Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
Vom Netzwerk:
gehen?“ schlug Wtorow vor.
       „Das ist an dieser Stelle gefährlich. Die Felsen sind zu steil. Wir werden versuchen, eine Stelle zu finden, an der wir, falls ein Gewitter aufzieht, ins Boot flüchten können.“
       „Wir müssen sofort zum Schiff zurückfahren“, erklärte Balan- din auf einmal. „Sie sind verwundet.“
       „Ach, nichts weiter als Schrammen“, entgegnete Melnikow.
       „Wir denken schon gar nicht mehr dran.“
       Der Professor wollte nicht nachgeben. Nur mit Mühe und Not gelang es Melnikow und Wtorow, ihn zu überreden, daß er Belopolski nichts von den tatsächlich unbedeutenden Verletzun- gen der beiden meldete. Balandin gab sich erst dann zufrieden, als er sie untersucht und die dilettantischen Verbände durch sachgemäße ersetzt hatte.
       „Konstantin Jewgenjewitsch wird mir das übelnehmen“, sagte er nachdenklich.
       „Das verantworte ich.“ Melnikow beruhigte ihn. „Warum sollen wir Zeit vergeuden. Wir liegen vor einem unbekannten Land und müssen es erforschen.“
       Es wurde beschlossen, an der Küste entlangzufahren und festzustellen, ob dies eine Insel oder ein Festland sei. Belo- polski riet ihnen, Kurs Nord zu halten. Seiner Meinung nach war die „SSSR-KS 2“ damals nördlicher geflogen und der von ihr gesichtete Fluß mußte ebendort gesucht werden.
       „Wenn Sie einen Fluß entdecken“, sagte er, „haben Sie den Beweis, daß das Melnikow-Land ein Kontinent ist.“
       „Melnikow-Land“ hatte er gesagt.
       Aufgetaucht, lief das Boot aus der Bucht aus und ging auf Kurs Nord.
       Das Ufer zog sich beiderseits bis zum Horizont. Soweit das Auge reichte, war es dicht bestanden mit einem Wald gigan- tischer orangeroter Bäume. Stellenweise reichte der Wald bis dicht an das Wasser heran, stellenweise trat er weiter zurück und bildete Lichtungen, auf denen gelbes und braunes Gras wuchs. Zu Füßen der Bäume breitete sich undurchdringliches Dickicht. Ob dies Sträucher oder junge Bäume der gleichen Art waren, ließ sich nicht bestimmen.
       Aus Vorsicht wurde das Boot in zweihundert, dreihundert Meter Entfernung von der Küste gehalten. Dort herrschte schon ziemlich starker Wellengang, und das Schlingern störte beim Beobachten, aber damit mußte man sich abfinden. Saizew fürch- tete, er könnte sonst auf eine Sandbank laufen.
       Wenn Gewitter kamen, tauchte das Boot mit gestoppten Ma- schinen und wartete ab. Diese Viertelstunden benutzten die Männer, um die Flora und Fauna unter Wasser zu studieren. Aber sie war äußerst kärglich. Das Scheinwerferlicht fiel nur auf rötliche Algen und grellrote Moose, die jeden Vorsprung überzogen, sowie auf zahlreiche Steine, die auf dem sandigen Grund lagen. Weder Fische noch Mollusken waren zu entdecken.
       Gab es hier tatsächlich keine, oder hatten sie sich nur ver- zogen, als das Boot erschien und das Scheinwerferlicht auf- flammte? Wer konnte diese Frage beantworten?
       „Wir haben aber doch mit eigenen Augen im Ozean Lebe- wesen gesehen ...?“ Balandin konnte es nicht fassen.
       „Ganz so war es wohl doch nicht“, stellte Saizew berichtigend fest „Wir haben keine gesehen, sondern glaubten, welche zu sehen. Vielleicht waren es gar keine Tiere, sondern schwim- mende Pflanzen.“
       Der Professor war mit dieser Auslegung nicht einverstanden.
       „Haben Sie vergessen, daß diese vermeintlichen Pflanzen, so- bald sie angeleuchtet wurden, ins Dunkle flüchteten, was hin- gegen für Tiere, die an Finsternis gewöhnt sind, völlig natürlich ist?“
       Wie dem auch sein mochte – vor dieser Küste ließen sich weder Tiere noch schwimmende Pflanzen blicken.
       Stunde um Stunde fuhr das Unterseeboot gen Norden. Die Funkverbindung mit dem Raumschiff wurde nur durch Gewitter hin und wieder unterbrochen.
       Der Landschaftscharakter änderte sich nicht. Schier endlos breitete sich der Wald, der stets gleich aussah, er verdeckte den ganzen westlichen Horizont. Das Ufer war gleichbleibend hoch und abschüssig. Dann und wann erhoben sich kleine Höhenzüge, auf denen ebenfalls Bäume wuchsen. Nicht die geringste Spur eines anderen, nichtpflanzlichen Lebens war zu entdecken.
       Schon über vierundzwanzig Stunden hatte keiner der Stern- fahrer ein Auge zugetan, aber so merkwürdig es auch war – nicht im Boot, sondern auf dem Raumschiff dachte man daran, daß die Tauchbootfahrer müde sein müßten. Es war Doktor Andrejew. Er verlangte

Weitere Kostenlose Bücher