Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
Vom Netzwerk:
kategorisch, sie sollten eine „Nachtruhe“ einlegen.
       Melnikow unterstützte diese Forderung. Bereitwillig erklär- ten sich alle einverstanden. Das Boot tauchte und legte sich auf Grund.
       Erst jetzt fühlten alle, wie körperlich und seelisch erschöpft sie waren. Sie schliefen neun Stunden ohne Unterbrechung. Dann tauchten sie erholt und mit frischen Kräften auf und fuhren weiter.
       Der Wald nahm immer noch kein Ende.
       Unvermittelt machte das Ufer einen Knick und wandte sich nach Nordwesten. Fern am Horizont kam ein anderes Ufer in Sicht, das parallel zu verlaufen schien.
       „Eine Bucht“, sagte Balandin. „Werden wir hineinfahren?“
       „Selbstverständlich.“ Melnikow nickte.
       Die Bucht schnitt scheinbar sehr tief ins Festland. Ihre Ufer waren sogar mit dem Fernglas nicht deutlich zu erkennen.
       Das Boot fuhr am Südufer entlang. Mehrmals mußte eines Gewitters wegen gestoppt und auf Tauchstation gegangen werden.
       „Vielleicht ist dies gar keine Bucht, sondern eine Meerenge?“ sagte Saizew.
       „Es könnte sein,“ Melnikow betrachtete unverwandt das gegenüberliegende Ufer, das merklich näherrückte. „Maschinen stop!“
       Die Motoren verstummten, sacht hob und senkte sich der Bug.
       „Seht doch mal zum Ufer!“
       Alle stellten fest', daß das Boot nicht auf der Stelle liegen- blieb, sondern langsam rückwärts getrieben wurde.
       „Das ist keine Bucht und auch keine Meerenge, sondern ein Fluß“, verkündete Melnikow.
       „Konstantin Jewgenjewitsch hat wie immer recht“, sagte Ba- landin. „Wir haben ein Festland vor uns.“
       „Fahren wir doch weiter, stromaufwärts“, schlug Saizew vor. „Das Ufer muß schließlich mal flacher werden, und dann kön- nen wir an Land gehen.“
       Seine Vermutung erwies sich als richtig. Schon nach einer Stunde wurden die Ufer bedeutend niedriger und fielen nicht mehr so steil zum Wasser ab.
       Nichts schwamm auf dem Wasser des Flusses. Nur manchmal trug die Strömung dem Boot Zweige entgegen.
       Als sie fast vier Stunden stromaufwärts gefahren waren, über- mittelten die Hydrographen ein fernes Dröhnen an das Steuer- pult. Es klang so, als näherte das Boot sich einem Wasserfall.
       Das Boot fuhr langsamer.
       Die Ufer rückten immer näher zusammen. Der Fluß verengte sich, und die Strömung wurde reißender.
       Ungefähr drei Kilometer fuhr das Boot noch vorsichtig wei- ter. Das Gedröhn wurde immer lauter. Schließlich erblickten die Männer seinen Ursprung.
       Eine Barriere aus riesigen Felsblöcken versperrte den Fluß, der an dieser Stelle höchstens dreihundert Meter breit war. Brüllend schoß das Wasser zwischen den Felsblöcken hindurch und tanzte in tausend schäumenden Strudeln. Sprühender Gischt verhüllte die nähere Umgebung mit Nebelschleiern.
       „Gewöhnliche Stromschnellen“, murrte Melnikow.
       Die Genossen hörten aus seinen Worten die Enttäuschung. Was hatte er zu sehen gehofft?
       „Damit ist unsere Flußfahrt zu Ende“, sagte Balandin. „Hier kommen wir mit unserem Boot nicht hindurch.“
       „Ich finde, wir können gerade hier am besten an Land gehen. Was meinen Sie dazu, Boris Nikolajewitsch?“ fragte Saizew.
       „Ja, gerade hier“, antwortete Melnikow und betonte beson- ders das letzte Wort.
       Er schien sehr unzufrieden zu sein.
       Saizew steuerte auf das Nordufer zu, das bedeutend flacher als das Südufer war. Die Maschinen machten nur noch lang- same Fahrt, so daß das Boot von der Strömung stark abgetrieben wurde.
       Der Wald reichte fast bis an den Fluß, nur ein schmaler Wie- senhang trennte ihn vom Wasser.
       „Zwei Mann gehen an Land“, sagte Melnikow. „Sinowi Sera- pionowitsch und ich. Den Filmapparat nehme ich selber mit“, setzte er hinzu, als er sah, daß Wtorow etwas einwenden wollte.
       Gennadi Andrejewitsch seufzte nur tief. Zu seinem Kummer beherrschte der Stellvertretende Expeditionsleiter die Kunst des Filmens ausgezeichnet. Er mußte sich stillschweigend fügen. Es gelang, das Boot dicht ans Ufer zu fahren. Für ein Schiff, das nicht mehr als anderthalb Meter Tiefgang hatte, bedeutete das keine Schwierigkeit.
       „Behalten Sie das Barometer im Auge“, sagte Balandin. „So- bald es Ionisation anzeigt, warnen Sie uns sofort!“
       „Machen Sie sich keine Sorgen! Wir verständigen Sie recht- zeitig. Aber entfernen Sie sich nicht so

Weitere Kostenlose Bücher