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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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dies kein kurzes, sondern ein langes Unwetter war. Die Enden des Wasservorhanges verbargen sich in nebliger Ferne.
       „Halte die Ohren steif, Gennadi!“ sagte Melnikow. „Das wird die letzte und schwerste Prüfung.“
       Vierzig Minuten wüteten ringsum die entfesselten Natur- gewalten. Die zwei Männer im Flugzeug sahen über sich nur weißen Schaum. Gedämpft drangen die Donnerschläge zu ihnen. Das konnte nur daran liegen, daß die Kabine unter die Wasser- oberfläche abgesunken war.
       Für Melnikow und Wtorow stand es daher fest, daß sie nach diesem Gewitter den Himmel nicht mehr erblicken würden.
       Aber nachdem die Gewitterfront endlich abgezogen war, nahmen sie zu ihrer großen Verwunderung keine Veränderung ihrer Lage wahr. Das Wasser stand ebenso hoch wie vorher. Vierzig Minuten hatten die Wassermassen auf die Kabine ge- trommelt, aber sie war keinen Zentimeter tiefer gesunken.
       „Wie ist das zu erklären?“ fragte Wtorow verdutzt.
       „Wahrscheinlich liegen wir jetzt auf festem Grund.“
       Das war die einzige und anscheinend auch richtige Erklärung. Nun drohte ihnen keine Gefahr mehr, und sie konnten in Ruhe noch ein paar Stunden warten, solange die Sauerstoffvorräte reichten. Aber das erübrigte sich, das Boot lag schon ganz in ihrer Nähe.
       „Sie haben recht gehabt, Boris Nikolajewitsch“, sagte Wto- row. „Wenn wir die Wahrheit gesagt hätten, wären alle unnötig in Sorge gewesen.“
       „Merke es dir!“ erwiderte Melnikow. „Oberster Grundsatz: Bevor du an dich denkst, denke immer an die anderen! – Das kannst du immer brauchen und ist bei Raumfahrten Gesetz. Folge diesem Gesetz, und du wirst nie einen Fehler machen.“
       „Ich werde Ihre Worte nicht vergessen“, sagte der junge In- genieur tief bewegt.
       Nach wenigen Minuten hatte das Warten ein Ende.
       Nicht weit von ihnen wurde plötzlich das Wasser aufgewühlt, und der durchsichtige Rücken des Unterseebootes hob sich aus den Fluten. Man konnte nur staunen, wie geschickt Saizew das Boot durch den völlig unbekannten Ozean der Venus gesteuert und sich dabei nur nach den Funkorientierungssignalen gerich- tet hatte.
       Das Luk wurde geöffnet, und den Gasschutzhelm auf dem Kopf, beugte sich Professor Balandin heraus. „Genossen ihr seid ja schon untergegangen!“ sagte er über das Sprechfunkgerät. „Wir holen euch sofort an Bord.“
       „Sie können sich Zeit lassen“, antwortete Melnikow. „Die Kabine sinkt nicht tiefer.“
       Saizew, der auch herauskam, begrüßte die Freunde lebhaft winkend.
       „Wenn ihr noch tiefer gesunken wäret oder wenn Wellengang gewesen wäre, hätten wir euch gar nicht bemerkt.“
       Weil alle das Nahen eines neuen Gewitters befürchteten, wurde schleunigst ein Schlauchboot ausgebracht, und Saizew ruderte zu dem Wrack.
       Der Ingenieur trug eine wasserdichte Kombination ohne Kühlvorrichtung und hatte daher das Gefühl, er säße vor einem Hochofen. Die auf achtzig Grad erhitzte Luft, die durch den Filter der Gasmaske strömte, versengte ihm schier das Gesicht und erschwerte das Atmen.
       Ohne sich zu besinnen, sprang Saizew ins Wasser, suchte tastend die Strebe de« Stabilisators und befestigte daran eine Trosse.
       „Anziehen!“ rief er, während er wieder ins Boot kletterte und zur Seite fuhr.
       Die anderthalbtausend Pferdekräfte, die in den beiden Mo- toren steckten, zogen das Flugzeug mühelos aus dem sandigen Grab. Es schnellte nach einigen Sekunden an die Oberfläche und wurde längsseit an das Unterseeboot gezogen.
       „Herzlich willkommen!“ rief Balandin scherzend und um- armte die Geretteten.
       „Sie haben Ihre Aufgabe glänzend gelöst“, sagte Melnikow, „ich danke Ihnen!“
       Als erstes wurde die Meldung an das Raumschiff gefunkt, daß die Rettungsaktion geglückt sei. Alle freuten sich, daß die Funk- verbindung zustande kam.
    „Was sollen wir mit dem Flugzeug machen?“ fragte Melnikow.
    „Kann es nicht an Land gebracht werden?“
       „Unmöglich. Ringsum sind Felsen, die beinahe senkrecht ins Meer abfallen!“
       „Also müssen Sie es liegenlassen.“
       Die Männer nützten die Pause bis zum nächsten Gewitter und räumten das Wrack restlos aus. Der nächste Regen würde die leere Kabine mit dem offenen Dach versenken.
       „Schade um die Maschine!“ sagte Melnikow. „Aber es ist nicht zu ändern.“
       „Wollen wir nicht einmal an Land

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