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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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aber die junge Frau erhoffte sich demnächst noch viel spektakulärere Erfolge.
    Abram hatte beim Gefecht am Vortag einen gegnerischen Ritter verwundet und in die Enge getrieben. Wie sich herausstellte, ein enger Vertrauter des Kardinals Bertrand, Legat des Papstes und ebenfalls Geistlicher. Der weichliche Mann wäre beinahe vor Angst gestorben, die Albigenser in Toulouse könnten den Spieß umdrehen und ihn als Kirchenvertreter dem Feuertod ausliefern, wenn sie ihn gefangen nahmen. Anscheinend gingen solche Gerüchte im Heer Montforts um, und Abram hielt es nicht für nötig, dem Herrn Alain die Sorge zu nehmen. Stattdessen heizte er dessen Furcht noch an, schenkte ihm dann aber mit großer Geste sein Leben, unter der Bedingung, dass er künftig mit einigen Informationen über Montforts Vorhaben aushalf. Der Mann erklärte sich weinend vor Dankbarkeit dazu bereit, und Abram ließ ihn ziehen, merkte sich jedoch sein Pferd und sein Wappen genau. Mit dem Spion in Montforts Heer würde Miriams Sterndeuterei sicherer werden. Und wenn er nachließ … Abram würde es ein Vergnügen sein, ihn bei einer der nächsten Schlachten erneut vom Pferd zu tjosten.
    Beim Bankett nutzte die »Maurin« nun erst noch die Gunst der Stunde, dem Grafen die Vorteile ihrer Kampfmaschinen vor Augen zu führen. Die kleinen Waffen waren wohlbehalten angekommen, aber noch immer nicht fertig gestellt, wobei Miriam einsah, dass Toulouses Handwerker beim Mauerbau dringend gebraucht wurden. Trotzdem redete sie noch einmal eindringlich auf den Grafen ein und lenkte ihn damit erfolgreich von Geneviève ab, die ihre Mädchen schweigend an ihm vorbei zu ihren Plätzen führte.
    »Und der Medikus hat diese Dinger entworfen?«, fragte der Graf unwillig. Er hätte sich deutlich lieber seinen Gästen gewidmet, als über Mangonels zu reden. Vor allem suchte sein Blick Geneviève. So schnell gab Raymond de Toulouse nicht auf. Miriam befürchtete, dass er die junge Frau erneut an seinen Tisch bitten würde. »Wo steckt er jetzt eigentlich, der Herr Gérôme? Ich hatte ihn eingeladen.«
    »Bei den Verletzten der Schlacht von gestern«, gab Miriam Auskunft.
    Allerdings hatte auch sie den Medikus seit seiner Ankunft in Toulouse kaum zu Gesicht bekommen. Abram war schon besorgt darüber, dass er sich stundenlang in die Räume zurückzog, die der Graf ihm angewiesen hatte.
    »Aber ich kann Euch die Mangonels auch erklären. Die Technik ist revolutionär, wenn auch nicht ganz neuartig, Ähnliches wurde bereits von griechischen Rittern entwickelt …«
    Der Graf hörte kaum zu. Er entdeckte Rüdiger von Falkenberg und damit eine Möglichkeit, Miriam zu entkommen. Der Graf von Foix hatte ihm erzählt, dass sich sämtliche Ritter aus Franken bei dem gestrigen Gefecht ausgezeichnet hatten, woraufhin Raymond sich entschied, ihren offensichtlichen Anführer an diesem Abend an seinen Tisch zu bitten. Vielleicht erfuhr er dann ja noch ein paar Einzelheiten bezüglich des Kampfes um Lauenstein. Was dies anging, so hatte Dietmar natürlich Recht behalten: Graf Raymond nahm Rolands Tod absolut nicht persönlich, auch wenn er ihn bedauerte. Im Kampf zu fallen gehörte nun einmal zu den Risiken im Leben eines Ritters – und bei aller Sympathie für seinen alten Mitstreiter: Raymond war selbst Erbe großer Güter und brachte für Usurpatoren kein großes Verständnis auf. Tatsächlich empfand er sogar Hochachtung vor dem jungen Herrn von Lauenstein, der sein Erbe gegen einen starken Gegner zurückgewonnen hatte.
    Rüdiger nahm die Einladung natürlich gern an – während Geneviève heftig abwehrte, als ein Page an den Tisch der Mädchen trat und sie zu Raymond bat.
    »Du kannst dich ihm nicht widersetzen«, meinte dagegen Sophia. »Sei vernünftig, Geneviève, mach ihn nicht ernstlich wütend. Es redet doch sowieso der ganze Hof über diese unselige Ohrfeige. Du musst dich mal mit ihm zeigen, damit alle wissen, dass ihr euch wieder vertragt.«
    »Dass wir uns wieder vertragen?«, schnaubte Geneviève. »Sie werden denken, ich sei seine Geliebte und hätte ihn jetzt in Gnaden wieder aufgenommen!«
    Sophia seufzte. Damit hatte Geneviève natürlich Recht, aber die Einladung des Grafen an den Ehrentisch konnte sie trotzdem nicht ablehnen. Sie selbst würde aufatmen, wenn Geneviève ging und die Mädchen allein ließ. Vielleicht würde Flambert dann darauf verzichten, Sophia an seinen Tisch zu bitten.
    Hier hatte sie allerdings die Rechnung ohne den Grafen gemacht. Nachdem

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