschleuse.
       Als nächstes untersuchte Korzewski gründlich den ersten Baum, dem sie sich näherten.
       „Er zeigt typische Korallenstruktur“, erklärte er. „Es wäre schön, wenn wir einen Zweig

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