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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Messer aus der Kehle und rammte es ihm bis zum Heft in den Rücken. Unbändiger Hass, aufgestaut in vielen Wintern grausamster Unterdrückung, bahnte sich einen Weg tief aus ihrem Innern und entlud sich an dem verhassten Krieger. Wie im Rausch stach sie wieder und wieder auf den leblosen Körper ein. Blut spritzte, lief ihr über die Finger und machte den Griff des Messers schlüpfrig, doch sie stach immer weiter zu, bis sie keine Kraft mehr hatte und erschöpft zusammensackte.

 
     
     

     
     
    In der Morgendämmerung machte sich die kleine Gruppe um Bayard bereit, den Weg fortzusetzen.
    Ajana fror. Während der Nacht war ein feiner Nieselregen niedergegangen, der jedoch nachließ, als das erste Grau am östlichen Himmel den Beginn des neuen Tages ankündigte. Die Feuchtigkeit, die der Regen am Boden und auf den Blättern zurückgelassen hatte, verwandelte sich rasch in einen weichen, fedrigen Nebel, der träge zwischen den Bäumen hing. Mit steifen Gliedern wand sie sich aus der klammen Decke, stand auf und hüllte sich fröstelnd in ihren Umhang.
    Wärme suchend setzte sie sich zu Keelin, der das Feuer neu entfacht hatte, und hielt die kalten Hände den Flammen entgegen.
    Der junge Falkner schaute auf und lächelte. »Kalt?«, fragte er.
    »In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so gefroren.« Ajana hielt die klammen Finger noch dichter an das Feuer.
    »Da oben«, Keelin deutete auf die Berge, »können wir von Glück sagen, wenn wir solch eine milde Nacht erleben.«
    »Bleiben wir denn so lange in den Bergen?« Ajana erschrak. Sie hatte gehofft, dass Bayard einen kurzen Weg über die eisigen Höhen kannte.
    »Eine Nacht bestimmt, vielleicht auch zwei«, erwiderte Keelin. »Das hängt ganz davon ab, wie schnell wir vorankommen und was wir dort vorfinden.« Aus seinem Proviantbeutel holte er einen runden Brotlaib hervor, brach ihn in der Mitte und reichte Ajana eine Hälfte.
    »Danke!« Der Anblick des Brotes erinnerte Ajana daran, wie hungrig sie war. Eine Weile starrte sie kauend in die Flammen, während sich auch die anderen rings um die wärmende Feuerstelle versammelten und sich für den bevorstehenden Marsch stärkten. Die Krieger unterhielten sich leise. Ajana entging nicht, dass sie Mayleas Nähe mieden, doch die jungen Wunand schien das nicht zu kümmern. Mit einem Stück Dörrfleisch in der Hand hockte sie sich neben sie.
    »Gut geschlafen?«, fragte sie.
    »Nicht besonders.«
    »Wirst dich schon noch daran gewöhnen.« Maylea grinste.
    Ajana beschloss, die junge Wunand etwas zu fragen, das sie schon einige Zeit bewegte. Sie beugte sich zu ihr und senkte die Stimme. »Warum kämpfen bei euch nur die Frauen?«
    »Wunandmänner sind zu wertvoll zum Sterben.« Maylea warf einen spöttischen Blick auf die Krieger am Feuer.
    »Zu wertvoll? Was meinst du damit?«
    »In unserem Stamm gibt es nur wenige männliche Nachkommen. Von sieben Kindern, die geboren werden, ist meist nur eines ein Junge.« Sie zog bedauernd die Schultern hoch, seufzte und sagte: »Emo weiß, warum das so ist. Ich habe sieben Schwestern, aber keinen Bruder. Deshalb ist es den Männern unseres Stammes untersagt, in den Krieg zu ziehen.«
    Ajana blickte sie ungläubig an.
    In diesem Augenblick durchbrach ein Sonnenstrahl den Nebel, und Bayard drängte zum Aufbruch. Das Feuer wurde gelöscht, und jeder schulterte sein Bündel. »Wenn alles gut geht, verbringen wir die kommende Nacht in der Garnison«, rief er und übernahm wieder die Führung, während die Krieger ihm schweigend durch den nebelverhangenen Wald folgten.
     
    Als die Schritte der Krieger in der morgendlichen Stille nicht mehr zu hören waren, tauchte zwischen den Bäumen eine dunkle Gestalt auf. Für wenige Herzschläge verharrte sie im Schutz der Bäume und huschte dann geduckt über die Lichtung. An den glimmenden Überresten der Feuerstelle hielt sie kurz inne, bevor sie ihren Weg eilig fortsetzte und die Lichtung auf demselben Weg verließ, den auch die Krieger gewählt hatten.
     
     
     
    In der Finsternis ihres Verstecks erwachte Faizah bei brütender Hitze von dem Rütteln des Pferdewagens. Sie öffnete die Augen.
    Für einen Augenblick geriet sie in Panik. Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte. Da kaum Licht durch die Ritzen der Holzkiste fiel, in der sie sich unter alten Lumpen versteckt hatte, vermutete sie jedoch, dass es noch Nacht war.
    Dieselbe Nacht …
    Nur allmählich erinnerte sie sich an das, was geschehen war … an das Blut, so viel Blut,

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