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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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weit vom Boot.“
       Durch das Doppelluk stiegen Balandin und Melnikow ins Freie. Das Ufer war so nahe, daß man mühelos hinüberspringen konnte. Bevor die Männer den Sprung wagten, sahen sie sich den Strand genau an.
       „Scheint kein Schlamm zu sein“, sagte Melnikow. „Aber legen Sie mir für alle Fälle das Sicherungsseil an. Ich springe als erster.“
       „Das wird am besten sein.“ Balandin nickte.
       Melnikow sprang. Er versank bis zu den Knöcheln, und unter dem Gras hervor spritzte Wasser. Er trat schnell zur Seite und ging zu einer trockenen Stelle.
       „Springen Sie, Professor!“
       „Einen Augenblick!“ sagte auf einmal Wtorow über Sprech- funk. „Warten Sie doch, Boris Nikolajewitsch!“ sagte er vor- wurfsvoll. „Wenn Sie schon meine Funktion übernehmen, dann üben Sie sie richtig aus. Filmen Sie Sinowi Serapionowitsch, wie er an Land springt!“
       „Beruhige dich!“ erwiderte Melnikow. „Ich bin doch gerade deswegen als erster gesprungen.“
       Er lachte im stillen, weil er in Wahrheit die Kamera auf seiner Brust ganz vergessen hatte, und beeilte sich, den heiligen Wunsch des Kameramannes der Expedition zu erfüllen.
       Die gigantischen Bäume, deren Wipfel in den Himmel zu reichen schienen, waren nun so nahe, daß die Männer sie genau betrachten konnten.
       Sie hatten nichts mit den Korallenbäumen gemein, die auf der Insel wuchsen! Es waren richtige Bäume, riesenhafte Vertreter der Pflanzenwelt. Die Stämme, die am Boden bis zu drei Meter Durchmesser hatten, waren von einer glatten rötlichen Rinde mit dunkelroten Flecken bedeckt. Die Äste trugen lange Blätter und setzten so hoch an, daß man nicht hinaufgelangen konnte. Zwischen den Bäumen wucherte orangefarbenes Ge- büsch, das sich mit einem besonderen totenbleichen und manns- hohen Gras verflocht. Die Zweige der Sträucher waren mit Dor- nen gespickt.
       Den beiden Kosmonauten fiel sofort eine Eigenart dieser Bäume auf, die sie von den irdischen Arten unterschied. Wäh- rend die Bäume auf der Erde, bildlich gesprochen, „auf einem Bein“ standen, besaßen die Bäume der Venus deren mehrere. Fünf, sechs und bisweilen noch mehr Stämme vereinigten sich in einer Höhe von dreißig, vierzig Metern über dem Boden und verzweigten sich erst dann in größerer Höhe, wobei sie wunder- liche Gewölbe bildeten.
       „Einen solchen Baum kann kein Wirbelsturm entwurzeln“, sagte Melnikow sinnend. „Aber wir haben von der ,KS 2' aus doch schwimmende Bäume gesehen.“
       „Vielleicht sind sie stromaufwärts nicht so grandios?“
       Melnikow ging langsam auf die Stromschnellen zu.
       Balandin merkte, daß sein Begleiter mit einem Gedanken rang, der ihm keine Ruhe ließ, und beschloß, ihn bei nächster Gelegenheit zu fragen.
       Von der Stelle, an der das Boot festgemacht hatte, war es bis zu den Stromschnellen ein gutes Stück zu laufen. Der Professor glaubte, sie würden, falls es gewitterte, das Boot nicht so schnell erreichen, und sagte es Melnikow.
       „Ich denke, wir würden es schaffen. Toporkows Barometer zeigt eine Viertelstunde vorher an, wenn ein Gewitter aufzieht. Und falls wir es nicht schaffen...“ Melnikow wies mit der Hand auf den Wald, der ganz nahe war. „Schauen Sie sich an, wie dicht die Stamme beieinanderstehen. Sie bilden gemeinsam mit den Ästen ein undurchdringliches Dach. Meiner Meinung nach kann man sich unter ihnen vor den Wolkenbrüchen schützen.“
       „Und wenn nicht?“
       Melnikow blieb stehen und sah Balandin an.
       „Wenn Sie das Risiko fürchten“, sagte er schroff, „dann keh- ren Sie an Bord zurück.“
       „Mir scheint, ich habe Ihnen keine Veranlassung gegeben, mich für einen Feigling zu halten!“ Der Professor war beleidigt.
       „Das habe ich nicht gesagt. Aber die Auffassung der Men- schen vom Vernünftigen ist verschieden. Wir müssen demnächst den Wald gründlich untersuchen. Den Geländewagen können wir dazu nicht gebrauchen, wie Sie sehen. Also müssen wir zu Fuß in ihn eindringen. Einer muß als erster erproben, ob der Wald Schutz vor Gewittern bietet oder nicht. Ich will es tun. Aber Sie haben wohl recht – ich sollte mich lieber allein der Gefahr aussetzen. Gehen Sie zurück!“
       „Ich lasse Sie nicht allein“, sagte Balandin bestimmt.
       „Nun – dann gehen wir weiter.“
       Konstantin Jewgenjewitsch würde ein solches Experiment nicht billigen, dachte

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