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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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der ihm seine Titel und Lehen nicht wieder ab.« Hansi verstaute gerade Esclarmondes seltsames Zeichen unter dem Harnisch über seinem Herzen, aber Rüdiger konnte den Blick nicht von Geneviève losreißen. Sie schien mit keinem der Ritter vertraut zu sein. Mit einem gut aussehenden dunklen wechselte sie ein paar Worte, aber er schien darunter zusammenzuzucken. War sie womöglich doch eine Art … Nonne? »Abram, sag … diese schwarzhaarige junge Frau ist nicht wirklich eine Priesterin der Albigenser?«
    Abram folgte seinem Blick. Dann lachte er. »Noch nicht«, bemerkte er. »Aber wenn du’s verhindern willst, dann schärf du erst mal dein Schwert und dann deinen Charme. Wenn Toulouse eingenommen wird, ist Geneviève sicher die Erste, die sich ins Feuer stürzt. Und wenn nicht … nun, sofern da nicht ein Ritter auftaucht, der auf wundersame Art die Leidenschaft in ihr erweckt, dann nimmt sie das Consolamentum nächstes Jahr und widmet sich nur noch dem Fasten und Beten. Oder sie erzieht junge Mädchen in einer Felsenfestung wie Esclarmonde de Foix, was ich mir eher vorstellen könnte. Sie ist viel zu wild für die reine Askese.«
    Rüdiger runzelte die Stirn. »Spricht ein Ritter so von einer Dame?«, rügte er.
    Abram fiel vor Lachen fast vom Pferd. »Ich bin kein Ritter, Herr Rüdiger, ich tue nur so. Aber bitte, ich sehe, Ihr seid gewillt, alles zu tun, um der Hübschen näherzukommen. Aber passt bloß auf! Die Dame beißt!«
    Auch Dietmar wollte seinen Gawain eben neben Rüdigers Hengst lenken, als er etwas sah, das ihn ganz gefangen nahm. Vom Wehrgang herunter kam Sophia von Ornemünde. Dietmar erkannte sie sofort, jede ihrer Bewegungen hatte er sich damals eingeprägt. Ihren leichten tänzerischen Gang, ihre aufrechte Kopfhaltung, die aufmerksame, aber auch stets etwas besorgte und argwöhnische Art, ihre Umgebung im Auge zu behalten … Sophia hielt den Blick gesenkt, wie sie es immer tat, wenn Männer zugegen waren. Ob sie sich noch derart überwinden musste wie einst, sich unter die Ritter zu begeben? Dietmar konnte sich nicht sattsehen an der Flut ihres goldblonden Haars, das noch länger gewachsen war und nun bis zur Hüfte herabfiel. Sie trug es offen unter einem Schleier, der ihr Gesicht vor allzu neugierigen Blicken verbarg. Und sie hatte die Angewohnheit beibehalten, ihre schlanke Figur unter voluminösen Umhängen zu verbergen. Der Mantel, der sie heute vor den ersten, leichten Herbstwinden schützte, war schwarz – und auch der Schleier dunkel. Sie wirkte fast wie eine Schwester Genevièves. Kleideten sich die Mädchen hier wohl alle so?
    Aber dann erinnerte Dietmar sich daran, dass Sophia inzwischen vom Tod ihres Vaters erfahren haben musste. Er biss sich auf die Lippen. Ob es richtig war, sich ihr vorerst nicht zu nähern? Oder sollte er eher mit ihr reden? Ihr sagen, dass er Roland von Ornemünde nicht getötet hatte, weil … Aber würde sie verstehen, dass er ihn um ihretwillen schonen wollte? Oder würde sie ihn als Zauderer sehen wie die anderen Ritter? Dietmar wusste, dass sein Ansehen in der Ritterschaft durch sein Zögern gelitten hatte – und dass seine Freunde ihn schützten, indem sie stets vorsichtige Formulierungen wählten, wenn sie den Kampf mit Roland schilderten. Rüdiger zum Beispiel sagte stets, Dietmar habe den Ritter besiegt, womit er natürlich nicht log. Aber sein Gegenüber nahm selbstverständlich an, Roland sei dann auch durch Dietmars Hand gestorben. Sophia würde das auch glauben. Sie …
    Dietmars Gedanken arbeiteten fieberhaft, während Sophia langsam, den Mantel eng um sich gezogen, durch die Reihen der Ritter schritt. Sie konnte ihn nicht erkennen, sein Visier war schon geschlossen, aber natürlich hätte sie das Wappen Lauensteins erkannt, hätte sie sich die Schilde der Ritter genauer angesehen. Sophia tat das allerdings nicht. Sie tändelte nicht wie die anderen Mädchen, sondern ging zielstrebig auf einen jungen, dunkelhaarigen Ritter zu, der ganz in Dietmars Nähe mit dem Befehlshaber der Truppe redete.
    »Herr Flambert …«
    Der Klang ihrer Stimme drang Dietmar durch Mark und Bein. Er hätte sie unter Tausenden wiedererkannt. Aber auch den anderen Ritter schienen ihre Worte derart anzurühren, dass er den Grafen von Foix sofort vergaß. Der Graf schaute verwirrt auf seinen Untergebenen, der eben noch Bericht erstattet hatte, jetzt aber nur noch Augen für das Mädchen hatte.
    »Meine Herrin! Wie sehr sehnte ich mich nach einem Wort von Euch, wie wärmt

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